Lebensmittel gehören auf den Teller
MAUERBACH (ae). In Mauerbach retten zwei Gemeinderäte Lebensmittel vor dem Müll. Gleichzeitig machen sie damit Menschen Freude, die ihre Euros zweimal umdrehen müssen.
Der Karfiol ist ein Prachtstück. Prall, knackig, fleckenlos weiß, ohne Delle oder sonstigen Makel, riesengroß. Ein ganzer Karton davon ist heute zu haben. „Sehen Sie, das ist doch viel zu Schade, um es wegzuwerfen“, streckt Monika Schrottmeyer, Gemeinderätin aus Mauerbach, einen Karfiol in die Kamera, „Und doch ist es so: das alles würde im Müll landen, wenn wir es nicht nehmen“. Weiters im Angebot: Falafel mit Humus einer Edelmarke, feldfrische Paprika und Biotomaten. Tadelloser Salat in rauen Mengen, heimische Gurken, Käse und Radi.
Wegwerfgesellschaft
Dabei, und das ist das eigentlich Erstaunliche daran, ist das nur der Abfall vom Ausgemusterten. Schrottmeyer: „Die Ware, die wir bekommen, ist das, was nach der Belieferung diverser Sozialeinrichtungen übrig bleibt“. Da gibt es den einen oder anderen Supermarkt, der zu viel gekaufte Ware nicht wegwirft sondern spendet. Diese Lebensmittel werden dann in ganz Wien vom Arbeitersamariterbund (ASB) gesammelt und an Sozialmärkte sowie die Gruft verteilt. Nach der Liefertour ist aber immer noch was da, und so ist die Mauerbacher Initiative entstanden. „Unser Umweltgemeinderat Michael Richter ist ehrenamtlicher Helfer beim ASB und wir haben darüber gesprochen. Das wollten wir nicht so hinnehmen, es kann ja nicht sein, dass solche einwandfreien Lebensmittel in der Biogasanlage landen! Darum haben wir vor rund einem Jahre dieses Projekt gestartet“, erzählt Schrottmeyer während sie die Tafel anrichtet.
Soziale Nebenwirkungen
In Mauerbach funktioniert das so: fast jeden Freitag öffnet die energiegeladene Gemeinderätin zwischen 17.30 und 18.30 Uhr die Türen des Volkshauses und Alle sind willkommen, sich einen Teil zu holen. Die Ware bringt Michael Richter nach seiner ASB-Tour. Für die Kunden ist das Angebot gratis und man muss auch keine soziale Bedürftigkeit vorweisen, um in den Genuss der Geschenke zu kommen. „Zu unseren Kunden zählen Menschen, die wirklich hart sparen müssen. Es gibt aber auch Einige, die aus Ehrfurcht zum Lebensmittel hierher kommen. Die spenden dann meistens großzügig, woraus wir kleinere Feste finanzieren“, erklärt sie das System. Als dritte Kundengruppe zählt sie Jene dazwischen, die einerseits nicht möchten, dass Lebensmittel als Abfall enden, die andererseits froh sind über Entlastung im Haushaltsbudget.
Überquellendes Überraschungsei
Der Volkshausmarkt ist quasi eine Wundertüte, selbst Schrottmeyer erfährt erst im Laufe des Freitags, was es heute zu holen gibt. Die Liste an Möglichkeiten ist lange, sie reicht von frischem Obst und Gemüse über Fleisch, Wurst und Käse bis hin zu Milch und feiner Markenware wie Kuchen aus der Konditorei Oberlaa oder eben Falafel-Humus. Meistens ist es mehr als ausreichend für die Mauerbacher und so schafft man einen Teil noch zu Kunden in der Gemeinde, die nicht mobil sind. Und wenn dann noch immer ein Rest da ist, gibt es weiters die Hühner der Familie Schrottmeyer ...
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