Corona verstärkt den Trend:
Die Armut ist mitten unter uns (mit Video)

Herbert Willer, Initiator und Betriebsleiter SamLa Purkersdorf in seinem Reich. | Foto: Ericson
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Hinter wohlhabenden Fassaden des Wientals versteckt sich auch Not. In Zeiten von Corona immer öfter.

PURKERSDORF BEZIRK. Spiele in Pappschachteln stapeln sich am niedrigen Couchtisch, Vasen, Schüsseln, Gläser, Untersetzer sind großzügig auf Kasterln und Tischchen verteilt. Von der Decke hängen Lampen, an der Wand Bilder, am Stiegenaufgang Teppiche. Der erste Stock der riesigen Halle ist voll mit Kleidung und Schuhen.

Für den Alltag

„Wir führen Hausrat, nahezu alles, was man zum Leben braucht außer Essen“, führt Herbert Willer durch den Samaraiterladen (SamLa) am Wienerwaldsee, „Die Ware bekommen wir von Privaten, die sich gerne was Neues kaufen, auch wenn das Alte noch tadellos in Schuss ist. Es gibt auch immer wieder Spenden von Händlern, wie unlängst, als uns eine Firma Weißware – vom Kühlschrank bis zur Waschmaschine – überlassen hat. Außerdem führen wir Wohungsräumungen durch.“ Die Second-Hand-Ware geht dann meist weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, einkaufen kann hier jeder, der mag.

Licht und Schatten

Der Gablitzer Willer hat den SamLa vor elf Jahren ins Leben gerufen: „Im Rettungsdienst für den Samariterbund Purkersdorf habe ich viel versteckte Armut gesehen: wer uns zu einem Einsatz ruft, hat keine Zeit, die Wohnung vorher aufzuhübschen. Es ist schwer zu glauben, wie sehr hier bei uns Wohlstand auf der einen und Armut auf der anderen Seite aufeinandertreffen.“ Sein Schlüsselerlebnis hatte er in einer von außen prächtigen Jahrhundertwendevilla – wo er zu einem Einsatz des Bewohners im ungeheizten, fensterlosen Keller gerufen wurde. „Im abgelaufenen Jahr hat sich die Nachfrage nochmals deutlich verstärkt“, berichtet der SamLa-Chef, „Nach den Lockdowns wurden wir regelrecht gestürmt. Da ging es vor allem um grundlegende Sachen wie Bekleidung oder Geschirr. Vielen kommen mit ihrem Geld nicht mehr bis zum Monatsende durch, Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit haben das natürlich noch verstärkt. Auffallend ist auch, dass unsere Kunden immer jünger werden.“

Unbürokratisch

Der Raum ist kleiner, in den Regalen stapeln sich Karfiolköpfe und Milchpackerl – die Idee dahinter ist die Gleiche. „Wir sammeln kurz vor Ladenschluss in verschiedenen Supermärkten Lebensmittel ein, die ansonsten auf dem Müll landen würden. Das meiste ist einwandfrei und wird von uns im Rahmen der Team-Österreich-Tafel kostenlos verteilt“, erklärt Alexandra Stangl, Leiterin Gesundheit und Soziale Dienste beim Roten Kreuz Purkersdorf und dafür zuständig, „Normalerweise verlangen wir einen Nachweis über die Bedürftigkeit und stellen dann eine Berechtigungskarte aus. Momentan reicht es uns, wenn jemand kommt und sagt, er braucht die Hilfe.“ Die Initiative zur kostenlosen Lebensmittelversorgung Bedürftiger ging übrigens von der Stadtgemeinde Pressbaum aus, in Person der damaligen Sozialstadträtin Irene Wallner-Hofhansl – die Räumlichkeiten werden auch nach wie vor von Pressbaum gratis zur Verfügung gestellt. Auch Stangl sieht große Veränderungen durch Corona: „Klassischerweise kamen zu uns viele Mindestpensionisten. Mit dem ersten Lockdown sahen wir auf einmal neue Personengruppen wie Familien oder Selbständige. So schnell kann sich das Blatt wenden.“

Zur Sache

SamLa Purkersdorf (An der Stadlhütte 1a), 0664 88467660, www.samla.at, Do 13-19, Fr 9-19, Sa 9-13 Uhr; Team Tafel Pressbaum (Hauptstraße 117), Anmeldung erforderlich, es werden derzeit vorgepackte Kisten kontaktlos ausgegeben: 059 144-66000, Sa ab 19.15 Uhr

Herbert Willer, Initiator und Betriebsleiter SamLa Purkersdorf in seinem Reich. | Foto: Ericson
Die Ware bei Team Österreich Tafel, die ansonsten auf dem Müll landen würde, kommt von Spar, Billa, Hofer, Lidl, Penny und Bipa aus der Region. | Foto: Stangl

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