Bergsturz steht bevor
Der Gipfel des Hochvogel bröckelt kräftig

So schaut es oben am Gipfel des Hochvogel aus. | Foto: Landesgeologie
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HINTERHORNBACH (rei). "Ich schlafe gut", sagt Martin Kärle. Das wünscht man dem Bürgermeister von Hinterhornbach von Herzen, aber ganz so natürlich ist das für ihn und alle anderen Bewohner der Kleingemeinde nicht.

"Ich schlafe gut", sagt. Bgm. Martin Kärle

Hoch oberhalb der Gemeinde thront der Gipfel des Hochvogel. 2592 Meter ist der prächtige Aussichtsberg hoch. Aber er bröckelt. Nicht nur ein bißchen, vielmehr ist ein riesiger Felssturz vorhergesagt. Das Ereignis kann noch heuer stattfinden, vielleicht auch erst in ein paar Jahren. Aber es wird kommen, darin sind sich die Fachleute einig.

Keine Gefahr für Hinterhornbach


"Wir wissen, dass wir sicher sind",
sieht Kärle dennoch keinen großen Grund zur Aufregung. Das Gelände unterhalb des Gipfels ist so beschaffen, dass die Geröllmassen nicht zum Ort vordringen können. Wirklich gefährdet ist nur, wer sich auf dem Bäumenheimerweg dem Gipfel nähert - das sollte aber niemand tun, der Weg ist aus Sicherheitsgründen schon seit Herbst 2014 gesperrt. Wer das Verbot nicht beachtet, begibt sich in absolute Lebensgefahr!
Weiterhin gibt es von Hinterhornbach aus aber einen Weg auf den Gipfel, der führt über eine etwas weitere Route. "Mindestens eine halbe Stunde mehr dauerts jetzt", erklärt Kärle"

Berg unter Beobachtung

Deer Berg stet jedenfalls seit längerer Zeit unter Dauerbeobachtung. Es sind unsere bayerischen Nachbarn, welche sich des Gipfelbereichs angenommen haben. Die Landesgrenze zieht sich über den höchsten Punkt des Hochvogels und befindet sich in unmittelbarer Gipfelkreuz-Nähe. Der nun abzubrechen drohende Teil ist zwar auf südlicher Seite und somit auf Tiroler Gebiet, dennoch findet das bevorstehende Ereignis auf Allgäuer Seite fast mehr Beachtung als bei uns.
Das hängt an zwei Dingen: Einerseits findet der Zustieg zum Gipfel seit der Sperre des Bäumenheimerweges fast ausschließlich über die Route am Prinz-Luitpold-Haus vorbei statt, das sich auf Allgäuer Boden befindet, und andererseits ist der Hochvogel zum Forschungsprojekt der TU München geworden.
Diese hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Messeinrichtungen im Gipfelbereich und hier speziell in den teils mehrere Meter breiten und noch viel tieferen Spalten angebracht. Die gesammelten Daten werden in Echtzeit nach München gesendet und ausgewertet.

Frühwarnsystem als Ziel

Die Experten in München hoffen, so mehr über die Vorkommnisse am und im Berg zu erfahren. Die erhobenen Daten sollen dazu betragen, ein Frühwarnsystem für drohende Felsstürze zu entwickeln.
Die Gemeinde Hinterhornbach steht in Kontakt mit der TU München. Der aktuelle Wissensstand beunruhigt die Bürger eher wenig, sagt Bgm. Kärle.

"Wenn der Fels abbricht, wird es staubig!"

"Wenn der Fels abbricht, wirds vermutlich staubig im Ort. Mehr sollte nicht passieren!"
Auch Thomas Figl ist gut mit der Materie vertraut. Der für das Außerfern zuständige Fachmann der Tiroler Landesgeologie steht ebenfalls mit den Experten der TU München in Verbindung. Man tausche sich regelmäßig aus.

Die Wahrscheinlichkeit, dass große Felsmengen abbrechen, nehme im Grunde von Tag zu Tag zu. Auch Figl geht davon aus, dass das Siedlungsgebiet der Gemeinde Hinterhornbach aber nicht betroffen sein wird. "Es wird sicher eine Staubwolke geben. Je nach Ereignisgröße wird die größer oder kleiner ausfallen", stellt der Geologe fest.
Mächtig wird es aber allemal werden, was da passiert. Gut möglich, dass der Fels unter einmal ins Tal schießt, ebenso gut könnte sein, dass es mehrere Ereignisse werden.
Berechnungen sagen eine Menge von bis zu 260.000 Kubikmeter Gestein voraus, die abbrechen könnten. "Das ist enorm", bestätigt Figl. Solche Ereignisse bilden dennoch nicht die Ausnahme, sondern kommen in den Alpen immer wieder einmal vor.

Auswirkungen auf Hinterhornbach

Bgm. Martin Kärle glaubt, dass der Hochvogel von Tiroler Seite aus lange Zeit nicht mehr auf direktem Weg erreichbar sein wird, eine Ansicht, die auch Thomas Figl teilt. Der Experte hält sich mit Mutmaßungen aber zurück. Fest stehe derzeit nur, dass sich etwas tut.

In Hinterhornbach sind Auswirkungen dennoch schon jetzt spürbar. Durch die Sperre des Bäumenheimerweges sei die Zahl der Feriengäste gesunken, erzählt Bgm. Kärle.
Auf der anderen Seite des Berges sorgt man sich, dass selbiges passieren könnte, sollte der Weg über das Prinz-Luitpold-Haus ebenfalls aus Sicherheitsgründen nicht mehr begehbar sein. Die beliebte Berghütte in den Allgäuer Alpen ist für einen Großteil aller Wanderer, die auf den Hochvogel wollen, nämlich Ausgangspunkt der mehrstündigen Tour.
Und noch eines bleibt unklar: Der Hochvogel ist derzeit aufgrund seiner markanten Form und seiner exponierten Lage am Alpenrand von weitem erkennbar. Ob er nach dem angekündigten Felssturz seine Pyramidenform behalten wird, kann man derzeit nicht sagen.

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