Purkersdorf: Noch ist nicht alles barrierefrei
Rollstuhlfahrerin Erna Kreuzer stieß in Purkersdorfs öffentlichen Gebäuden auf viele Hürden.
REGION PURKERSDORF (mh). Ab Anfang 2016 darf es laut Behinderten-Gleichstellungsgesetz bei öffentlich zugänglichen Gebäuden keine Diskriminierung von körperlich beeinträchtigten Personen mehr geben. Das bedeutet zum Teil umfangreiche Umbauten. Denn im schlimmsten Fall können von den Betroffenen Schadenersatzforderungen gestellt werden. Die Bezirksblätter haben sich deshalb umgesehen, wie es in öffentlichen Gebäuden in Purkersdorf derzeit mit der Barrierefreiheit steht.
Glatte Eins für das Rathaus
Gemeinsam mit Erna Kreuzer (72), Bewohnerin des SeneCura-Sozialzentrums Purkersdorf und seit zwölf Jahren an den Rollstuhl gefesselt, testen wir zunächst das Rathaus. Im Vorjahr komplett umgebaut und mit barrierefreiem Eingang samt automatischer Tür und Aufzug ausgestattet, gibt es dafür eine glatte Eins. "Ich könnte sogar den Bürgermeister besuchen", sagt Erna Kreuzer.
BH bleibt eine Hürde
Weniger erfreulich ist die Situation bei der Außenstelle der Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung in Purkersdorf. Bereits vor dem Eingang der Behörde im ersten Stock ist vor vier Stufen Endstation. Über eine Sprechanlage für Rollstuhlfahrer wird uns mitgeteilt, dass die Dame von Mitarbeitern hinaufgetragen werden müsse.
Wirtschaftskammer: Neubau bis 2016
Ein ähnliches Bild bei der Außenstelle der Wirtschaftskammer. Ein enges Treppenhaus macht es Kreuzer unmöglich, in den ersten Stock zu gelangen. "Der Neubau wird bis 2016 fertig sein und ist dann barrierefrei", erklärt uns WKO-Referent Andreas Hofbauer.
Bahnhof "Purkersdorf Zentrum" barrierefrei
Mühelos erreichbar mit dem Rollstuhl ist der Bahnhof Purkersdorf Zentrum in beide Fahrrichtungen. Für einen Besuch bei der zuständigen Arbeiterkammer müsste Erna Kreuzer nach Tulln reisen, wo ein modernes barrierefreies Gebäude als Servicestelle zur Verfügung steht.
Zur Sache
Unser Barrierefreiheit-Test ergibt für Purkersdorf ein durchwachsenes Ergebnis. Für das Rathaus gibt es eine glatte Eins, die Außenstellen von Bezirkshauptmannschaft und Wirtschaftskammer sind nicht barrierefrei, der Bahnhof im Zentrum schon.
KOMMENTAR
Barrierefrei oft nur am "Reißbrett"
Der "Ausflug" mit der 72-jährigen Rollstuhlfahrerin Erna Kreuzer, Bewohnerin des SeneCura-Sozialzentrums in Purkersdorf, durch einige öffentliche Gebäude in der Stadt im Wienerwald war sehr aufschlussreich. Es ging darum, zu ergründen, welche Gebäude bereits jetzt barrierefrei sind und wo noch dringender Handlungsbedarf bis zur Gesetzesänderung Anfang 2016 besteht. Bei den Außenstellen der Bezirkshauptmannschaft und der Wirtschaftskammer gab es kein Weiterkommen, doch auch das mustergültig umgebaute Rathaus zeigt seine Schwächen, wenn – wie bei unserer "Testperson" – eine halbseitige Lähmung vorliegt.
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