"Gemischter Satz“ – Ensemblekunst eines Ausnahmeorchesters

Jakob Weichinger
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Beim schon Tradition gewordenen „Gemischten Satz“ in Wolfsgraben konnte das zahlreiche Publikum dieses Jahr nicht nur einer genussvollen Verbindung aus Kunst und Kulinarik, sondern auch der Aufnahme von 4 Jungmusikern und der Verleihung der Goldenen Dirigentennadel an Kpellmeister Wolfgang Jakesch beiwohnen.

Prachtvolles Indian-Summer-Herbstwetter ist normalerweise der Garant dafür, dass Kulturveranstaltungen in geschlossenen Räumen nur mäßig besucht sind. Aber bereits lange vor dem eigentlichen Konzertbeginn ist die Schlange der parkenden Autos lange und die Stimmung der Gäste, die sich am sonnigen Vorplatz bei Kürbissuppe, Sekt und Lachsbrötchen laben, bestens. Auch die Reihe der Ehrengäste, die sich ein Stell-Dich-Ein geben, wird immer länger: Allen voran der Bezirksobmann des Blasmusikverbandes Bernhard Hilbinger, aber natürlich auch Tullnerbach´s Bürgermeister Johann Novomestsky mit Gattin, Vizebürgermeister Wolfgang Braumandl, Wolfsgraben´s Ortschefin Claudia Bock, Pressbaums Vzbgm. Irene Wallner-Hofhansl, Altbürgermeister Johann Jurica, Kapellmeister Joachim Luitz aus Gablitz u.v.m.
Vom Ansturm überwältigt werden noch soviele Sessel wie möglich von den Musikern aufgestellt, am Ende lauschen ca. 170 Gäste dem Konzert.

Das Programm, das nun folgt, beweist, dass das Publikum an diesem sonnigen Nachmittag die richtige Entscheidung getroffen hatte. Was die Ensembles aus Tullnerbach und Umgebung bieten, ist mit Bedacht gewählt, mit Engagement geprobt, mit Kunstsinn dargebracht. Durch das nun folgende Konzert, in dem Klassik, Volksmusik und Modernes ein breites Register abdecken, geleitet Kapellmeister Wolfgang Jakesch. Seine Moderation ist bereits Tradition: Kundig und unterhaltsam führt er in jedes Werk ein, sodass der Zuschauer nicht nur den Genuss des Gehörten, sondern auch Kenntnisse über Musikgeschichte mit nach Hause nimmt. Oder wussten Sie, dass das berühmte Adagio in g-moll des Barockmusikers Tomaso Albinoni gar nicht von Albinoni ist, sondern ein spätromantisches Werk vom bestverdienenden klassischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, Remo Giazotto?

Herausragende Leistungen - ungewöhnliche Arrangements

Erstaunlich ist aber nicht nur die Breite der Stilrichtungen, mit der die Tullnerbacher aufwarten können. Das hohe Niveau zeigt sich auch in der mitunter ausgefallenen Zusammenstellung der Ensembles und in den dafür erforderlichen ungewöhnlichen Arrangements, die die Musiker teilweise selbst geschrieben haben. So kommt es, dass an diesem Samstagnachmittag nicht nur insgesamt ein hohes Niveau geboten wird, sondern herausragende Leistungen zu hören sind, etwa am Horn, an der Querflöte, am Saxophon oder an der Klarinette. Auch das „Klangwerk Wienerwald“, eine bei Wettbewerben bereits mehrfach preisgekrönte Volksmusikgruppe, gibt sich, wie schon in den Jahren zuvor, ein Stelldichein und wird vom Applaus des Publikums erst nach einer Zugabe entlassen.

Goldenen Dirgentennadel für 10 Jahre Musizieren auf höchstem Niveau

Konzerte wie dieses fallen natürlich nicht vom Himmel, sind nicht nur Einzelbegabungen, Musiklehrern und engagierten Eltern zu verdanken. Sie verlangen jahre- bis jahrzehntelange, geduldige, kompetente Aufbauarbeit, aus der erst jene stabile Vernetzung erwächst, auf die man bei solchen Anlässen zurückgreifen kann. Denn alle Musiker – auch jene, die nicht regelmäßig beim Blasorchester Tullnerbach spielen – sind Wolfgang Jakesch und seinem Orchester in vielfältiger Weise verbunden, als Schüler, als Mitglieder der Blasmusik oder des Jugendorchesters. Und so erscheint es denn auch folgerichtig, dass Kapellmeister Wolfgang Jakesch aufgrund seiner Verdienste und der beständigen Erfolge des vom ihm geleiteten Orchesters – neunmal in Folge Auszeichnungen in der Konzertwertung des Niederösterreichischen Blasmusikverbandes in künstlerisch anspruchsvollen Klassen und damit bestes Orchester der Region – im Rahmen dieses Konzerts mit der Goldenen Dirigentennadel geehrt wurde. Vorgenommen wurde diese Auszeichnung von Bezirksobmann Bernhard Hilbinger, selbst Musiker und Musiklehrer, der seiner Freude über diesen Erfolg in warmen und anerkennenden Worten Ausdruck verlieh.

"Es ist so cool!"

Doch neben künstlerischem Niveau und Ehrung gab es einen weiteren Grund zur Freude: Jugendarbeit wird vom gesamten Blasorchester Tullnerbach besonders ernst genommen. Nach der Ehrung des Kapellmeisters folgte die offizielle Aufnahme von vier Jungmusikern – elf bis vierzehn Jahre alt –, die mit dem Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze im Rahmen der Klangwerkstatt Tulln auch die Berechtigung erworben hatten, dem Orchester beizutreten. Das ist bemerkenswert vor allem deshalb, weil Jugendarbeit nicht nur ein besonders wichtiges, sondern auch ein besonders schwieriges Feld ist, gibt es doch Konkurrenzangebote zuhauf.

Was bringt einen Elfjährigen dazu, wöchentliche Proben, stetiges Üben, diszipliniertes Arbeiten, weißes Hemd, Gilet und Krawatte in Kauf zu nehmen? „Es ist so cool!“, sagt einer der beiden elfjährigen Jungmusiker begeistert. Und was ist cool daran? „Man steht auf der Bühne, ganz vorn, alle schauen einen an, und man weiß, jetzt kann man allen eine Freude machen. Und man kann das auch, was man da tut! Und wenn ich mal einen Fehler mach, ist es nicht so schlimm, weil wir ein Orchester sind.“ Sprach’s und lief zum Buffet, selbstgemachte Brote und Kuchen verkaufen und sich mit seinen Freunden amüsieren.

Zukunft gefährdet

Wie viele Orte gibt es, wo junge Menschen so positiv bestärkt, anerkannt und daher selbstbewusst, erwünscht und offenbar glücklich in die Welt der „Großen“ hineinwachsen können? Wo eigene Fähigkeiten und ihr Nutzen für die Gemeinschaft eine so beglückende Verbindung eingehen? Zumal in Zeiten, in denen junge Menschen darum kämpfen müssen, nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden, der durch Jugendarbeitslosigkeit, soziale Probleme, sich wandelnde Gesellschaftsstrukturen und nicht zuletzt die Politik immer wieder bedrohlich nahe rückt. Welch zwiespältige Rolle gerade die Politik in diesem Punkt spielt, ist übrigens auch bei diesem Konzert spürbar: In krassem Gegensatz zu Ehrung und Erfolg des Kapellmeisters – ein Erfolg, der in Wahrheit natürlich auch dem ganzen Orchester gilt – wurde vom Musikschulverband vor Kurzem die Finanzierung des Kapellmeisterpostens gestrichen. Das schränkt nicht nur Auftritte außerhalb der Gemeinde Tullnerbach, etwa dieses Wolfsgrabener Konzert, empfindlich ein, sondern macht auch Jugendarbeit fast unmöglich. Das ist umso tragischer, als damit Strukturen ausgehöhlt werden, die kontinuierliche, finanziell abgesicherte Arbeit brauchen, um sich zu entwickeln; und schließlich ist es ernüchternd, zu beobachten, dass auch auf dem kulturellen Sektor „Leistung sich (offenbar) nicht mehr lohnt“.
Als das Konzert zu Ende, der letzte Ton verklungen und der letzte Applaus verhallt ist, als die Stühle wieder weggeräumt und alles aufgekehrt ist – ja, auch das machen die Musiker selber –, ist auch der Gemischte Satz vom Weingut Edelmoser ausgetrunken. Kein Tröpfchen ist übriggeblieben. Die Zuschauer haben ihn ebenso ausgekostet wie die Klänge des Herbstkonzertes des besten Orchesters der Wienerwaldregion.
Ob es das Konzert „Gemischter Satz“ im nächsten Jahr noch einmal geben wird?

„Ein Dirigent ist immer nur so gut wie die Musiker, die hinter ihm stehen!“
Kapellmeister Wolfgang Jakesch und das Blasorchester Tullnerbach

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