Herbergssuche ist schwierig

Flüchtlingskoordinator Nick Rea.
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Das Flüchtlingsthema trifft alle Gemeinden. Viele Flüchtlinge sind schon hier - weitgehend unbemerkt.

AUSSERFERN (rei). Rund 300 Flüchtlinge leben derzeit in den Außerferner Gemeinden. Es sollten eigentlich mehr sein, aber es finden sich zu wenig Quartiere. Das hat unterschiedlichste Gründe.
Bezirkshauptmann Konrad Geisler war vor einiger Zeit auf Bezirkstour und warb dabei bei den Bürgermeistern für die Bereitstellung von Räumlichkeiten: „Wir müssen einfach mehr Personen unterbringen. Tirol und auch wir haben unseren Anteil zu erfüllen“, mahnt Geisler.

Größtes Heim in Reutte

Das funktioniert mancherorts inzwischen sehr gut. In Breitenwang war bis vor kurzem das größte Flüchtlingsheim im Bezirk, das Kreckelmoos. Hier leben bereits seit längerer Zeit durchschnittlich 55 bis 60 Personen, die ihren Heimatländern aus Sicherheitsgründen den Rücken kehren mussten. Inzwischen sind die meisten Flüchtlinge in Reutte anzutreffen. Die ehemaligen Gebäude mit Startwohnungen mitten im Zentrum wurden komplett zu Flüchtlingsquartieren umfunktioniert. Damit ist der Stand der Bewohner auf etwa 100 angewachsen.

Flüchtlingsbüro verlegt

Damit einhergehend wurden auch die Büros der Außerferner Flüchtlingsbetreuung hierher verlegt. Bei Nick Rea laufen die Fäden zusammen. Er ist mit der momentanen Situation eingermaßen zufrieden, „aber es kann immer besser sein.“
Dass es funktioniert, ist u.a. vielen Freiwilligen zu verdanken, die sich im Hintergrund um Kinder, Frauen und Männer unterschiedlichster Nationen kümmern. Und dann ist da der enge Kontakt der Flüchtlingsbetreuung hin zur Bezirkshauptmannschaft. „Wir tauschen uns regelmäßig über die aktuelle Situation aus“, erzählt Rea. Er uns sein Team wissen nur allzugut, wie wichtig es ist, eine Brücke zwischen den teils traumatisierten Vertriebenen und den Behörden zu schaffen.
Sieht man von den beiden großen Flüchtlingsunterkünften in Reutte und Breitenwang einmal ab, dann bietet sich ein sehr kleinstrukturiertes Bild. Da eine Einzelwohnung mit Flüchtlingen, dort vielleicht einmal ein paar Zimmer an einem Ort. Das funktioniert gut. Oft wissen die Bürger einer Gemeinde gar nicht, dass es im Ort Flüchtlinge gibt.
Noch sind nicht in allen Außerferner Gemeinden Flüchtlinge untergebracht, obwohl das gewünscht, bzw. sogar gefordert wird.

"Sonderfall" Jungholz

„Wir können gar keine Flüchtlinge aufnehmen. Sie dürfen die Grenze nämlich nicht überqueren“, erzählt die Jungholzer Bürgermeisterin Karina Konrad, warum es in ihrer Gemeinde keine Flüchtlinge gibt.
Dabei wäre in der Tiroler Exklave die Bereitschaft sehr wohl vorhanden gewesen. Man hatte sogar eine Wohnung frei gehalten. Nur kommen darf aus rechtlichen Gründen niemand. Der Grenzübertritt ist Flüchtlingen nicht erlaubt.
In Lechaschau - immerhin die drittgrößte Gemeinde im Bezirk - gibt es ebenfalls keine Flüchtlinge. Dabei wäre die Bereitschaft da, welche aufzunehmen. „Die Gemeinde hat aber keine Plätze zu bieten und von privater Seite hat sich bislang niemand angeboten“, erzählt Bürgermeister Hansjörg Fuchs.

Wohnungen fehlen

So wie Lechaschau geht es auch anderen Gemeinden. Man verweist auf die Kleinstrukturiertheit der Ortschaften. Viele haben nicht einmal 1000 Einwohner, einige knapp 500 oder deutlich weniger. In einer großteils noch sehr ländlichen Region, wie dem Außerfern, finden sich speziell in den Talschaften oft nur Einfamilienhäuser.
Dort wo der Tourismus zu Hause ist, gibt es durchaus auch Ferienwohnungen, oder Gästezimmer. Die werden dann an Urlauber, nicht aber an die Flüchtlingshilfe vermietet.
Das macht die Herbergsuche schwierig! „Wir versuchen dennoch Private zu mobilisieren, uns Unterkünfte bereit zu stellen“, erzählt Geisler. Findet sich eine geeignete Wohnung, dann wird in jedem Fall Kontakt mit der Standortgemeinde aufgenommen. Nur wenn auch von dieser Zustimmung signalisiert wird, werden Flüchtlinge aufgenommen.
„Man spürt sehr wohl, dass Ängste in der Bevölkerung da sind. Bisher sind bei uns aber keine Beschwerden eingegangen, dass es Probleme mit Flüchtlingen gibt“, versichert Konrad Geisler und versucht Mut zu machen, sich zu melden, wenn man Platz für Vertriebene hat.

Flüchtlingskoordinator Nick Rea.
Bezirkshauptmann Konrad Geisler
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