Natur und Umwelt

Zurück in den Gartenteich (mit Video)

Goldfische in einem Tümpel im Wald - das schadet der ohnehin bedrängten Amphibienpopulation.

PRESSBAUM. "Ich dachte, ich sehe nicht richtig: da schwimmt doch tatsächlich ein richtiger Schwarm Goldfische in einem Tümpel mitten im Wald. Wie kommen denn die dahin?", erzählt Biologiestudent Johannes Ploderer, "Sie mögen in einem Gartenteich hübsch anzusehen sein, aber hier stellen sie eine Gefahr für Kaulquappen und künftige Amphibien dar."

Heimische Natur unterstützen

Er zeigt auf den Gewässerrand, wo sich große Laichblasen gebildet haben, aus denen bald Kaulquappen schlüpfen werden - ein Festessen für die Goldfische. Auf Nachfrage bei den Bundesforsten hatte man ihm beschieden, der Schwarzstorch wäre ein Fressfeind, es passiere öfter, dass 'lustige' Leute Goldfische im Wald aussetzen. Er dürfe das aber gerne auch selbst in die Hand nehmen. "Das muss man mir nicht zweimal sagen, denn diesen Teich hat der Schwarzstorch offensichtlich übersehen: laut Auskunft von Spaziergängern schwimmen die Fische schon mehrere Jahre hier im Tümpel und heuer sind es ganz besonders viele von ihnen", schwingt Ploderer das Netz, mit dem Ziel, die natürlichen Verhältnisse wieder herzustellen. Sprich: die Goldfische abzufischen und in Gartenteichen von Freunden und Bekannten wieder anzusiedeln.

Gleichgewicht finden

Dem erste Fang-Einsatz war allerdings nur mäßiger Erfolg beschieden "Einen einzigen kleinen Goldfisch haben wir mit dem Netz gefangen, die anderen drei mit einer Fischfalle", gibt sich Ploderer jedoch noch nicht geschlagen, "Reinsteigen möchte ich nicht mehr, da richten wir nur Schaden an. Aber ich schaue, dass ich mehr Fischfallen auftreiben kann, die scheinen zu funktionieren. Die Goldfische gehören nun mal nicht in einen Waldteich und das ökologische Gleichgewicht ist sensibler als manche denken."

Die Goldfischplage

Wie recht der engagierte Bio-Student hat, zeigt die ausführliche Stellungnahme der Bundesforste:

Der Tümpel befindet sich im ÖBf-Revier Pressbaum und wurde im Jahr 2008 von den Bundesforsten als Schutztümpel für Amphibien angelegt! Er ist einer von insgesamt 33 Amphibientümpel im Forstrevier Pressbaum.

Zahlreiche Amphibienarten kommen darin vor – Erdkröte, Springfrösche, Teichmolche, Bergmolche oder auch Larven vom Feuersalamander.

Die Goldfische wurden in diesem Tümpel offensichtlich ausgesetzt und das nicht zum ersten Mal; es kommt leider immer wieder vor, dass Goldfische in Waldtümpeln ausgesetzt werden – sehr zum Leidwesen der Amphibien!

Was viele nicht wissen (und möglicherweise gut gemeint war!), hat leider fatale Folgen für Frosch & Co:

Goldfische sind Fressfeinde der Amphibien: Die – teils gefährdeten – Amphibien werden von den Goldfischen verspeist und weggeputzt!

Sobald sich Goldfische in einem Gewässer aufhalten, erhöht sich der Druck auf Amphibien massiv.

Kleine und Kleinstgewässer, die frei von Fischen sind, sind ideal für Amphibien geeignet, weil Fische zu ihren großen Feinden gehören.

Einmal in den Waldtümpel gelangt, sind die Goldfische nur schwerlich wieder wegzubekommen.

Goldfische gelten als extrem robust und vermehren sich in den Tümpeln gut, sofern keine anderen Fische vorhanden sind (Um sie erfolgreich abfischen zu wollen, müsste man mit elektrischer Befischung oder Kiemennetzen arbeiten, was aufwändig und teuer ist). Ein Fressfeind wäre auch der Storch, sofern vorhanden.

Im Gegenzug dazu sind die Reproduktionsmöglichkeiten der Amphibien stark eingeschränkt, sie vermehren sich nur mehr schlecht oder gar nicht.

Zum starken Goldfischaufkommen im heurigen Jahr: Der Teich war heuer im Winter nicht zugefroren, daher haben so viele Goldfische überlebt. Das Problem gab es an dem Tümpel schon wiederholt. Nach einem „zugefrorenen“ Winter hatte sich das Problem erledigt und es waren keine Goldfische mehr da.

Daher unser Appell: Goldfische bitte nicht in Waldtümpeln aussetzen – zum Schutz der Amphibien! Goldfische sind Haustiere und gehören nicht in die Natur.