Ein Tag mit dem "Manager" des Wienerwalds
Redakteurin Tanja Waculik begleitete Forstrevierleiter Fritz Holzinger einen Tag lang bei seiner Arbeit.
REGION PURKERSDORF. Mittendrin statt nur dabei: Bezirksblätter-Redakteure legen Laptop, Block und Schreibstift kurzzeitig nieder und schnuppern für einen Tag in unterschätzte, außergewöhnliche oder besondere Tätigkeiten in der Region. In diesem Teil der Serie "Ein Tag als ..." begleitete Redakteurin Tanja Waculik Forstrevierleiter Fritz Holzinger aus Gablitz.
Dienst nach Erfordernis
Treffpunkt 9 Uhr bei den Bundesforsten – nach einer kurzen Begrüßung und dem letzten Schluck Kaffee geht’s direkt los für Redakteurin Tanja Waculik und Fritz Holzinger. Als Forstrevierleiter über 2.800 Hektar Waldfläche ist er zuständig für das Gebiet "Stadlhütte", das von Gablitz über Purkersdorf und Wolfsgraben bis Laab im Wald reicht. "Das Schöne ist, dass ich keine Normarbeitszeit habe. Ich muss nicht um acht Uhr in einem Büro sitzen – ich mache Dienst nach Erfordernis", erzählt Fritz Holzinger. Das bedeutet jedoch auch, das sein Tag schon mal um sechs Uhr morgens beginnen oder bis spät abends dauern kann. Fast immer mit dabei sind seine zwei treuen Begleiter: Die folgsamen Jagdhunde Don und Giovanni.
Digitalisierung beim Förster
Im geräumigen Allrad-Wagen geht's zum ersten Stopp: Holzingers Forstfacharbeiter, die im Gebiet Wurzbach durchforsten. "Für jedes Gebiet gibt’s einen genauen Plan, Forstarbeiten sind innerhalb eines 10-Jahres-Plans festgehalten", erklärt Fritz Holzinger im Wald angekommen. Den Plan, samt Infos über anstehende Forstarbeiten, hat Fritz Holzinger auf seinem Tablet stets mit dabei.
Zukunftsbäume fördern
Farbliche Markierungen an den Bäumen unterscheiden sogenannte "Zukunftsbäume" von jenen, die gefällt werden sollen. "Jeder Baum hat Krone, Stamm und Wurzeln – und da herrscht totaler Wettkampf. Je bessere Wurzeln und je besser die Krone, desto besser hält ein Baum das Klima aus", weiß Holzinger. Bäume, die andere, zukunftsfähigere Bäume in ihrem Wachstum bedrängen, werden daher entnommen. "In meinem Gebiet wachsen ca. 11.000 Festmeter zu im Jahr – und mehr wird auch nicht geschlägert. Das heißt Nachhaltigkeit: Nicht mehr entnehmen als nachwächst", erklärt Holzinger. Seine Aufgabe ist es, Naturschutz und Waldbewirtschaftung sinnvoll zu vereinen.
Redakteurin Tanja Waculik mit Forstfacharbeiter Adolf Mellecker und Förster Fritz Holzinger. (Foto: Waculik)
Keiner will morschen Tisch
Die Motorsäge heult laut, wir treffen auf Forstfacharbeiter Adolf Mellecker, der, mit Helm, Gehörschutz, Sicherheitsschuhen und -kleidung gewandet, einen eben gefällten Baum zerteilt. "Wenn ein Baum wirtschaftlich verwertet wird, muss er auch gewisse Kriterien erfüllen. Keiner will einen morschen Tisch", meint Fritz Holzinger. Je nach Qualität, Masse und Holzsorte werden die Bäume dann zu Papiermasse, Industrie- oder Möbelholz oder auch Brennholz verarbeitet.
Spannungsfelder klären
Das Telefon klingelt: Ein Anrainer, der ganz in der Nähe wohnt, fragt, ob es möglich wäre zwei Bäume, die für starken Schatten in seinem Garten sorgen, zu fällen. Schon wenige Minuten später treffen Förster Holzinger, Forstfacharbeiter Mellecker und unsere Redakteurin auf den Anrainer, der seine Situation erklärt. Schon nach wenigen Minuten wird ein Kompromiss gefunden. "Die größte Herausforderung sind die Spannungsfelder, die unterschiedlichen Interessen und Anforderungen, die gestellt werden – die muss ich alle unter einen Hut bringen", schildert Holzinger. Zugleich ist ihm dies aber auch der liebste Aspekt seines Jobs: "Das Tollste ist, wenn man mit verschiedenen Leuten kommunizieren kann und alle zufrieden und glücklich sind."
ZUR SACHE:
Fritz Holzinger ist Forstrevierleiter des Reviers "Stadlhütte" bei den Österreichischen Bundesforsten. Das Revier umfasst etwa 2.800 Hektar Waldfläche und reicht von Gablitz und Purkersdorf über Wolfsgraben bis nach Laab im Wald.
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