Eine Hommage an die Hummeln

österr. Briefmarke - Bombus argillaceus
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Fliege ist nicht Fliege! Wespe ist nicht Wespe! Und: Biene ist nicht Biene!
Ja! Die Hummeln gehören zur Familie der Bienen (Apidae).
Ist es nicht so, dass, wenn man von Bienen spricht, in der Regel nur an die Honigbienen in den künstlichen Bienenstöcken gedacht wird? Ist es nicht so, dass man genau an diese Honigbienen denkt, wenn von Blütenbestäubern die Rede ist?

Dabei sind die Wildbienen – zu welchen auch die Hummel gehören – ein viel größerer Faktor für die Bestäubung der Blütenpracht auf den Wiesen und in den Wäldern. Es gibt um ein Vielfaches mehr „Wildbienen“ als Honigbienen in allen Bienenstöcken zusammen.
Vergleicht man die Aktivität einer Honigbiene mit der einer Hummel, so ist die Hummel erwiesenermaßen etwa 3 mal so effizient wie die Honigbiene. Es ist ein schlechter Vergleich, denn ein Hummelvolk zählt zwischen 150 und 600 Individuen. Ein Bienenvolk (1 Stock) kann aber bis zu 10000 Individuen umfassen. Zugegeben. Das sind große Völker. Der Durchschnitt wird wohl deutlich darunter liegen.
Die gute, alte, 'Europäische Honigbiene' (Apis mellifera) ist aber schon längst ausgestorben. Diese domestizierten Bienenvölker der Imker sind Nachzüchtungen. Da sie aber auch einen wirtschaftlichen Faktor darstellen, wird ihre Bedeutung so gelobt.
Nein! Ich habe nichts gegen Bienen. Ich liebe sie und beobachte sie alle Jahre bei ihren Sammelflügen. Sei es am Waldrand oder im Garten an den Apfelblüten.
Aber sie sind eben nicht die Einzigen und mit Sicherheit auch nicht die Wichtigeren als alle wildlebenden Blütenbesucher.

Erdbienen, Sandbienen, Furchenbienen, Blattschneiderbienen oder Mauerbienen und natürlich auch die Gattung der Hummeln sind genauso wichtige Blütenbestäuber. Deren Königinnen gründen ebenfalls Völker, die mit Nektar und Pollen zu versorgen sind und somit in der Pflanzenwelt ihren sehr wichtigen Beitrag leisten. So gibt es Hummeln, die sich total auf gewisse Blüten spezialisiert haben. Blüten, die auf Grund ihrer Blütenform von Honigbienen gar nicht „bedient“ werden. Zum Beispiel fliegt die Einsenhuthummel (Bombus gerstaeckeri) ausschließlich auf Eisenhut. Wesentlich spezialisiert sind aber da noch einige Wildbienenarten wir z.B. die Efeu-Sandbienen, die ausschließlich den blühenden Efeu im Herbst anfliegen.

Österreichweit sind 45 Hummelarten bekannt. Davon kommen im Bundesland Salzburg wahrscheinlich 35 Arten vor. Und bei uns im Pinzgau? Es sollten 26-28 Arten sein. Genau weiß man das (noch) nicht. Selber nachgewiesen habe ich bislang 23 verschiedene Arten.
Niemand weiß, wie viele Hummelvölker sich in einem gewissen Gebiet bewegen. Die Feldforschung steckt da in Kinderschuhen und es ist offensichtlich schwer, aus diesen hinaus zu wachsen.
Wer gibt schon Geld aus für eine so „unnütze“ Tätigkeit? Damit lässt sich kurzfristig kein Geld verdienen und überhaupt: wem soll das dienen?
Natürlich uns allen! Denn wenn wir die Lebensräume diese so wichtigen Insektengruppe immer mehr vernachlässigen und zerstören, werden wir sie letztendlich nicht mehr haben. Und was kommt dann? Mit dem Aussterben dieser Blütenbestäuber stirbt auch unsere Vielfalt an Blütenpflanzen. Das Vakuum kann die Honigbiene gar nicht auffüllen.
Wenn wir weiterhin unsere Natur- und Lebensräume so zerstören, wie es aktuell überall zu beobachten ist, gehen wir sehr rasch auf sehr einfärbige Zeiten zu (grün wie das Gras). Wenn Wiesen 5 mal im Jahr gemäht werden können keine Blütenpflanzen mehr hochkommen. Damit ist die Lebensgrundlage aller Blütenbesucher bedroht. Sie ziehen sich zurück, werden weniger bis sie letztendlich aussterben.
Die Kultivierung der Berg- und Almwiesen rückt immer höher. Wohin sollen sich diese Tier noch zurückziehen?

Müsste nicht ein Aufschrei durch die Gesellschaft gehen? Die so genannte „Krefeld-Studie“ – gerade erst einmal herausgekommen – beweist, dass in den letzten 25 Jahre die Biomasse der Insekten um 75% (= Dreiviertel) abgenommen hat! Objektiv!
Wem ist es nicht schon aufgefallen, dass bei Autofahrten fast keine Insekten mehr an der Windschutzscheibe zermatscht werden? Das ist die subjektive Wahrnehmung!

Wie leicht wäre es, die Artenvielfalt zu erhalten?! Wenn man schon eine Wiese 5 mal im Jahr mähen will (muss), dann könnte man doch jeweils an den Feldrändern eine durchgehenden, etwa 2-3 Meter breiten Streifen lassen, der dann nur mehr 1 mal im Jahr, im Spätsommer gemäht wird. Wenn das der Nachbar auch machen würde hätten wir durchgehende Biotope, die dann nicht nur von den bestäubenden Insekten als Lebensraum genutzt würden.
Eine andere Frage sei aber auch noch erlaubt: Warum mussten alle Büsche und Bäume, die einst an den Feldergrenzen standen, radikal abrasiert werden? Sie standen wohl kaum jemandem im Weg und hätten eine so wichtige Funktion für die Biodiversität unserer Region gehabt.

Mit dem Alter kommt die Einsicht und das Verständnis für die Natur (sagt man). Hoffentlich sinkt diese Altersgrenze schnell und stark, denn die jetztigen Jungen haben es in der Hand, die Artenvielfalt für die nächsten Generationen zu erhalten.
Die Hummeln gehören dazu! Diese bepelzten, tief brummenden, eher langsam fliegenden „Bomber“ (Bombus) sind für uns Menschen harmlos. Ich kenne niemanden, der im Feld von einer Hummel gestochen wurde. Auch die anderen Wildbienen nehmen eher Reißaus als dass sie zum Angriff übergehen.

Für alle diese wild lebenden Bienen (Hummeln) habe ich eine personalisierte Briefmarke bei der Österreichischen Post erstellen lassen. Sie zeigt die wohl größte, heimische Hummel: Bombus argillaceus. Diese erreicht im Saalfeldner Becken ihre nördliche Verbreitungsgrenze in Österreich und es ist zu hoffen, dass ihre Lebensräume (Waldränder oder Uferböschungen mit ausgeprägtem Taubnesselbewuchs) noch lange erhalten bleiben. Gülle und Kunstdünger zerstören aber diese Biotope radikal. Es bleibt zu hoffen, dass es dann noch ausreichend Rückzugsgebiete gibt.
Fragen zur Briefmarke an: guntram@ guntram.at

österr. Briefmarke - Bombus argillaceus
zerstörter Lebensraum. Saalachböschung abrasiert bis unter die Grasnaben!
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