Alternativen für „Nicht-Skifahrer“ gefragt

Bürgermeister Hans Toferer | Foto: Peter Wieland

Warum die geographische Lage die Hüttschlager nicht begünstigt, wie man dem steigenden Bedarf nach alternativen Wintersport-Möglichkeiten begegnen möchte und was ein Sonderimpulsprogramm brächte, erläutert Bgm. Hans Toferer (ÖVP) im Gespräch mit dem BEZIRKSBLATT.

Beschreiben Sie die Struktur Ihres Ortes!
HANS TOFERER: „Hüttschlag lebt vorwiegend vom Tourismus. Mit der Nachbar-Kommune Großarl betreiben wir einen gemeinsamen Tourismusverband. Die Gründung des ‚Tal der Almen‘ hat dem Großarltal kräftigen Rückenwind verliehen, nicht zuletzt deshalb, weil die Kooperation mit der Landwirtschaft sehr gut funktioniert. Außerdem ist Hüttschlag als Nationalparkgemeinde und Bergsteigerdorf ausgewiesen. Die Statistik spricht für sich: In den letzten zehn Jahren konnten alleine in Hüttschlag die Nächtigungen von 30.000 auf 50.000 gesteigert werden. Natürlich sind auch unsere alteingesessenen Betriebe ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Stolz bin ich des Weiteren darauf, dass sich auch junge Unternehmen in Hüttschlag angesiedelt haben und erfolgreich sind.“

Wieviel Budget steht Ihnen im Jahr zur Verfügung und wie kommen Sie mit diesen finanziellen Mitteln zu Rande?
HANS TOFERER: „Im ordentlichen Rahmen sind 1,5 Millionen Euro enthalten, im außerordentlichen Budget kommt noch eine Million Euro dazu. Grundsätzlich ist der finanzielle Spielraum klein. Wir sind eine Ausgleichsgemeinde und brauchen 200.000 Euro, um das ordentliche Budget ausgleichen zu können.“

Mit welchen konkreten Problemen hat Hüttschlag am meisten zu kämpfen?
HANS TOFERER: „Die geographische Lage ist ein großer Nachteil. Es ist schwer Betriebe anzusiedeln, die Nachfrage nach Baumöglichkeiten wäre zwar vorhanden, aber es stehen keine adäquaten Gründe zur Verfügung. Ein Großteil der bebaubaren Flächen befindet sich in Gefahrenzonen – dort ist Bauen mit vielen Auflagen und damit mit hohen Kosten verbunden. Zudem sind durch die längeren Wege die Baukosten weit höher als in den Ballungszentren. Die Bevölkerungsentwicklung in Hüttschlag ist rückläufig und nicht deshalb, weil es zu wenig Geburten gibt, sondern weil der Abzug beträchtlich ist. Besonders gut ausgebildete Leute ziehen weg. Die Pendlerquote in Hüttschlag beträgt 60 bis 70 Prozent.“

Gibt es Ideen, wie man gegen diese naturgegebenen Erschwernisse angehen kann?
HANS TOFERER: „Wir müssen den Ort lebenswert erhalten. Dazu zählt unter anderem die permanente Förderung des Vereinslebens. Lebenswert erhalten heißt aber auch, den Wirtschaftsstandort zu sichern: Das Um und Auf ist im touristischen Sektor am Ball zu bleiben. Konsumentenumfragen belegen, dass alternative Wintersportarten immer wichtiger werden. Unsere Idee ist die Installation eines ‚Wintersport- und Erlebnisparks‘, der Nicht-Skifahrer zur Zielgruppe hat. Eine Langlaufanlage existiert bereits.“

Wieviel würde so ein Projekt kosten bzw. können Sie schon irgendwelche Details nennen?
HANS TOFERER: „Noch ist es zu früh um näher darauf einzugehen, aber in der Gemeindevertretung sind wir uns einig, dass es sich dabei um eine große Chance handelt. Das gesamte Großarltal könnte profitieren. Es würde sich um eine geschätzte Investion von zirka 1,5 bis zwei Millionen Euro handeln. Noch ist nichts konkret, daher kann ich noch nicht zu weit vorgreifen. Wir haben bereits einen groben Plan entworfen und werden auch bald mit den betroffenen Grundeigentümern Gespräche aufnehmen.“

Existieren noch weitere Bestrebungen im touristischen Bereich?
HANS TOFERER: „Wir sind bemüht in ein Sonderimpulsprogramm, so wie in Mühlbach und in den Sonnenterrassengemeinden, zu kommen. Den bisherigen Gesprächen nach schaut es diesbezüglich ganz gut für uns. Vielleicht gelingt es dadurch auch den einen oder anderen Betrieb bei uns anzusiedeln bzw. bestehende auszubauen.“

Welche Projekte wollen Sie in Ihrer laufenden Amtsperiode unbedingt noch verwirklichen?
HANS TOFERER: „Die Umsetzung des Rad- und Talwanderwegs vom Ort bis zum Talschluss – rund sieben Kilometer – liegt mir sehr am Herzen. Die ersten Grundeigentümer-Gespräche sind recht positiv verlaufen. Die Sanierung der Güter- und Gemeindestraßen ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Zu tun gibt es in Zukunft genug: Unter anderem steht die Sanierung der Volksschule sowie die Errichtung eines Vereinshauses an. Wir werden sehen, was sich alles ausgeht, auch was die Finanzierung betrifft.“

Wenn Sie der Landeshauptfrau gegenübersitzen würden, um was würden Sie sie für Ihre Gemeinde bitten?
HANS TOFERER: „Erst einmal um ein Tänzchen, und wenn sie vier Kilometer Gemeindestraße übernehmen würde, dann wäre ein großer Budgetbrocken weg.“ (lacht) „Aber Spaß bei Seite. Wichtig wäre mir, dass die Landespolitik die ländliche Infrastruktur nicht aushungert, sondern die Eigenständigkeit der Kommunen erhalten bleibt. Es gibt immer wieder Bestrebungen kleine Gemeinden zusammenzulegen. Zusammenarbeit, wo sie sinnvoll ist, finde ich gut, aber die Identität der einzelnen Kommunen muss erhalten bleiben können.“

Wie sieht das Verhältnis der politischen Lager bzw. Kontrahenten in der Gemeindestube aus? Wie ist dort der Umgangston?
HANS TOFERER: „Wir arbeiten konstruktiv. Parteipolitisches Hick-hack kommt so gut wie gar nicht vor.“

Wie sieht es mit der Öffentlichkeitsarbeit Ihrer Gemeinde aus? Versuchen Sie die Bürger irgendwie miteinzubeziehen?
HANS TOFERER: „Ich habe einen Gemeindenewsletter ins Leben gerufen. Dieser nennt sich ‚Hüttschlag aktuell‘, wird von mir selbst betreut und per Post an die Haushalte zugestellt. Der Newsletter informiert in regelmäßigen Abständen über das aktuelle Geschehen und versucht die Bürger, von denen oft gute Ideen kommen, miteinzubeziehen.“

Wer ist der geheime Bürgermeister in Hüttschlag?
HANS TOFERER: „Naja, das wird je nach Anlassfall am Stammtisch bzw. bei Kaffeekränzchen ausgemacht. Ich weiß nicht wer momentan gerade angesagt ist – das wechselt ständig.“ (lacht)

Interview: Peter J. Wieland

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