Bernhard Gruber
"Ich würde schon noch gern voll andrücken"

Seinen unbändigen Willen hat Berni Gruber in der Welt-Elite der nordischen Kombinierer stets bewiesen. Mit gleichem Willen geht er jetzt die Regeneration seines Herzens an.  | Foto: ÖSV/Clemens Derganc
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  • Seinen unbändigen Willen hat Berni Gruber in der Welt-Elite der nordischen Kombinierer stets bewiesen. Mit gleichem Willen geht er jetzt die Regeneration seines Herzens an.
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Der Leistungssport fehlt Ex-Kombinierer Bernhard Gruber bereits. Der Bad Hofgasteiner erzählt von seinem Weg zurück in ein gesundes Leben.

BAD HOFGASTEIN. Nach seinem zweiten Eingriff am Herzen musste Bernhard Gruber seine Sprung- und Langlaufski an den Nagel hängen – zumindest Spitzensport ist für den nordischen Kombinierer aus Bad Hofgastein gesundheitlich nicht mehr drin. Im Interview verriet er aber, dass ihn der Sport trotzdem nicht so schnell loslassen wird.

Ihr Karriereende ist aufgrund von Herzproblemen unfreiwillig gekommen. Wie kommen Sie mittlerweile damit zurecht?
BERNHARD GRUBER: Es war klar, als ich mich mit den Ärzten unterhalten habe, dass eine erneute Rückkehr in den Spitzensport mit vier Stents ein zu hohes Risiko wäre. Ich bin rausgerissen worden und das tut natürlich noch immer weh. Ich kann aber schon wieder viel machen, auch locker langlaufen oder Skitouren gehen. Daneben bin ich in der ambulanten Reha in Salzburg. Beim Skispringen durch die Luft zu segeln vermisse ich aber sehr.

Aus dem Spitzensport auszusteigen ist für jemanden, der seinen Körper immer an die Grenzen getrieben hat, sicher schwierig?
BERNHARD GRUBER: Nach dem ersten Eingriff war mit den beiden Stents wieder fast alles möglich. Meine Werte waren identisch wie in den Jahren zuvor. Ich hab mich richtig gut gefühlt, auch wenn ich mich beim Intervalltraining bis an die Grenzen – fast bis zum Speiben – gebracht habe. Beim erneuten Vorfall in Lahti kamen mehrere Faktoren hinzu, wie zum Beispiel Wettkampfstress oder Dehydration und hier ist die Gefahr definitiv größer. Ich bin aber froh, dass die Rettungskette so gut funktioniert hat, der Kardiologe hat wirklich Maßarbeit geleistet. Derzeit kann ich wieder im Grundlagenbereich und im Bereich Stoffwechsel-Ökonomisierung trainieren. Bei 120 bis 140 Puls können die Stents wieder gut einwachsen, das Herz ist Belastung gewöhnt und Bewegung ist die beste Medizin. Es taugt mir einfach, dass ich wieder raus kann.

Langlaufen ist für den Bad Hofgasteiner immer noch eine Passion, statt Spitzensport jetzt eben als Gesundheitssport.  | Foto: ÖSV/Clemens Derganc
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Ist es bei Ihrem leistungsfähigen Herzmuskel nötig, das Herz langsam zurück zu trainieren?
BERNHARD GRUBER: Es ist gefährlich, sofort mit dem Leistungssport komplett aufzuhören. Man sollte in abstufenden Trainingseinheiten von Woche zu Woche das Herz abtrainieren. Das wird aber bei mir nicht der Fall sein und ich muss mir da nicht so viele Sorgen machen, weil ich mich weiterhin vielseitig sportlich betätigen will: Rad fahren, laufen, schwimmen, Volleyball – je vielseitiger, desto besser.

Wie bändigen Sie Ihren unheimlichen Siegeswillen, um vom Leistungsgedanken wegzukommen?
BERNHARD GRUBER: Das ist schwierig, ich würde immer noch gerne voll andrücken auf der Loipe. Aber als Leistungssportler bist du so diszipliniert und hältst die Grenzen ein, weil du den eigenen Körper gut kennst. Ein bisschen den "Murl" raufzudrehen, wird dem Herz gut tun, aber eben in Sportarten mit weniger hohen Intensitäten. Mir hilft auch meine Familie sehr, sie war mir in meiner Karriere immer eine große Stütze. Selbst helfe ich mir nach wie vor mit dem Sport, längere Einheiten in den Wäldern sind für mich wie Meditation. Solange ich Sport ausüben kann, ist es ein Gewinn. Daneben bin ich mit der Gitarre sehr eifrig, um auch die grauen Gehirnzellen wieder anzustrengen. Das macht mir einfach Spaß, ich suche mir die schwierigsten Riffs raus und probiere auch eigene Soli zu entwickeln. 

Gelingt Ihrem leistungsfähigen Sportlerherz die Regeneration auch schneller?
BERNHARD GRUBER: Definitiv, sportlich aktive Menschen erholen sich schneller. Mein Herz und mein gesamtes Gefäßsystem sind so gut durchblutet, dass ich überraschend schnell wieder auf den Beinen war. Als Leistungssportler ist man ein Arbeitstier, auch in so einer Situation, da will man selbst wieder fit werden. Man braucht wie im Sport die Disziplin, selbst aus so einer Situation wieder rauszukommen, und die mentale Stärke, das alles durchzustehen. Ich habe in den Rennen bewiesen, dass der Wille da ist, über die Grenzen zu gehen, und deshalb lasse jetzt auch nicht locker.

Sein "Murl" hat Bernhard Gruber immer wieder ordentlich raufgedreht, in Zukunft muss er mit niedrigeren Intensitäten arbeiten.  | Foto: ÖSV/Clemens Derganc
  • Sein "Murl" hat Bernhard Gruber immer wieder ordentlich raufgedreht, in Zukunft muss er mit niedrigeren Intensitäten arbeiten.
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Was braucht es, um nach dem Spitzensport ein gesundes Leben führen zu können?
BERNHARD GRUBER: Da muss man die Sportarten unterscheiden. In der nordischen Kombination hatten wir nicht so extreme Schwerpunkte, also kein so intensives Maximalkrafttraining wie etwa bei den Skifahrern. Das würde auch nichts bringen, denn investierst du zu viel ins Springen, geht beim Laufen nix und du hast in der Loipe "Betonhaxen". Beim Leistungssport musst du natürlich immer an deine Grenzen gehen, aber ich war immer ein Fan vom dynamischen Training mit Sprungkraft, Schnellkraft und Ausdauer. Das ausgewogene Training hält auch den Körper fit.

Würden Sie sich schon wieder als gesund bezeichnen?
BERNHARD GRUBER: Nein. Es geht mir schon wieder ganz gut, aber das EKG passt noch nicht perfekt. Ich bin guter Dinge, weil in meinem Alter die Zellteilung noch schneller vonstatten geht. Schockierend ist natürlich, dass ich mit 38 Jahren schon vier Stents bekommen habe, aber das ist auch familiär bedingt durch zu hohe Cholesterinwerte. Ich habe mein Herz nicht immer geschont, sondern im dunkelroten Bereich hergetreten. Bei dieser Belastung können Mikrorisse in den Gefäßwänden entstehen und das ist mir zum Verhängnis geworden. Ich habe mir auch selbst Vorwürfe gemacht, ob ich ein Stück Torte zu viel gegessen habe. Gesunde Ernährung war mir immer wichtig, aber die Zuckerzufuhr ist beim Sport auch wichtig und manchmal, wenn du schon platt bist, helfen Cola und Schoko einfach.

Sie haben in dieser Sache auch viel über sich selbst gelernt. Was würden Sie Hobbysportlern raten?
BERNHARD GRUBER: Als ambitionierter Freizeitsportler sollte man immer einen Blut-Check machen, die eigenen Vitalwerte kennen und Risikofaktoren und Vorerkrankungen abklären. Über die Grenzen zu gehen heißt auch, seinen Körper besser kennenzulernen. Wenn man übers Ziel hinausschießt, bekommt man die Rechnung präsentiert. Mich haben zum Teil Krankheiten richtig niedergestreckt. Man muss erkennen können, wie viel der Körper zulässt, und das habe ich über die Jahre auch gelernt.

Eine künftige Karriere im ÖSV haben Sie nicht ausgeschlossen. Wäre der Gesundheitsbereich für Sie auch reizvoll?
BERNHARD GRUBER: Das wäre absolut interessant. Aber ich habe mich noch nicht festgelegt. Ich möchte meine Erfahrungen auf alle Fälle gerne weitergeben, auch an den Nachwuchs. Im Gesundheitssport sehe ich sehr viel Potential zur Prävention und zur Herz-Kreislaufgesundheit. Ich habe im Sommer auch eine Ausbildung zum Mikronährstoff-Coach gemacht, weil es mich als Betroffenen sehr interessiert. Das würde mich auch beruflich reizen, mit meiner Frau, die Sport- und Trainingswissenschafterin ist, zusammenzuarbeiten. Aber es ist noch alles offen.

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