Weg von den Skipromis und hin zur Bestattung
Ein Gespür für die Menschen: Das braucht ein Servicemann und das braucht erst recht ein Bestatter.
HOLLERSBACH/ZELL AM SEE (cn). "Die Zeit heilt nicht alle Wunden, sie lehrt nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.'" - Dieses Zitat von Rainer Maria Rilke findet sich auf der Hauptseite der sehr pietätvoll gestalteten Homepage der Firma "Bestattung Gschwandtner".
Die Chefs des Unternehmens mit den Standorten in Hollersbach und Schüttdorf sind Horst und Eva Gschwandtner. Der 54-jährige Horst ist vielen Pinzgauern aus früheren Medienberichten bekannt, denn als Service-Mann im ÖSV-Skizirkus hatte er intensiven Kontakt zu Idolen wie Petra Kronberger, Fritz Strobl oder Günther Mader.
Unterschiedliche Charaktere
"Bei den Sportlern sind natürlich die unterschiedlichsten Charaktere dabei. Petra Kronberger beispielsweise war sehr emotional. Zum Glück hatte ich schon damals ein gutes Gespür für die Menschen, denn als Servicemann ist man auch eine Art Psychologe."
Aber wie kam er überhaupt zu diesem Job? Nun, der Oberpinzgauer war in jungen Jahren selbst Skirennfahrer und wurde österreichischer Schüler- und Jugendmeister. Zu dieser Zeit absolvierte er auch eine Elektrikerlehre bei der Mittersiller Skifirma Blizzard. Die Skikarriere fiel jedoch einem Arbeitsunfall, an dessen Folgen der junge Mann lange laborierte, zum Opfer. Doch der Kontakt zum Skizirkus war gegeben, und so fügte sich eines zum anderen.
Daheimbleiben war angesagt
Und eines zum anderen hat sich auch später wieder gefügt, als Horst Gschwandtner nach 25 Jahren als Servicemann (zunächst für Blizzard und dann für Salomon) genug hatte vom Reisen und vom Weg-sein. Vor neun Jahren nämlich kam das erste gemeinsame Kind von Eva und Horst zur Welt - mittlerweile sind es drei - und somit war der Zeitpunkt zum Daheimbleiben gekommen. "Als meine beiden Töchter aus erster Ehe aufgewachsen sind, war ich sehr wenig zuhause; das sollte sich nicht wiederholen."
Berührende Aspekte
Durch einen langjährigen Freund, der unter anderem ein Bestattungsunternehmen betreibt, kam Horst Gschwandtner als dort Angestellter schließlich zu diesem doch nicht ganz alltäglichen Beruf. Mittlerweile selbständig - als Geschäftsführer ist derzeit noch der langjährige Zeller Bestatter Hans Aigner für das Ehepaar Geschwandtner aktiv - können Horst und Eva Gschwandtner von vielen berührenden Aspekten ihres Berufes, den sie gemeinsam ausüben, erzählen.
Viel Gutes kommt zurück...
"Oft denken Leute, der Beruf als Bestatter wäre schlimm, weil man so viel mit traurigen Menschen zu tun hat. Das stimmt nur bedingt, denn man bekommt so viel zurück. Und es ist auch eine schöne Herausforderung, zu spüren, was die Angehörigen gerade brauchen - stilles Mitfühlen, das Gespräch, einen Händedruck, vielleicht sogar eine Umarmung und gegebenenfalls auch noch Kontakt, wenn die Beerdigung schon eine Zeitlang vorbei ist."
"Viel miteinander reden"
Die beiden sind sich auch darin einig, dass man keinesfalls "abgebrüht" wird: "Die Schicksale der Angehörigen nehmen uns oft sehr mit, aber wir verarbeiten das, indem wir viel miteinander reden."
Apropos Schicksal: Der erste Verstorbene, dessen sich das Ehepaar als selbständige Bestatter annahm, war ganz unerwartet der Vater von Eva Gschwandtner. Sie sagt: "Das fiel natürlich enorm schwer, aber letztendlich sind wir gestärkt daraus hervorgegangen."
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