Klein-PauliOpa und Weihnachten damals...
Was die eigentliche Bedeutung von Weihnachten ist, was das schönste Geschenk für ein Kind ist und wie Klein-PauliOpa damals Weihnachten erlebte...
Wie jedes Jahr steht bald wieder Weihnachten vor der Tür. Weihnachten, das christliche Fest und die Zeit zur Besinnung. Der PauliOpa erzählte mir, dass man früher Weihnachten ganz anders gefeiert hätte. Mit viel weniger Lärm und viel weniger Aufwand.
Die Geschäfte seien heutzutage ja schon Mitte September oder Oktober mit Weihnachtssachen angefüllt, obwohl es noch recht weit bis zum 24. Dezember sei.
Die eigentliche Bedeutung, die Feier der Geburt Christi sei sehr in den Hintergrund getreten und die Menschen hätten sich heute schon sehr weit davon entfernt, sie hasten und eilen um Dinge, die im Grunde nicht wichtig sind und laufen und kaufen Geschenke und sonstigen Kram.
Das wichtigste Geschenk, das man einem Kind machen kann, wird oft vergessen. Zeit für ein Kind zu haben, ausreichend Zeit. Es sei zu wenig, sich mit dem Kind nach der Arbeit eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen zu beschäftigen. Es sei zu wenig, die elektrische Großmutter einzusetzen. So nennt der PauliOpa einen Fernseher. Kinder werden heute mit materiellen Dingen überhäuft und in vielen Dingen alleine gelassen, meint der PauliOpa, die Zuwendung und die Zeit werden vergessen.
Als der PauliOpa noch ein kleiner Bub - also der Klein-PauliOpa - war, gingen seine Eltern mit ihm jedes Jahr auf den Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz. Sie konnten nicht viel kaufen, aber das Erleben dieses Getriebes war ein starker Eindruck für Klein-PauliOpa. Wie staunte er über die glitzernden Sterne, über die Engel und über die Spielsachen, die man damals aber nur schwer beim Christkind bestellen konnte, da es ja in dieser Zeit in den Nachkriegsjahren nicht gerade sehr begütert war und viel zu viele Kinder zu beschenken waren.
Der PauliOpa erinnert sich, dass er vom Christkind immer praktische Dinge erhalten hätte. Jedes Jahr zu Weihnachten schenkte ihm das Christkind eine lange Schnürlsamthose, die er dann das Jahr über trug. Einmal eine schwarze oder eine graue, oder auch eine blaue. Und ein oder zwei Flanell-Hemden für den Winter. Seine Mutter strickte gerne und das Christkind holte bei ihr immer einen Pullover ab, den der PauliOpa dann in der kalten Jahreszeit angezogen hatte. Manchmal war auch ein Anorak oder ein Mantel bei den Geschenken.
Das schönste Geschenk war aber immer der Christbaum, der vom Christkind im Zimmer aufgestellt wurde, mit glänzenden Kugeln und mit Lametta behängt. Auch in Silberpapier und in Papier mit Fransen eingewickelte Zuckerl waren da und Windbäckerei, die Klein-PauliOpa für sein Leben gern aß. Der Christbaum war zwar nicht so groß, wie bei anderen Kindern, wo manchmal Christbäume vom Boden bis an die Decke reichten, aber das störte Klein-PauliOpa nicht. Er hatte ja seinen eigenen Baum.
In der Adventzeit wurde damals viel selber gebacken, es roch nach Zimt und anderen feinen Gewürzen in der Wohnung. Manchmal legte der Vater einen Fichten- oder Tannenzweig auf den Ofen und es verbreitete sich ein sehr angenehmer und weihnachtlicher Duft im Raum.
Klein-PauliOpa durfte auch beim Keksebacken helfen, den Teig mit einem Kochlöffel rühren und mit einen Nudelwalker ausrollen. Die Kekse mit den Keksformen ausstechen tat er ausnehmend gerne. Es gab Sterne, Halbmonde, Vögel, Bären und runde Kekse.
Es gab auch Formvorsätze für die handbetriebene Faschiermaschine und man konnte die verschiedensten Kekse in Stangen oder Ringen herstellen. Am liebsten aber hatte Klein-PauliOpa die Vanillekipferl. Auch heute noch. Die stiebitzt er auch jetzt noch immer schnell vom Teller, wenn er wo welche sieht.
Die fertigen Kekse wurden dann in Blechdosen geschichtet und einige Wochen dort aufgehoben, damit sie auch richtig mürbe würden. Die Vanillekipferl hielten damals niemals sehr lange. Sie wurden auf wundersame Weise immer weniger. Der Mutter war das immer sehr schleierhaft, aber Klein-PauliOpa hatte auch keine Erklärung dafür. Vielleicht sei das der "Vanillekipferl-Räuber" gewesen.
Am 24. Dezember, dem Heiligen Abend, war von Früh bis Mittag ein Fasttag angesagt. Da gab es eine einfache "Brotsuppn", die man damals mit Schmalz, Zwiebel, Salz und Kümmel zubereitete und mit der man dann geröstete Brotschnitten in einem Teller aufgoss.
Klein-PauliOpa spielte mit seinen Spielsachen, einem Matador-Baukasten, ein Holzspielzeug, das sich zu dieser Zeit großer Beliebtheit erfreute, und mit dem man Autos, Kräne, Lokomotiven, Schiffe und andere Gegenstände nach Vorlagen bauen konnte.
Am späteren Nachmittag ging dann Klein-PauliOpa mit seiner Mutter durch die Straßen der Stadt in die anbrechende Dämmerung. Schnee lag auf den Straßen und Gehsteigen, der Schnee knirschte unter den Füßen beim Darübergehen. Es war kalt, aber sie waren warm angezogen.
Durch die beleuchteten Fenster sah Klein-PauliOpa hier und da in den Wohnungen, wie das Christkind und seine Helfer Christbäume schmückten und er war schon neugierig, was denn das Christkind heuer wieder für ihn bringen würde. Nach einer geraumen Zeit kehrten sie wieder nach Hause zurück und harrten der Dinge, die da kommen würden.
Klein-PauliOpa saß in der Küche am Küchentisch und trank einen heißen Kakao, der ihn wieder etwas aufwärmte. Sein Vater war nicht zu sehen. Plötzlich erklang aus dem Zimmer ein feiner Glockenton. Klein-PauliOpa sprang erwartungsvoll auf und öffnete langsam die Türe, um das Christkind vielleicht nicht zu erschrecken, wenn es noch da war, und auch vielleicht einen Zipfel von ihm zu sehen.
Es war kein Christkind mehr da, aber der Weihnachtsbaum stand auf dem Zimmertisch und leuchtete strahlend im Glanz der Kerzen. Klein-PauliOpa war ganz feierlich zumute. Auch seinen Vater sah er im Zimmer stehen. Die Mutter las die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vor und man betete ein "Vater unser". Im Radio spielten sie das Lied "Stille Nacht" und "Oh Tannenbaum". Klein-PauliOpa stand mit großen Augen da und sein Vater war immer war ganz gerührt.
Was aber war das? Am Zimmertisch lehnte ein Tretroller, den sich Klein-PauliOpa so sehnlichst gewünscht hatte. Der Tretroller schaute aus wie die heutigen Scooter, war aber aus Holz und mit größeren Rädern. Klein-PauliOpa probierte diesen Tretroller und freute sich königlich. Nun musste er nicht immer andere Kinder bitten, ihn mit deren Roller fahren zu lassen, er hatte jetzt einen eigenen.
Bedauerlicherweise musste Klein-PauliOpa noch warten, bis er den Roller benützen konnte, weil man im Schnee eben nicht Roller fahren konnte. Aber das tat seiner Freude keinen Abbruch. Es gab da noch andere Geschenke, ein Schnürlsamthose und Hemden, und den obligaten Pullover, aber auch Schokolade und Süßigkeiten. Das Christkind hatte sich wirklich angestrengt, fand Klein-PauliOpa.
Nach der Bescherung gab es dann gebackenen Fisch, den seine Mutter so herrlich zubereiten konnte, schön knusperig und mit Zitrone und Erdäpfelsalat. Als Nachspeise gab es Birnenkompott mit Schlagobers, das damals sehr selten auf den Tisch kam, weil es sehr teuer war.
Nach dem Essen ging man dann zur Tante Berta mit deren zwei Kindern, dem Fredi und dem Peter, die im selben Haus im dritten Stock wohnten. Der Mann von der Tante Berta war seinerzeit aus dem Krieg nicht mehr nach Hause gekommen und sie war - das gab es auch schon damals - eine alleinerziehende Mutter. Auch die Tante Midi und ihr Mann, der Onkel Rudi, waren gekommen.
Man übergab den Kindern weitere Geschenke, die das Christkind auch für sie gebracht hätten und man saß noch bis spät am Abend zusammen und erzählte sich Geschichten aus der guten, alten Zeit, als die Eltern, Tanten und Onkel auch noch jung waren und die Kinder lauschten diesen Erzählungen mit roten Ohren...
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