Aufs und Abs des Kammerlanders
Der Südtiroler Extrembergsteiger berichtet über 40 Jahre im Seil
Vom Hausberg Moosstock auf den Mount Everest, so könnte man die „steinige“ Reise des Südtirolers Hans Kammerlander grob umreißen. Was er aber tatsächlich in seinem Leben, das ein ewiges „Bergauf und Bergab“ im wahrsten Sinne des Wortes ist, erlebte, erfuhren Interessierte bei seinem Vortrag „Am seidenen Faden“ in Schwarzach.
SCHWARZACH (jb). Nach Extremläufer Christian Schiester im vergangenen Jahr holte „Tri+Run Autohaus Mayr“ mit Fredl Zitzenbacher, Bürgermeister Andreas Haitzer und Rudi Mayr zum zweiten Mal einen Extremsportler nach Schwarzach. Hans Kammerlander füllte den Festsaal mit unglaublichen 450 Berginteressierten, denen faszinierende Bilder, erschreckende Geschichten und atemberaubende Erlebnisse in dem eineinhalbstündigen Vortrag „Am seidenen Faden – von Südtirol zum Jasemba 7.350 Meter“ geboten wurden. In seiner, im wahrsten Sinne des Wortes, steinernen, 40-jährigen Reise auf die höchsten Berge der Welt hat Kammerlander dreizehn der vierzehn Achttausender erklommen. Angefangen hat dabei alles am Seil des Bruders, an dem er als 16-Jähriger die Passion Gebirge für sich entdeckte. „Als junger Kletterer war ich gipfelorientiert und frech, dabei auch ohne Seil unterwegs. Der Respekt vor dem Berg kam erst später“, blickt Kammerlander zu seinen Anfängen zurück, „heute sind die Erinnerungen an die Erlebnisse wichtiger als der Alpine Wettbewerb und auch die Kultur und die Menschen rund um die Berge, die ich besteige, wurden immer bedeutender für mich.“
Einer fehlt noch – Scheitern als Erlebnis
„Der K2 war der schwierigste Berg für mich“, so Kammerlander, der für diese Besteigung drei Anläufe benötigte, „aber die Expeditionen, die scheitern, bilden viel intensivere Berg-Erlebnisse.“ Der Achttausender, der noch fehlt, ist der 8.163 Meter hohe nepalesische Manaslu, auf dessen Besteigungsversuch zwei Kletterpartner und Freunde Kammerlanders auf tragische Weise ums Leben gekommen sind. „Aus den Erfahrungen dieser Jahre habe ich gelernt umzukehren, auch wenn ich das Gefühl habe, es müsste doch noch gehen...“, berichtet Kammerlander, „diese Erlebnisse prägten mich natürlich besonders.“
Gipfelorientiertheit war einmal
Nach seiner 40-jährigen Berggeschichte, in welcher Kammerlander bei den verrücktesten Aktionen beteiligt war (in 24 Stunden die vier Grade des Matterhorns besteigen, in 24 Stunden die Nordwände des Ortler und der Großen Zinne, die Distanz von 246 km Asphalt zwischen beiden Bergen von Sulden nach Toblach überwindet er auf dem Rad), hat er heute mehr Interesse an unkonventionellen Aktionen. „Im Gegensatz zum Projekt Seven Summits, in welchem die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente bestiegen werden, würden mich die zweithöchsten Berge mehr reizen“, scherzt Kammerlander, der meint, dass die zweithöchsten Berge die schwereren wären, „auch ein spannendes Projekt wäre, die Matterhörner der Kontinente zu suchen, also die Berge, die optisch dem Matterhorn am ähnlichsten sind, und sie zu begehen.“
Auch der Extremsportler für 2011 steht schon fest, es wird der Radfahrer Wolfgang Fasching sein, der auch das Race Across America gewonnen hat. Am 31. Oktober 2011 wir er ebenfalls im Festsaal in Schwarzach erwartet.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.