Pressbaumer Weltmeisterinnen im Interview: „Von da oben kriegt uns keiner mehr weg“

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Seit 2012 habt ihr jeden Wettkampf gewonnen, bei dem ihr gestartet seid. Was macht euch so stark?
MIRNESA: Das ist richtig arg eigentlich. Ich denke wir bringen das Gesamtpaket am Besten rüber. Beim Jiu geht es um die Emotion, die Technik und die Geschwindigkeit. Es ist schwierig, das alles in Einklang zu bringen.
MIRNETA: Vielleicht sind die anderen nur sehr schnell oder haben eine schöne Technik. Aber wir versuchen alles umzusetzen. Dazu sind wir sehr ehrgeizig und perfektionistisch. Wir nehmen jeden Wettkampf voll ernst, egal ob kleine oder große.
MIRNETA: Genau. Wir müssen immer top vorbereitet sein. Denn es geht nicht nur um den Sieg, sondern auch darum wie wir uns dort präsentieren. Wir haben mittlerweile einen Ruf zu verteidigen.

Mittlerweile habt ihr alles gewonnen, was es im Jiu Jitsu zu gewinnen gibt: Welt- und Europmeisterschaft, World Games und World Combat Games. Was ist euer nächstes Ziel und wie motiviert ihr euch dafür noch?
MIRNETA: Am 21. November wollen wir in Thailand zum dritten Mal Weltmeister werden! Unser Formaufbau dafür läuft sehr gut.
MIRNESA: Wir motivieren uns außerdem indem wir unser Wettkampfprogramm häufig umstellen. Wir sind immer auf der Suche nach etwas Neuem, etwas Spektakulären, was noch keiner vor uns hatte. Wenn wir etwas gefunden haben, trainieren wir das ein. Unser Anreiz ist es, das dann am entscheidenden Tag so umzusetzen, wie wir uns das vorstellen. Wie es dann ankommt, ist immer aufregend.
MIRNETA: Wir setzen uns den Reiz und die Motivation dadurch selber. So ist es immer etwas Neues. Und wir wollen wir unsere Serie so lange wie möglich ausbauen. Von da oben kriegt uns keiner mehr weg.

Wie lange kann das so weitergehen?
MIRNESA: Das fragen uns einige. Bis zu den nächsten World Games 2017 (Anmerkung: Die Spiele für nicht olympische Sportarten) machen wir auf jeden Fall weiter. Vielleicht auch bis 2021, da sind sie in Birmingham, in den USA.
MIRNETA: Wir denken jedenfalls noch gar nichts ans Aufhören.
MIRNESA: Wir werden aber sehen wie das beruflich funktioniert. Wir wollen auch dort weit kommen, das wird mit dem Sport dann schwierig.
MIRNETA: Doch wir bleiben im Polizeisport, also kriegen wir mehr geförderten Sonderurlaub. In der Privatwirtschaft ginge das nicht.
MIRNESA: Wir wissen aber nicht, was uns in der Zukunft erwartet.

Das schönste wäre wohl wenn Jiu Jitsu olympisch werden würde?
MIRNESA: Das wäre ein Wahnsinn. Das ist das größte Ziel eines jeden Sportlers, der bei einer nicht olympischen Sportart trainiert. Es gibt schon eine Chance, international ist viel in Arbeit. Es gibt viele Gespräche mit dem IOC Präsidenten Bach. Bei nächsten Spielen könnten wir vielleicht als Demo-Sportart mitmachen, um zu schauen wie es ankommt.
MIRNETA: Aber ich halte nichts von Gerüchten. Wir hoffen, dass es mal olympisch wird und wir dann noch dabei sind.
MIRNESA: Würden wir zu der Zeit aufhören, würden wir sofort wieder anfangen. Es ist egal wie, Hauptsache wir sind dabei. Da müssen wir hin.

Was gefällt euch denn am Jiu Jitsu?
MIRNESA: Die Vielfalt. Wir trainieren so viel Verschiedenes von so vielen Richtungen. Wir machen Judo, Karate, sind in der Kraftkammer und gehen laufen. Dazu kommt speziell vor den Wettkämpfen intensives Mattentraining und natürlich Jiu Jitsu Techniktraining. Das alles macht uns wirklich so viel Spaß.
MIRNETA: Es ist das Beste. Man bewegt sich wirklich von Kopf bis Fuß.

Wie läuft euer gemeinsames Training ab?
MIRNESA: Wir sind sehr perfektionistisch und selbstkritisch. Wenn etwas im Training nicht klappt, macht uns das wahnsinnig.
MIRNETA: Da streiten wir schon ab und zu, aber eben weil wir so perfektionistisch sind. Wir kennen uns so gut, dass wir uns ins Gesicht sagen können, was nicht passt.
MIRNESA: Die Diskussionen fördern uns auch. Am Wettkampftag stimmt es dann aber. Da lachen wir höchstens drüber, wen wir einen kleinen Fehler machen.
MIRNETA: Ich glaube das ist unser Erfolgsrezept, das wir so lange trainieren bis alles perfekt sitzt.
MIRNESA: Wir wollen einfach immer besser und besser werden und würden nie sagen, dass wir perfekt sind. Jeder kleinste Konkurrent könnte uns schon zu nahe kommen.

Große Konkurrenz habt ihr im eigenen Pressbaumer Verein, der im Duo zu den Besten der Welt zählt. Bei den vergangen Weltmeisterschaften gewannen Sandra Jungwirth und Bianca Zeller hinter euch Bronze. Dazu holten Sebastian Vosta und Niko Bichler bei den Männern Silber. Woran liegt das?
MIRNESA: Wir sind Wettkampf und Duo Spezialisten. Die Erfolge haben wir dank unserem Trainer Robert Horak, denke ich. Er fördert das so und kennt sich so gut aus. Er hat einfach das geschulte Auge.
MIRNETA: Wenn wir mal weg vom Fenster sind, hätten wir sicher gute Nachfolger. Auch bei den Kleinsten gewinnen unsere meistens. Bei den nationalen Meisterschaften sind unsere Sportler immer ganz vorne.
MIRNESA: Das stimmt. Österreichische Meisterschaften sind fast Vereinsmeisterschaften. Daher reizen uns auch die internationalen Wettkämpfe mehr. Da werden wir schon gefordert.

Wie ist der internationale Stellenwert von Jiu Jitsu?
MIRNETA: Bei den großen Wettbewerben sind die Hallen immer sehr gut gefüllt.
MIRNESA: Es ist so, wenn man die Leute hinbringt, kann man sie begeistern. Jeder, der Jiu sieht, ist begeistert.
MIRNETA: Es ist nicht nur ein schönes Herzeigen, sondern geht schon zur Sache. Doch in Österreich gibt es medial nur Fußball und Skisport.

Lohnen sich auch eure Erfolge finanziell?
MIRNESA: Leben können wir nicht davon. Wir zahlen nichts für die Wettkämpfe, das geht über den Verband. Aber wir bekommen keine Sponsoren oder Erfolgsprämien.
MIRNETA: Das wäre schön. Doch es ist absolut nicht der Grund wieso wir es machen. Unser größter Sponsor ist die Polizei. Sie bezahlt uns dafür, dass wir während der Schulzeit trainieren können. Zudem stellt uns das Kraftsportcenter Gym21 nun auch optimale Trainingsbedingungen zur Verfügung. Früher haben wir uns die Kraftkammer selbst finanziert, jetzt zahlen wir noch immer das Trainingsequipment und die Sportnahrung. Wir haben es aber eh gut, weil das ist bei uns nicht teuer. Footballer geben dafür etwa richtig viel Geld aus.
MIRNESA: Und die Wettkämpfe sind schon super. So können wir viel reisen und kommen alle zwei Jahre auf einen neuen Kontinent. Da haben wir dann auch genug Zeit um uns etwas anzuschauen.

Was bringt euch der Sport sonst im Alltag?
MIRNETA: Viel.
MIRNESA: Alleine die Fallschule. Wir können gleich anders reagieren und wissen wie man richtig fliegt, damit wir uns nicht verletzten. Dazu kommen schnelle Reflexe und gute Abwehrtechniken. Wenn es wirklich einmal zu einer Notsituation kommen soll, weiß man nie wie es dann wirklich ist. Doch wir sind im Vorteil, weil wir gewisse Sachen beherrschen.
MIRNETA: Es bringt uns auch als Polizistinnen viel. Jiu machen nicht nur Hobbysportler, sondern auch die Cobra und Wega. Was uns unsere Einsatztrainer zeigen, haben wir schon als Kinder gelernt.
MIRNESA: 18 Jahre Training müssen sich ja auszahlen.
MIRNETA: Es ist schon super, wenn Kinder von klein auf Sport betreiben. Wir wurden disziplinierten und lernten uns die Zeit richtig einzuteilen, damit wir noch rechtzeitig ins Training konnten. Und unser Selbstbewusstsein wurde so gestärkt.

Ihr verbringt fast euer gesamtes Leben zusammen. Ihr wohnt zusammen, seid nun gemeinsam in der Polizeischule, trainiert natürlich gemeinsam und verbringt auch den Großteil eurer Freizeit zusammen. Geht ihr euch nicht mal auf die Nerven?
MIRNETA: Seltener als früher, oder?
MIRNESA: Es ist irgendwie Gewohnheit. Wir machen wirklich alles zusammen. Natürlich gibt es hin und wieder Momente, wo wir aneinander geraten. Aber wir fühlen sich noch unwohler wenn wir getrennt sind, weil es absolut ungewohnt ist.
MIRNETA: Wenn wir aneinander geraten, ist es auch nur wegen Kleinigkeiten.
MIRNESA: Wie bei einem alten Ehepaar. Die sind auch schon ewig zusammen.

Zur Sache: Jiu Jitsu:

ist die waffenlose Kunst der Selbstverteidigung und eine Kombination aus den Sportarten Judo und Karate. Die Zwillinge Mirnesa und Mirneta Becirovic sind in der Disziplin Duo die Besten der Welt. Hier führen zwei Partner gemeinsam einen Schaukampf vor. Kampfrichter vergeben dafür Punkte nach Kriterien wie dem Auftreten, der Geschwindigkeit, der Effektivität, der Kraft und der Realitätsbezugs des Kampfes.

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