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Echte Meisterwerke zu neuem Leben erweckt

Alles sehr filigran: Günther Kohlfürst wusste Interessantes über die Uhr zu erzählen. Inzwischen hängt sie in einem alten Wandkasten. | Foto: Reichel
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  • Alles sehr filigran: Günther Kohlfürst wusste Interessantes über die Uhr zu erzählen. Inzwischen hängt sie in einem alten Wandkasten.
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TANNHEIM (rei). Der Zufall schreibt manchmal seltsame Geschichten. Jene von zwei Uhr-Restaurierungen ist eine solche.

Das Staunen war groß

Es war ein illustrer Kreis an Personen, der kürzlich an einem Sonntagabend zunächst das Heimatmuseum in Tannheim, und direkt im Anschluss daran das Felixé Minas Haus besuchte. Es galt, Uhren zu bestaunen.

Lange Uhrmacher-Tradition

Tannheim, vielmehr das ganze Tannheimer Tal, ist nämlich eng mit der Uhrmacherei verbunden. Blickt man in die Geschichte der Region, so tauchen gleich mehrere handwerklich äußerst geschickte Bewohner auf, die das Uhrmacherhandwerk ganz vortrefflich beherrschten.
Das liegt nun aber schon sehr lange zurück. Die Uhren von damals sind heute in privaten Sammlungen und in den genannten Museen zu sehen.

Ein besonderes Stück

Aber warum nun dieses Treffen? Weil es ein ganz besonderes Stück vorzustellen galt: eine alte Uhr von Anton Zobl. Die ist im Besitz der Gemeinde Tannheim, seit diese das Felixé Minas Haus erwarb. Schön anzusehen war die Wanduhr schon immer, jetzt funktioniert sie aber wieder. Das ist - so erklärt sich nun die Zusammensetzung jenes Personenkreises, der die restaurierte Uhr erstmals bestaunen durfte - wiederum treuen Feriengästen des Tannheimer Tals zu verdanken.

Freunde des Tales

Da ist die Familie Sailer aus Stuttgart zu nennen. Diese betreibt in der Baden-Württembergischen Metropole eine Bäckerei. Urlaub macht das Ehepaar seit 50 Jahren im Tannheimer Tal. Die Geschichte und die Menschen des Tals interessieren beiden. Auch sie wollten in ihrem Lieblingsurlaubsziel ein paar Spuren hinterlassen. Das tun sie seither als Förderer der heimischen Museen.
Ein anderer treuer Feriengast des Tales ist ein Wiener. Und der ist ein echter Spezialist für Antik- und Großuhren: Uhrmachermeister Günther Kohlfürst. 
Bei einer Führung durch die Tannheimer Museen staunte er dann nicht schlecht, als er gleich drei alte Uhren entdeckte, die "wirklich etwas ganz Besonderes sind", wie Herr Kohlfürst versichert.

Schöne Freizeitbeschäftigung

Schön anzusehen ja, funktionstüchtig nein. Auch Günther Kohlfürst verspürte den Drang, in seinem Urlaubsziel Spuren zu hinterlassen. Das tat er, indem er zwei Uhren in seiner Freizeit reparierte. Eine hängt in restauriertem Zustand nun schon seit etwas längerer Zeit im Minas Haus, die zweite erfreut seit wenigen Tagen mit erstaunlicher Präzision die Herzen aller Uhrenfreunde. Zuvor schraubte, putzte, feilte und justierte der Uhrmachermeister aus Wien etliche Stunden am filigranen Uhrwerk. So lange, bis sich dieses wieder in Bewegung setzte. 

Ein filigranes Werk

Jetzt läuft die Uhr wieder rund, zeigt die Zeit an und macht sich zu jeder Viertel-, Halben und Voll Stunde mit ihrem Glockenschlag bemerkbar.
Und der, das versichert Günther Kohlfürst, ist nun wirklich ganz außergewöhnlich. Anton Zobl verbaute nämlich eine Technik, die der damaligen Zeit weit voraus war. "Diese Uhr ist wirklich ein Meisterstück", versicherte der Uhrenexperte. 

Bürgermeister ist begeistert

Bürgermeister Markus Eberle zeigte sich hoch erfreut, dass im Museum der Gemeinde nun nicht nur schöne, sondern auch funktionstüchtige Uhren hängen. Für Stasi Wassermann, sie betreut das Museen, bedeutet dies, dass sie die Uhren künftig bei Führungen wohl öfter aufziehen muss, um die Besucher mit dem schönen Schlagwerk der Zeitmesser zu beeindrucken.
Nicht minder begeistert als der Bürgermeister zeigte sich auch Kuratorin Dr. Sylvia Mader. Die war aus Serfaus angereist, um die erstmalige Inbetriebnahme der restaurierten Zobl-Uhr persönlich mitzuerleben. "Dass es so etwas gibt, ist nicht selbstverständlich", wusste sie zu berichten. Nur allzu oft komme es vor, dass alte Uhren im "do it yourself"-Prinzip gerichtet würden. Und so etwas kann gut gehen, tut es aber nicht immer.

Alte Kirchturmuhr

In Tannheim funktionieren die Uhren jetzt aber wieder. Und vielleicht kommt ja bald eine dritte hinzu. Jene im Heimatmuseum im Ortsteil Kiezen. Dort hängt im Dachboden das alte Uhrwerk der Zöbler Kirchturmuhr. 

"Kummts, die Uhr läuft!"

Seit langer Zeit "gangunfähig". Nachdem Günther Kohlfürst aber ein wenig hier und etwas mehr da gezogen und geschoben hatte, setzte sich an besagtem Sonntagabend auch dieses Uhrwerk wieder in Gang. Stasi Wassermann war begeistert: "Schnell, kummts, die Uhr läuft", rief sie durchs Haus.
Vielleicht macht Herr Kohlfürst ja noch öfter im Tannheimer Tal Urlaub. Für ihn wären es sicher schöne Zeiten. Und für die alten Uhren des Tales könnten durch dessen Aufenthalte vielleicht auch wieder schöne Zeiten anbrechen.

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