"Ich will in die Top 10 im Gesamtweltcup"

Teresa und Luis Stadlober tankten daheim in Radstadt noch einmal Energie, ehe die beiden zur finalen Saisonvorbereitung nach Finnland reisten.
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RADSTADT. Bevor es für Teresa und Luis Stadlober am Dienstag nach Finnland ging, trafen die Bezirksblätter das Langlauf-Geschwisterpaar zu Hause in Radstadt. Im ausführlichen Interview sprachen die Sportler über ihre Vorbereitung, Weltcup-Ziele, Olympia, den Stellenwert des Langlaufsports in Österreich und das leidige Thema Doping.

An welchen Rädchen muss bei eurer finalen Saisonvorbereitung in Finnland noch gedreht werden?
TERESA STADLOBER: Ich habe heuer wenig Gletschertraining gehabt, deshalb sind Schneekilometer jetzt besonders wichtig. Im Oktober ist der Trainings-Umfang immer am größten und auch die Intensitäten sind sehr hoch. In Finnland geht es jetzt im November an die gezielte Wettkampfvorbereitung, also kürzere Einheiten mit noch höheren Intensitäten. Deshalb sind die ersten Rennen immer die härtesten.

LUIS STADLOBER: Beim ersten Rennen läufst du gleich im roten Bereich. Es braucht das intensive Training in der letzten Phase, sonst gehst du mit der hohen Belastung im ersten Wettkampf gleich drüber. Wenn man das nicht gewohnt ist, bist du sofort KO, das Laktat wird langsamer abgebaut und man regeneriert nicht so schnell. Bis zum Weltcup-Start muss der Mix passen – Anspannung braucht's, damit man fokussiert ist. Aber auch Lockerheit ist wichtig, sonst wirst du zu hektisch.

Trainiert ihr in dieser Phase noch mit den Teamkollegen oder eher individuell?
TERESA: Grundsätzlich wird das Training schon individueller. Luis und ich haben einen ähnlichen Trainingsplan. Die letzte Phase ist persönlich ganz wichtig für die eigene Feinabstimmung. Da muss man von Tag zu Tag schauen, ob gemeinsames oder einzelnes Training sinnvoller ist – gerade im Hinblick auf die drei FIS-Rennen in Finnland vorm Weltcup-Auftakt. Wir brauchen diese Rennerfahrung, weil wir über die Rennen besser werden.

LUIS: Das Training mit der Mannschaft hat natürlich Vorteile, weil der Vergleich mit Kollegen schon auch wichtig ist. Die FIS-Rennen sind für uns der perfekte Abschluss der Vorbereitung, weil ein Rennen immer strukturierter ist als ein Training. Einen 10er mit Vollgas im Training zu laufen ist was anderes als im Wettkampf mit Zeitnehmung – da hast du es einfach schwarz auf weiß.

Luis, du hast in letzter Zeit oft verletzungsbedingte Probleme gehabt. Ist dein Sommer heuer nach Wunsch verlaufen?
LUIS: Nach den zwei Meniskus-Operationen hat sich letztes Jahr die Reha über die ganze Vorbereitung gezogen. Auch die immer wieder auftretenden Rückenschmerzen waren ein Problem. Heuer ist aber alles nach Plan verlaufen. Beim Knie muss ich allerdings noch immer aufpassen, längere Bergtouren kann ich zum Beispiel noch nicht machen. Deshalb habe ich die Reize im Training auch dementsprechend gesetzt – mit Roller-Trainings und viel Stabiliätstraining.

Was habt ihr euch in der Olympia-Saison für den Weltcup und die Tour de Ski vorgenommen?
TERESA: Im Gesamtweltcup möchte ich heuer die Top 10 erreichen. Als 12. war ich im Vorjahr schon recht gut dabei. Bei den Distanzrennen, die ja meine Stärke sind, werden dafür heuer einige Ergebnisse unter den ersten zehn oder sogar in den Top 6 notwendig sein. Auch bei der Tour heißt das Ziel wieder Top 10. Da könnte es vielleicht sogar noch weiter nach vorne gehen, weil einige Spitzenkandidaten schon wegen Olympia abgesagt haben. Ein großes persönliches Ziel ist eine Platzierung unter den besten sechs Ende Jänner beim Heimweltcup in Seefeld.

LUIS: Für mich ist es wichtig, heuer öfter in den Sprint-Finalläufen dabei zu sein. Dazu muss ich mich regelmäßig bei den Prologen qualifizieren. Letztes Jahr ist mir das leider nur einmal gelungen, da war ich oft zwischen den Rängen 30 und 40. Wenn ich es schaffe, mich regelmäßig zu qualifizieren, dann ist viel möglich und dann kann es auch Richtung Halbfinale gehen. Auch bei der Tour habe ich die Sprints im Visier, weil kurz darauf dann noch Sprintweltcups folgen. Der Weltcup in Seefeld hat natürlich auch für mich einen hohen Stellenwert. Es wäre super, dort gut dabei zu sein, um positive Erfahrungen für die Heim-WM 2019 sammeln zu können.

Ihr wart 2017 erstmals gemeinsam bei einer WM, im Februar 2018 könnte es vielleicht gemeinsam zu den Olympischen Spielen gehen. Was darf man als Athlet bei einer Großveranstaltung erwarten und was darf man erhoffen?
TERESA: Vornehmen kann man sich eigentlich nichts, denn Olympia hat eigene Gesetze. So ein Event ist etwas Einzigartiges, das geht schon bei der Einkleidung ohne Sponsoren los. Dazu kommt die große Zeitverschiebung in Südkorea, man muss sich auch an das Essen und die Menschen erst gewöhnen. Zu Olympischen Spielen kommst du nur selten hin und musst am Punkt die Leistung bringen, da muss alles passen. Überraschungen sind da immer möglich.

LUIS: Olympia ist natürlich heuer das große Ziel, da will man unbedingt dabei sein. Einen Wettkampf bei einem Großereignis kann man nur schwer wie ein normales Rennen behandeln. Das ganze Drumherum ist etwas Besonderes, die Medienpräsenz ist viel größer als bei normalen Weltcuprennen, du stehst immer im Fokus. Außerdem ist Südkorea als fremdes Land ein spezieller Anreiz. Das ist ganz was anderes, als wenn die Spiele in Skandinavien oder Italien ausgetragen würden.

Habt ihr auch Bedenken wegen der Sicherheit, wie sie etwa Felix Neureuther schon geäußert hat?
LUIS: Sollte im Vorfeld wirklich Gefahr drohen, dann würde bestimmt vorher der Stecker für die Spiele gezogen. Ich glaube aber, dass Südkorea ein relativ sicherer Ort sein wird. Da hilft die Staatengemeinschaft zusammen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Jetzt mache ich mir dazu aber keine Gedanken. Da muss man erst die Entwicklung der Situation bis zum Jänner abwarten.

TERESA: Wir wollen uns auf jeden Fall qualifizieren und hinfahren. Aber Sicherheit hat natürlich oberste Priorität. Sollte es Probleme geben, dann kann man eine Entscheidung zur Teilnahme erst in den letzten Wochen treffen.

Der Langlauf-Spitzensport kämpft in Österreich mit der Beliebtheit. Wie beurteilt ihr die heimische Situation im Vergleich mit einer Langlaufnation wie Norwegen?
TERESA: Es ist bei uns schwierig, Leute dafür zu begeistern, weil Ausdauersport generell ein sehr harter Sport ist. Es dauert extrem lange, bis man ein internationales Niveau erreichen kann. Dazu kommt, dass Langlaufen kein Fernsehsport wie Biathlon ist. In Norwegen hingegen gibt es eine ganz andere Vereinsstruktur, jeder Ort hat seinen eigenen Ski-Club, wo alle zusammen helfen. Bei uns fehlen da die Dichte an Trainingsmöglichkeiten und auch ein bisschen die Idole. Natürlich sind auch die Dopingfälle in Österreichs Langlaufgeschichte fatal für den Sport.

LUIS: In Norwegen ist Langlaufen der Nationalsport, der viel stärker gefördert wird. Die Norwegische Meisterschaft ist ein TV-Highlight – die Österreichische Meisterschaft ist gut und schön, aber interessiert leider nicht so viele Leute. Da hinkt Österreich deutlich hinterher. Klar fehlen auch die Idole, das sieht man zum Beispiel beim Tennis. Wenn Thiem gut spielt, sind wir die Tennis-Nation, wenn Thiem nicht wäre, sähe es anders aus. Im Langlauf ist eben der Sprung zwischen den Junioren und der Allgemeinen Klasse extrem, die meisten brauchen ein paar Jahre, um das aufzuholen.

Ihr habt die Dopingfälle der Vergangenheit angesprochen – wie oft werdet ihr mit dieser Thematik konfrontiert?
TERESA: Ich werde oft auf das Thema angesprochen. Im Langlauf hat man immer mit Vorurteilen zu kämpfen. Für den Ruf des Sports sind solche Fälle extrem schädigend. Auch im Biathlon werden immer wieder Dopingsünder aufgedeckt, dieser Sport genießt aber trotzdem einen besseren Ruf als Langlauf an sich, weil er spannender zum Zuschauen ist.

LUIS: Die Fälle in den letzten Jahren waren katastrophal für Sport. Für uns war der Fall Joe Dürr sehr ernüchternd und extrem enttäuschend. Joe war einer, der den Langlauf nach den Ereignissen von Turin wieder ins rechte Licht rücken hätte können. Er hat die Präsenz wieder erhöht – dann kam plötzlich der Schlag, der vieles kaputt gemacht hat. Aber es ist gut, dass man ihn erwischt hat und dass er nicht von irgendjemandem geschützt worden ist.

Müsste es noch strengere Dopingkontrollen geben?
LUIS: Es ist wichtig, dass es für organisiertes Doping sehr strenge Strafen gibt. Man darf aber einen, der versehentlich ein verunreinigtes Medikament eingenommen hat, nicht über den gleichen Kamm scheren und lebenslang sperren. Als Sportler musst du natürlich immer selber schauen, dass alles passt. Mittlerweile kann man über Apps der Nada selbst kontrollieren, was erlaubt ist. Da liegt die Verantwortung immer bei dir selbst. Es gibt aber auch da zwei Klassen. Bei uns wird sicher viel strenger kontrolliert als etwa in Sibirien. Man hört auch immer wieder von Herzinfarkten mit 35 Jahren – da weiß man dann, dass etwas Dubioses im Gange war.

TERESA: Bei mir persönlich haben sich die Kontrollen mit meiner Leistung verändert. Ich bin jetzt im höchsten Testingpool, habe ca. 15 Kontrollen im Jahr, muss täglich meinen Übernachtungsort und bestimmte Tätigkeiten wie Massagen oder Trainings angeben, damit das stichprobenartig kontrolliert werden kann. Der Zeitplan ist schon sehr streng. Es gehört aber immer die Selbstverantwortung als Sportler dazu. Mittlerweile gibt es auch im Amateursport schon Dopingfälle. Es ist Wahnsinn, seinen Körper selbst so einer Gefahr auszusetzen.

Teresa und Luis Stadlober tankten daheim in Radstadt noch einmal Energie, ehe die beiden zur finalen Saisonvorbereitung nach Finnland reisten.
>Teresa und Luis Stadlober streben nach dem zweiten gemeinsamen Großereignis: Olympische Spiele in Südkorea. | Foto: Photo-Austria.at/Hans-Peter Steiner
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