Saalfelden im Ersten Weltkrieg: Kriegsgefangene als Erntehelfer
Schwerpunkt 100 Jahre Republik
SAALFELDEN. Mit dem Bau und der Eröffnung der Westbahnstrecke im Jahre 1875 begann für Saalfelden ein neues Zeitalter. Mit dem dadurch einsetzenden Wirtschaftsaufschwung wurde auch die Infrastruktur des Ortes wesentlich verbessert. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges wurde diese positive Entwicklung jäh gestoppt, der Kampf ums tägliche Überleben war nun wichtiger. Der Ort blieb vom unmittelbaren Kampfgeschehen zwar weitgehend verschont, diese Jahre hatten aber weitgehende Auswirkungen auf die Region.
Um den kriegsbedingten Mangel an Arbeitskräften aus zu gleichen, wurden russische Kriegsgefangene als Feldarbeiter eingesetzt. Sie wurden vom Kriegsgefangenenlager Grödig an die Bauern zur Arbeit überstellt. Manche lebten unter schlimmen Bedingungen. Die Saalfeldnerin Frieda Embacher, eine Tischlertochter geb. 1908, erinnert sich: "Und so einen Hunger haben sie gelitten - sind ja furchtbar viele drauf gegangen. (...) Ein Bild ist mir unvergesslich: Ein Russe mit einem Haxn von einem toten Ross, an dem hat er genagt. Und die Krautstrünke haben sie sich von den abgeernteten Feldern geholt und faulige Erdäpfel, die bei der Ernte liegen gelassen worden sind."
Gefährlicher Kontakt
Beziehungen zwischen einheimischen Frauen und den Kriegsgefangenen waren verboten und daher für beide Seiten gefährlich. Embacher berichtet auch darüber: "Da ist manchmal eine geächtet worden, die sich ein bissl was angefangen hat mit einem Russen oder einem Franzosen. Wenn sie immer beinand sein müssen und miteinander arbeiten ist das ja auch kein Wunder - und der Mann ist nicht da." (Aus: Salzburg im Ersten Weltkrieg, Böhlau Verlag). Die Russischen Kriegsgefangenen Fielib und Bantilimann haben beim Ritzenbauern gearbeitet und im Schloss Ritzen gewohnt.
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