"Salzburgs Museumslandschaft soll zu der besten der Welt gehören"

Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit Chefredakteurin Julia Hettegger in der Bibliotheksaula. | Foto: RTS
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In Ihrer Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele 2018 haben Sie gesagt, dass der frühere US-Präsident Ronald Reagan angeblich den Kinofilm „The Day After“ gesehen habe, in dem Amerika nach einem umfassenden Atomschlag geschildert wird. Wenig später habe er mit Michail Gorbatschow die atomare Abrüstung in die Wege geleitet. Hat Sie schon einmal ein Film zu einer bestimmten Handlung bewegt?
WILFRIED HAUSLAUER:
Das ist bei mir eher die Literatur als der Film. Geprägt haben mich als 15/16-Jähriger Bücher wie "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse; In meiner  Militärzeit in Saalfelden, die sehr anstrengend war, hatte ich Hunger auf Literatur. In dieser Zeit habe ich z.B. von Thomas Mann "Josef und seine Brüder" gelesen; Es gibt aber auch Filme, die mich beeindruckt haben. "Out of Afrika" habe ich bestimmt zehn Mal gesehen, oder "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" und "Forrest Gump" – das sind meine Lieblingsfilme. 

Bleiben wir bei den Festspielen. Seit Jahren halten sich die Gerüchte, Sie würden mit der Festspielpräsidentschaft nach Helga Rabl-Stadler liebäugeln? Sind das nur Gerüchte, oder ist Ihr Interesse ein Echtes?
WILFRIED HAUSLAUER:
Das sind Vermutungen. Ich bin als Landeshauptmann gewählt und das ist eine schöne Aufgabe. Ob ich in fünf Jahren noch einmal zur Wahl antrete, kann ich heute noch nicht sagen, weil das auch eine Frage der Gesundheit ist. Aber das sind nicht meine heutigen Überlegungen.

HIER geht's zum Video-Beitrag auf RTS.

Salzburg bemüht sich darum, das „Haus für Österreichische Fotografie" als Bundesmuseum nach Salzburg zu bekommen. Wie weit ist man in diesem Bestreben?
WILFRIED HAUSLAUER:
Fotografie ist eine junge, faszinierende Kunstform. Es wäre eine absolute Bereicherung für unsere Museumslandschaft, das Bundesmuseum für Salzburg zu gewinnen. Es werden gerade Konzepte ausgearbeitet, wie man das umsetzen könnte. Ob das in Zusammenarbeit mit dem Museum der Moderne, oder als eigenes Museum umzusetzen ist, wird noch zu klären sein.

Auch der zweite Innenhof der Neuen Residenz soll unterkellert werden, um dort Ausstellungsräume zu schaffen – heißt es im Koalitionsvertrag. Steht das in Verbindung mit der Fotografie?
WILFRIED HAUSLAUER:
Nein, das ist ein eigenes Projekt. Salzburgs stärken sind die Kunst und Kultur, das hebt uns von den anderen Österreichischen Landeshauptstädten ab. Salzburg hat hier Weltgeltung und in diese Stärken muss man investieren. Wir sind bereits sehr gut, wollen aber zu den besten gehören. Wir sind im Gespräch mit dem Belvedere Museum in Wien und überlegen, ob das Belvedere einen Standort in Salzburg aufmacht und dafür würden wir den Innenhof benötigen.

Nutzen Sie selbst die Möglichkeit die heimischen Museen aufzusuchen?
WILFRIED HAUSLAUER:
Immer wieder; die heimischen, wie auch Museen in anderen Städten – um auch Vergleiche zu ziehen.

Mit Kultur hat auch der Erhalt des Bad Gasteiner Zentrums zu tun. Sie haben mit Vertretern der Hirmer-Immobilien-Gruppe aus München einen Vorvertrag zur Übernahme der Gebäude am Straubingerplatz unterzeichnet. Sind die Interessenten schneller gefunden worden, als gedacht?
WILFRIED HAUSLAUER:
Wir hatten uns ein Jahr Zeit gegeben. Es haben sich sehr schnell Interessenten gemeldet – ca. 40. Für uns war die entscheidende Frage: Was passiert mit diesen Gebäuden in der Zukunft? Wir wollen, dass dort in einen hochqualitativen Hotelbetrieb investiert wird. Die Hirmer-Immobilien-Gruppe hat ein idealtypisches Konzept entwickelt. Das war der Grund, weshalb wir dieser Gruppe den Vorzug gegeben haben.

Was bedeutet dieser Verkauf für Bad Gastein?
WILFRIED HAUSLAUER:
Aufbruch. Die Tatsache, dass das Land Salzburg es geschafft hat, die Gebäude zu kaufen, hatte bereits eine Aufbruchstimmung ausgelöst. Es gibt Liegenschaftstransaktionen, die Leute interessieren sich wieder für Bad Gastein und die Stimmung in der Bevölkerung ist gut.

Wenn etwas politisch glückt, wie in Bad Gastein, sind Sie dann stolz?
WILFRIED HAUSLAUER:
Stolz ist vielleicht das falsche Wort. Es freut einen, wenn man auf ein Ziel hinarbeiten und es nach mühsamer Vorarbeit auch umsetzen kann. Aber die nächste Aufgabe steht immer schon vor der Tür.

Dieser Schritt für das Bad Gasteiner Zentrum ist als Erfolg zu sehen, zumal sich die neue Landesregierung im Koalitionsvertrag auch zur Stärkung und Entwicklung der Ortskerne im wirtschaftlichen Sinne ausspricht. Ist diese Modell andernorts anwendbar?
WILFRIED HAUSLAUER:
In Bad Gastein ging es vor allem um eine kulturhistorische Rettungsaktion. Das ist nicht vergleichbar mit anderen Orten.

Mehr als drei Millionen Nächtigungen zählten die Tourismusbetriebe im Land Salzburg von Mai bis Juni. Das sind fast zehn Prozent über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Geht es im Tourismus immer höher und weiter, oder gibt es eine Grenze der Verträglichkeit?
WILFRIED HAUSLAUER:
Wir sind auf einem sehr guten Weg. Die Nächtigungszahlen lassen die Betriebe gut bestehen. Tourismus und Gastronomie sind investitionsintensive Branchen. Daher ist die Auslastung wichtig. Aber uns ist bewusst, dass es hier eine Grenze des Wachstums gibt. Ich glaube, dass bei 30 Millionen Nächtigungen der Zenit erreicht ist. Aktuell sind wie bei 27 bis 28 Millionen Nächtigungen. Mein Credo heißt "Qualität nicht Quantität" – hier sind wir auf einem sehr guten Weg.

Was macht Salzburg zu so einem attraktiven Urlaubsland?
WILFRIED HAUSLAUER:
Die Vielfalt. Wir haben eine prachtvolle Natur sowie Landeshauptstadt und wunderbare Gemeinden, Kunst, Kultur, Sport, Freizeitangeboten und exzellente Kulinarik. Auch die klimatische Entwicklung geht in unsere Richtung – wir haben noch kühle Wasser und den Wald. Auch die politischen Entwicklungen spielen in unsere Richtung. Das Fliegen ist unattraktiv geworden. Es gibt interessante, dafür politisch unsichere Urlaubsregionen und daher bleiben die Leute gerne in Europa.

Und dann wollen die Urlauber nach Salzburg und stehen stundenlang wegen der Grenzkontrollen wischen Salzburg und Bayer im Stau ...:
WILFRIED HAUSLAUER:
Das ist hoch ärgerlich. Wir halten die Grenzkontrollen für nicht notwendig. Sie haben negative Auswirkungen auf die Reisenden, die angrenzenden Gemeinden durch den Ausweichverkehr und auch auf die Salzburger Innenstadt. Ich hoffe, das nach den Bayrischen Landtagswahlen wieder Bewegung hineinkommt.

Ist es Ihnen selbst auch möglich, mit Ihrer Familie in Urlaub zu fahren?
WILFRIED HAUSLAUER:
Natürlich. Wir machen tageweise etwas in Salzburg und heuer geht es nach Spanien.

Herr Landeshauptmann, sie werden ja immer wieder als ruhiger und sachorientierter Stratege. Weshalb glauben Sie, dass trotzdem so viele andere Parteien immer wieder dem "Dirty Campaigning" verfallen, um von sich reden zu machen?
WILFRIED HAUSLAUER:
Es gibt kaum einen Berufsstand, der sich selbst so beschädigt, wie die Politiker. Das hat vielleicht damit zu tun, das man auffallen muss, um wahrgenommen zu werden. Und manche glauben, dass das mit unsauberen Mitteln leichter geht, als mit sachlichen Beiträgen. Ich halte das für eine Fehleinschätzung. Das kommt auch zurück, denn niemand will mit einem Menschen zusammenarbeiten, der ständig negativ kritisiert und alles skandalisiert. Was wir brauchen, ist mehr Zurückhaltung, auch mehr Respekt für andere Meinungen und mehr Toleranz gegenüber anderer Sichtweisen. Man kann auch einen sachlichen Diskurs führen und trotzdem wertschätzend sein.

Die neue Landesregierung ist noch jung, wie empfinden Sie die Zusammenarbeit bis dato?
WILFRIED HAUSLAUER:
Bis jetzt sehr gut. Wir haben drei neue Mitglieder in der Landesregierung. Wir müssen noch in die Alltagsroutine kommen. Aber wir sehen schon bei den ersten großen Themen, dass die Zusammenarbeit funktioniert.

Alle Sommergespräche auf einen Klick:

>>HIER<< geht es zum Interview mit dem Landesvorsitzenden von Neos Salzburg, Sepp Schellhorn.
>>HIER<< geht es zum Interview mit Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.
>>HIER<< geht es zum Interview mit Landesrat Josef Schwaiger.
>>HIER<< geht es zum Interview mit Landesrätin Maria Hutter.
>>HIER<< geht es zum Interview mit Landesrätin Andrea Klambauer.
>>HIER<< geht es zum Interview mit Landesrat Stefan Schnöll.

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