Das "Krevegerl" oder ein Christbaum in letzter Minute...

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Der PauliOpa hat mir - seinem Enkerl Daniela - erzählt, dass damals wieder einmal Weihnachten vor der Türe stand, das wäre nun schon vor 44 Jahren gewesen und er, Jung-PauliOpa, sei 26 Jahre alt gewesen. Meine Mutter - seine Tochter - war gerade eineinhalb Jahre alt. Mein Onkel war zu der Zeit noch unterwegs...

Der PauliOpa (also Jung-PauliOpa) hatte damals mit Verwandten aus der Obersteiermark ausgemacht, dass sie ihm einen Christbaum per Bahn schicken würden (warum auch nicht, sie hatten das so vorgeschlagen). Der Pauliopa wartete nun schon einige Tage vor besagten Weihnachten auf eine Ankündigung von der Bahn, dass dieser Christbaum aus der Steiermark eingetroffen wäre und er zum Abholen bereit sei. Es verging ein Tag nach dem anderen, aber - es war keine Rede von einem Christbaum. Die Verständigung mit den Verwandten aus der Steiermark war auch schwierig, da weder die Leute in der Steiermark, noch er ein Telefon gehabt hätten.

So war es der 24. Dezember geworden und kein Chrstbaum in Sicht. Jung-Pauliopa erinnerte sich an seine Jugend, wo sein Vater immer erst am 24. Dezember etwa ab 10 h - bevor die Chridtbaumverkäufer ihre Zelte abbrachen - so einen Christbaum kaufen gegangen war. Klar musste er dann nehmen, was da war und er bekam auch nur einen etwas kleineren Christbaum, aber dafür war er billig gewesen, hatte sein Vater gesagt. In der Nachkriegszeit war Geld noch Mangelware.

Es hatte geschneit und die Straßen waren mit Schneepflügen geräumt worden. An den Straßenrändern befand sich der Schnee von der Fahrbahn in größeren Schneehaufen. Der PauliOpa kleidete sich mit Mantel, Schal, Mütze und Handschuhen ("Haubi, Manti, Muffi" nach seiner Tante Midi) und zog seine Winterstiefel an. Es war 9 Uhr morgens. Er machte sich auf, um einen Christbaumverkausplatz zu finden und dort einen Christbaum zu erstehen. Es gab einige solche Plätze in der Umgebung seiner Wohnung. Aber als er den ersten erreichte, war dieser bereits geräumt. Kein Christbaum weit und breit. Also wanderte Pauliopa weiter zum nächsten Platz, aber auch dieser war leer. Die Zeit verging, Pauliopa hatte schon einige solcher Plätze besucht, aber das Ergebnis war immer gleich - es gab keinen einzigen Christbaum. Es war in der Zwischenzeit 11 Uhr geworden und es schneite seit geraumer Zeit wieder.

Langsam beschlich PauliOpa das etwas ungute Gefühl, dass es heuer ein Weihnachten ohne Christbaum geben würde. Nach einiger Zeit erreichte er einen weiteren Verkausplatz für Christbäume, aber auch dieser war zu seinem Leidwesen leer - ein ehemaliger Verkaufsplatz. Der PauliOpa schaute sich etwas verzweifelt um und -siehe da - auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse steckte so etwas ähnliches wie ein Christbaum in einem von einem Schneepflung angehäuften Schneehaufen, wie der PauliOpa durch die Schneeflocken ausmachte. Links und rechts geschaut, die Strasse überquert und den Christbaum unter den Arm genommen. PauliOpa war guten Mutes, hatte er doch wohl den letzten Christbaum in der Stadt ergattert, und noch dazu gratis.

Er machte sich so schnell er konnte auf den Heimweg. Eine Frau begegnete ihm und sagte: "Oh, Sie haben einen Christbaum. Ich gebe Ihnen 300 Schilling dafür (das war damals eine Menge Geld). Der PauliOpa lehnte freundlich ab und setzte seinen Weg nach Hause fort.

Zuhause angekommen, wurde der Baum dann in einen Christbaumständer gesteckt und auf seinen vorgesehenen Platz auf die Kommode gestellt. Zugegeben, dieser Christbaum war nicht so ganz gleichmäßig und dicht wie die normalen Christbäume. Vielleicht war er ein "Krevegerl" und etwas verwachsen. Aber es war ein Christbaum. Und er wurde wie ein normaler Christbaum geschmückt. Der PauliOpa meinte dann, das sei ein "Designer"-Christbaum, den nicht jeder hätte. Es war das Weihnachtsfest gerettet und es gab einen Weihnachtsbaum für seine kleine Tochter.

Die dreiköpfige - bald vierköpfige - Familie feierte Weihnachten, sie hatten ihr traditionelles Weihnachtsessen, einen knusperig gebackenen Fisch mit Erdäpfelsalat und Vogerlsalat und Kernöl (aus der Untersteiermark), sie hatten die übliche Bescherung, zu der auch meine Urgroßmutter geladen war, die Mutter vom PauliOpa. Es gab der damaligen Zeit entsprechende Geschenke, es wurden Weihnachtslieder gesungen, es wurde gebetet und es wiedereinmal ein "frohes Weihnachtsfest" gewesen.

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