So lässt die Region ihren Müll auferstehen
"Upcycling" bewahrt scheinbar Nutzloses vor dem Mistkübel. Firmen und kreative Köpfe zeigen's vor.
REGION (bt). Ein Verkaufspult aus alten Büchern – nur eines der fantasievollen Projekte, mit denen der Purkersdorfer Samariterladen, kurz SamLa, als Vorbild voranging. Nun fassen immer mehr Menschen der Region Fuß in der Welt des "Upcycling". Dabei wird Abfall oder scheinbar Nutzloses zu neuwertigen Produkten aufgewertet. Stoffreste, Holz und alte Möbel wandern also nicht mehr in den Müll, sondern lassen kreative Ideen sprießen.
Müllberge reduzieren
"Wir versuchen auf vielen Wegen Müllberge zu vermeiden. Auch indem wir beschädigte Sachen wieder aufwerten", erklärt SamLa-Chef Herbert Willer seinen Antrieb. Deshalb geben er und sein Team auf der SamLa-Homepage Upcycling-Tipps. Eine Initiative, die fruchtet, viele Kunden schicken Vorher-Nachher-Fotos. So werden in der Region alte Kästen zu Puppenhäusern, Luster zu Gartendeko oder Bilderrahmen zu Schmuckhaltern.
Müllberge zu reduzieren, nennt auch Martina Rabl-Gröss als Antrieb. Sie lebt Upcycling in Sachen Inneneinrichtung. "Ich finde unsere Wegwerfgesellschaft ist sowieso ein Horror." Daher restauriert sie Holzdecken und Möbel, versucht diese in den Originalzustand zurückzusetzen oder ihnen eine neue Bestimmung zu schenken.
Kleid aus Omas Dirndlschürze
Frisch dabei, seit November letzten Jahres, ist Friederike Pscheidl. In ihrer Nähstube Mimoso in Pressbaum schenkt sie alten Textilien ein neues Leben als Kindermode. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, doch für Pscheidls Kunden steht wohl auch der sentimentale Wert im Fokus. "Die Oma lebt nicht mehr, aber mit ihrer Dirndlschürze geht es weiter." Aus einer alten Dirndlschürze, die so wohl niemand mehr aufgetragen hätte, durfte Pscheidl ein Baby-Kleidchen fertigen. Um einen Spitzenkragen zu reparieren, geht es schon einmal einem Tischtuch "an den Kragen", während für Babys Hose ein alter Bettbezug dient.
Fischerboote werden Möbel
"Aus besonderem Holz geschnitzt und mit allen Wassern gewaschen", sind die Unikate des Gablitzer Unternehmens Ocean Wood – Möbel aus Booten. Aus keinem geringeren als indonesischen Fischerbooten. Anstatt die ausrangierten Exemplare in einer Bucht ihrem Schicksal zu überlassen, kaufen der Gablitzer Clemens Hollerer und der Purkersdorfer Georg Heinz sie zu fairen Preisen, um daraus in einer kleinen indonesischen Manufaktur Möbel fertigen zu lassen. "Wir sind zufällig hineingestolpert. Mein Kollege hat sein Haus eingerichtet, da hab ich ihm vom alten Bootsholz in Indonesien erzählt", erinnert sich Georg Heinz. Seit einem Jahr upcyceln die beiden nun, vergangenen Oktober haben sie einen Showroom in Wien eröffnet. "Es gibt keine zwei Stücke, die gleich sind", ist Heinz stolz, den die Beständigkeit des Tropenholzes fasziniert.
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