Sinnvoll bauen statt zubetonieren
SAALFELDEN. Nur rund acht Prozent aller Gebäude werden von Architekten geplant. Könnten Bausünden vermieden werden, wenn diese Zahl höher wäre? Die Initiative Pinzgauer Architekten (PAI) und Ingenieurkonsulenten lud in der HTL Saalfelden zur Diskussion über "Der Architekturwettbewerb als Garant für eine qualitätsvolle Bebauung und gegen eine Verschandelung von Ortsbildern und Landschaft?"
Hoher Flächenverbrauch
"Ich denke, niemandem gefällt, was auf den grünen Wiesen entstanden ist, vieles davon passiert eher zufällig", meinte Journalist Tarek Leitner, der als Vortragender eingeladen war. Der Autor von zwei Büchern über Bausünden in Österreich ist innerhalb kurzer Zeit bereits zum zweiten Mal im Pinzgau. Aber nicht, weil es hier besonders schiach sei, wie er versichert. Aber einige Aspekte, die er anprangert, finden sich auch in den hiesigen Gemeinden, dazu gehört u. a. der hohe Bodenverbrauch und der große Anteil an Flächen für den Einzelhandel. Auf die Frage aus dem Publikum, warum die Österreicher Weltmeister bei den Verkaufsflächen sind, führte Leitner an, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen es den Konzernen hier sehr einfach und billig machen. "Schuld ist die Politik", meinte Architekt Wolfgang Sitka von der Initiative PAI und führte das Beispiel der Filialen von Hofer, MPreis und DM an, die von Stuhlfelden abgesiedelt wurden, um am Kreisverkehr in Mittersill in größerer Dimension wieder aufgebaut zu werden. Die Hofer-Filiale zählt jetzt mit 1.000 m² Verkaufsfläche zu den größten in ganz Österreich.
Grundstücke mobilisieren
Landtagsabgeordneter Simon Heilig-Hofbauer, der für LH-Stv. Astrid Rössler eingesprungen ist, versicherte, wo das Land Einfluss nehmen könne, seien diese Auswüchse gestoppt worden. Er sieht daher vor allem die Gemeinden in der Verantwortung. Durch den anhaltenden Online-Boom würden diese riesigen Verkaufsflächen zudem gar nicht mehr benötigt. Er plädiert für eine Nachverdichtung durch das Aufstocken von vorhandenen Bauten, z. B. Wohnungen auf Supermärkten und das Schließen von Baulücken. Nicht genutzte Grundstücke müssten mobilisiert werden. Man müsse auch den Mut haben, Rahmenbedingungen zu ändern, forderte Architekt Heinz Plöderl. "Einfamilienhäuser gehören nicht gefördert." Grundstücke, die sich weit weg vom Zentrum befinden, seien zwar besonders billig, kämen jedoch langfristig teuer, weil keine Infrastruktur vorhanden sei. Plöderl plädiert zudem für den Architekturwettbewerb mit offenen Vergaben, denn so finde man die besten Lösungen. "Wäre das Parkhaus in Saalfelden nicht europaweit ausgeschrieben worden, hätte es nicht so eine spannende Lösung gegeben", so Plöderl.
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