Pressbaum auf der Suche nach neuen Wegen
In Pressbaum wurde gestern der aktuelle Stand des Verkehrskonzepts präsentiert – doch nicht alle waren damit glücklich.
PRESSBAUM. Unter dem Motto "wie geht's (und fährt's) weiter" lud Pressbaums Spitze gestern zum zweiten Verkehrskonzeptgipfel in den Stadtsaal. Etwa 30 Interessierte, darunter fast zur Hälfte aktive Gemeinderäte, kamen.
In einem zweiteiligen Vortrag informierten der Umweltgemeinderat Michael Sigmund (Grüne) und die Radverkehrsbeauftragte Constanze Aichinger über den aktuellen Stand der Planungen. Zusätzlich räumte Moderator Markus Maxian Diskussionen, Wünschen und Anmerkungen viel Platz ein.
Langfristige Konzepte
Im ersten Teil präsentierte Michael Sigmund die bisherigen Ideen zur Zukunft des Fuß-, Rad- und Autoverkehrs in Pressbaum. Dabei betonte er: "Das sind langfristige Prozesse mit einem zeitlichen Horizont von mehreren Jahren oder sogar Jahrzehnten. Heute präsentieren wir einen ersten Entwurf. Das betrifft natürlich viele Anrainer. Da gibt es immer ein Für und Wider."
Als große Themen erwiesen sich dabei zusätzliche Fußwege, sowie eine neue Park&Ride Anlage und eine Begegnugszone im Zentrum. Auch neue Tempobeschränkungen, wie eine Tempo-40 Zone im ganzen Ort wurden angedacht.
Fußwege stießen auf Kritik
Kritik gab es dabei vor allem an den zusätzlichen Fußwegen. "Viele würden durch private Grundstücke führen, was die Anrainer ablehnen. Sie haben zudem Angst vor Einbrechern", erklärte Renate Matzinger aus der Verwaltung. Speziell ein geplanter Fußweg, der den Bewohnern der Fröscherstraße und Kremlehnergasse den Weg ins Zentrum erleichtern sollte, erhitzte die Gemüter. "Beinahe alle Bewohner schrieben uns eine protestierende Einwendung", berichtete Matzigner. "Das wird daher vermutlich nicht so umgesetzt werden", versuchte Sigmund die auch beim Gipfel hitzige Diskussion zu beruhigen.
Als akzeptierter stellten sich ein zusätzlicher, schnellerer Weg vom Zentrum zum Bahnhof Pressbaum, sowie ein Dürrwienweg heraus.
Neuer Radweg konkreter
Deutlich weiter fortgeschritten sind die Planungen für den neuen Pressbaumer Radweg. "Der status quo wurde mit mehreren Befahrungen genau erhoben. Der bisherige Weg ist zu schmal, zudem besteht das Problem, das viele Autos in den Weg hinein parken", berichtete Constanze Aichinger. Im Rahmen des RADLgrundnetzes hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit bereits einen Plan erstellt, den Aichinger nun präsentierte:
"Die Erhebungen ergaben, dass ein Radweg nur entlang der Hauptstraße möglich ist. Dabei werden nicht alle Parkplätze erhalten werden können, denn wir müssen uns an gesetzliche Bestimmungen bezüglich der Breite des Radwegs halten, ansonsten bekommen wir keine Förderung, die bis zu zwei Drittel der Kosten betragen soll."
Der neue Radweg soll nun an der Nordseite Pressbaums (auf der Seite des Rathauses) durch den ganzen Ort führen. "Bis nach Purkersdorf gibt es vor dem Wienerwaldsee nur eine Querung", erklärte Aichinger, die sich zudem andere Zuwege und Ausweichstrecken wünscht und Fahrverboten in Forstwegen aufheben will: "Schöne Straßen sollen genutzt werden, befahrbar sind sie ja, schließlich fahren auch die großen Autos von Jägern dort."
Der Zeitplan
Gestern lief die Frist für Einwendungen zum neuen Verkehrskonzept ab. "Sie sind uns wichtig. Sie werden gelesen, besprochen und berücksichtigt . Wir werden die Bürger auch nochmal befragen", kündigte Bürgermeister Josef Schmidl-Haberleitner an. Die anwesenden Bürger wünschten sich sogleich mehr lokale Infoveranstaltungen mit deutlicherer Vorankündigung.
Diesem Wunsch will Sigmund nachkommen: "In sechs Monaten gibt es den nächsten Verkehrskonzeptgipfel. Wenn etwas konkret wird, wird es lokale Infoveranstaltungen geben." Konkrete Umsetzungen können aber noch dauern. Der für heute geplante Beschluss im Gemeinderat wurde heute morgen von der Tagesordnung genommen.
Konkreter sind auch hier die Radwege. "Der Grobplan ist fertig. Nun suchen alle RADLgrundnetz-Gemeinden einen gemeinsamen Feinplaner. Bis Herbst soll einer gefunden sein. Die Umsetzung soll nächstes Jahr beginnen", kündigte Aichinger an.
Kritik: "Enteignung" und Kostenfrage
Neben der konkreten Diskussion mit den Anrainern, kritisierte die Opposition das Projekt auch generell. "Der sehr unsensible Umgang mit dem Eigentumsrecht von Bürgern gefällt mir nicht. Ist das sogar kühle Enteignung?" fragte Alfred Gruber (SPÖ), während Wolfgang Kalchhauser (WIR) vor hohen Kosten durch Schadensersatzforderungen der betroffenen Bürger warnte und die Finanzierung des Projekts hinterfragte.
ZUM NACHLESEN:
Der Bericht zum ersten Verkehrskonzeptgipfel
Dropbox mit Infomaterial und Plänen des Verkehrsgipfels
Mehr zum Thema Radwege in den Radlgrundnetz-Gemeinden gibts in der Bezirksblätter-Serie "Am Drahtesel durch den Wienerwald".
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