ÖBB
Großer Wirbel um Bahnhofsumbau
Dieser Tage flatterte den Bewohnern von Tullnerbach ein Folder der ÖBB ins Haus, wo das Monsterprojekt „Umbau Bahnhof Tullnerbach-Pressbaum“ vorgestellt wurde. Damit ist ein Ende der Spekulationen, was denn nun genau hier passieren wird. Sofort schlugen die Wogen hoch, die einen monierten die dem Wetter ausgesetzten Wartekojen und das Fehlen der WCs, die anderen den Abriss des Bestandsgebäudes, die dritten befürchten einen Kahlschlag an der Zufahrt zur Lawies. Die Bezirksblätter haben Gemeinde und ÖBB dazu befragt.
TULLNERBACH (ae). „Grundsätzlich haben wir als Gemeinde wenig Einfluss auf das, was die ÖBB auf ihrem Grund macht“, sagt dazu Bürgermeister Johann Novomestsky, „Allerdings sind wir in drei Punkten noch am Verhandeln.“ Welche das sind, möchte er derzeit nicht verraten, nur so viel: „In zwei Wochen haben wir nochmals ein größeres Gespräch mit den ÖBB, da hoffen wir, dass wir auch das klären können.“
Lawieser brauchen Geduld
In groben Zügen ist das Projekt aber fix. Vizebürgermeister Helmut Elsinger, der als Lawies-Bewohner selbst unmittelbar betroffen ist, geht ins Detail: „ÖBB, Ministerium und Land wollten die alte Eisenbahnkreuzung an der Ostseite, die ohnehin meist geschlossen ist, auflassen. Da das aber die Route für LKWs von Sieghartskirchen nach Pressbaum ist, wird nun als Alternative die westseitige, sowieso zu sanierende Bahnunterführung vergrößert.“ Im Zuge dessen wird die dahinter liegende Auffahrt zur Lawies erweitert gestaltet, damit auch größere Fahrzeuge die Siedlung in Zukunft gut erreichen können. „Dazu kauft die Gemeinde ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück von den Bundesforsten. Was für die Bauarbeiten notwendig ist, muss natürlich gerodet werden, aber anschließend werden wir, soweit es geht, wieder für Bewuchs sorgen“, so Elsinger. Befürchtungen, die Blaulichtorganisationen würden während der Bauarbeiten zu lange auf die Lawies brauchen, kann er nicht ganz nachvollziehen, zudem es hier noch Gespräche geben wird. Was ihm persönlich als Anrainer im Magen liegt: „Für gut zwölf Monate werden wir quasi vom Ort abgeschlossen sein – aber da müssen wir durch.“
WC und Wartekojen
Was die Kritik an den fehlenden WCs anbelangt, erwidert Christopher Seif, ÖBB-Pressesprecher: „Die Haltestelle ist in erster Linie ein Nahverkehrsbahnhof für Pendler und Schüler. Durch die engen Zugsintervalle ist der Aufenthalt hier kurz – und in den Waggons gibt es moderne Toiletten.“ Befragt nach den Wartekojen, gibt Seif folgende Antwort: „Das entspricht unseren einheitlichen Regeln für einen Bahnhof dieser Kategorie. Wartekojen sind der beste Schutz für die Reisenden beim Warten direkt am Bahnsteig“. Ob es überhaupt notwendig war, alles abzureißen und neu zu bauen – man hätte ja auch sanieren können? „Um den Bahnverkehr in Niederösterreich weiter zu attraktivieren, wird der Bahnhof zu einem kundenfreundlichen und modernen Bahnhof umgebaut und entspricht dann dem Standard einer modernen Verkehrsstation. Ein Neubau bringt hinsichtlich der laufenden Kosten für die Instandhaltung Vorteile“, so Seif weiter.
Das Beste draus machen
Elsinger, der sich ein Sanierung ohne Inselbahnsteig, dessen Barrierefreiheit vom Funktionieren eines Liftes abhängt, gewünscht hätte: „Stichhaltige Argumente sind das in meinen Augen nicht. Aber gut, wir als Gemeinde können es nur akzeptieren und das Beste daraus machen“. Mitspracherecht hatte man jedenfalls bei der Gestaltung des Vorplatzes und hier zeigt man sich zufrieden, Elsinger: „Durch den neuen Busbahnhof müssen die Kinder in der Früh nicht mehr die Straße queren und zwischen den Pendlerautos durch, ein nicht unwesentlicher Sicherheitsfaktor. Weiters bekommen wir mehr Bike&Ride-Stellplätze und eine gute Radzufahrt. Außerdem haben wir genug Platz, um in der Früh Jausen und Kaffee über kleine Foodtrucks anzubieten – aber das ist nun wirklich Zukunftsmusik.“
Zur Sache
Die Bauarbeiten starten im Spätsommer 2021 mit dem Umbau der Straßen- und Unterführung, sie werden im Herbst 2022 fertig gestellt. 2023 ist der eigentliche Bahnhofsumbau vorgesehen, zuerst wird die Nord- dann die Südseite erneuert. Im Frühjahr 2024 wird das Bestandsgebäude abgerissen und der Vorplatz gestaltet, im Sommer sind alle Arbeiten abgeschlossen.
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