Podiumsdiskussion in Mittersill: Angst wegen des neuen Raumordnungsgesetzes

Die Podiumsteilnehmer mit der Organisatorin Birgit Weißenbichler-Kallunder (Lernende Region Oberpinzgau). | Foto: Christa Nothdurfter
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MITTERSILL (cn). Donnerstag Abend, vergangene Woche: Am Podium der von der "Lernenden Region Oberpinzgau" organisierten Veranstaltung sitzen neben der Expertin Gerlind Weber (ehemalige Leiterin des Instituts für Raumplanung an der BOKU Wien) die für die Raumordnung zuständige LH-Stv. Astrid Rössler, die beiden Bürgermeister Peter Nindl (Neukirchen) und Wolfgang Viertler (Mittersill) sowie der junge Mittersiller Stadtrat Fabian Scharler.

Das Thema polarisiert

Etwa 200 Interessierte sind dabei. Etliche von ihnen lassen ihren Ärgernissen freien Lauf, stellen kritische Fragen oder legen ihre Standpunkte dar. Es ist offensichtlich, dass das Thema polarisiert. Und: Den einen geht es um die ganze Region, den anderen um ganz persönliche finanzielle Nachteile, welches ihnen das sich noch in Arbeit befindliche neue Salzburger Raumordnungsgesetz voraussichtlich bringen wird.

Es scheint nur ein "Entweder/Oder" zu geben

Am Podium selbst ist man großteils zwar um Sachlichkeit bemüht, trotzdem erhält man als Zuhörer hauptsächlich den Eindruck, dass es bei diesem Thema nur ein absolutes "Entweder/Oder" geben würde: Entweder ein nachhaltiger und sinnvoller Umgang mit den zur Verfügung stehenen Ressourcen und damit das völlige Erlahmen von Wirtschaft und Tourismus oder eben umgekehrt: Eine zügellose Verbauung der Landschaft und damit eine Art Garantie dafür, dass es auch in Zukunft genug Arbeitsplätze und eine gute Lebensqualität für die Bevölkerung geben werde.

"Spagat zwischen Naturschutz und baulicher Entwicklung"

Fabian Scharler spricht zwar davon, dass es darum geht, einen "Spagat zwischen Naturschutz und baulicher Entwicklung zu finden, sodass die Menschen weiter hier leben können". Wie dieser Weg aussehen soll, kommt nicht wirklich zur Sprache; es werden auch keine Positivbeispiele aus anderen Regionen präsentiert. Dazu scheint die Thematik offenbar auch zu komplex - der Themen-Bogen spannt sich an diesem Abend von Zweitwohnsitzen und Chaletdörfern über zu lange Verwaltungsabläufe bis hin zum Nationalpark Hohe Tauern oder zur internationalen Finanzpolitik.

Einige Statements

Astrid Rössler: "Bauland-Umwidmungen in roten Zonen sind ein absolutes No-Go. Das würde Gefahr für Leib und Leben bedeuten; ich würde mich des Amtsmissbrauches schuldig machen."

Wolfgang Viertler: "Wir müssen uns dagegen verwehren, dass - wie im Stubachtal geschehen - ganze Landstriche zur roten Zone werden." Oder: "Die Natur ist wichtig, der Mensch ist wichtig - aber zuerst kommt immer noch der Mensch."

Peter Nindl: "Es ist eine Tatsache, dass in alpinen Regionen neue Formen der Gastronomie entstanden sind. Wenn die Umstände passen, haben Chaletdörfer durchaus ihre Berechtigung. Wir vom Regionalverband Oberpinzgau gehen da sehr punktuell vor. Auch andere Bereiche wie Baulandsicherungsmodelle oder Sozialwohnungen werden abgedeckt. Nach wie vor ist es bei uns sehr lebenswert."

ZUR SACHE
Mit der Universitätsprofessorin i. R. Gerlind Weber saß in Mittersill auch die ehemalige Leiterin des Instituts für Raumplanung an der Universität für Bodenkultur in Wien am Podium. Sie führte aus, warum "der Boden" geschont werden soll: "Erstens wegen des Klimaschutzes, zweitens ist er hinsichtlich der erneuerbaren Energien das ,Gold der Zukunft', drittens ist für eine gesunde Landwirtschaft ein gesunder Boden vonnöten und viertens ist eine zerschnittene und verschandelte Landschaft im Tourismus kein gutes Verkaufsargument."

Nachfolgend noch ein Kommentar der Redakteurin:

"Im Sommer hat sich die Salzburger Landesregierung auf die Eckpunkte des kommenden Raumordnungsgesetzes geeinigt. Es sind dies u. a. befristete Bauland-Widmungen und somit weniger Spekulationen, der Abbau des Baulandüberhanges, das Eindämmen weiterer Zersiedelung sowie die Stärkung der Ortskerne und neue Maßnahmen gegen illegale Zweitwohnsitze. Beim letzten Punkt sind die Experten noch am Tüfteln, ansonsten ist vieles ausgearbeitet. Im Vorfeld von Reformen brodelt oft die Gerüchteküche, hier ist es nicht anders. Fakt ist etwa: Man muss keine Angst haben, dass das von den Eltern geerbte Haus als illegaler Zweitwohnsitz gesehen wird. Kürzlich gab es zum neuen Gesetz eine Podiumsdiskussion in Mittersill. Und weil es dort ganz anders vermittelt worden ist, wird hier festgehalten, dass die Oberpinzgauer keine homogene Menschenschar ist, die sich in Personalunion vor Neuerungen fürchtet und Fachleute von außerhalb als eine Art natürlicher Feinde betrachtet. Viele Leute wissen nämlich durchaus, dass eine kompetente Betrachtung von außen oft interessante Lösungen bieten kann."

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