Diskussion in Ehrwald
Hotelbau bringt Freude und Kritik mit sich

Für Bürgermeister Martin Hohenegg überwiegen die positiven Aspekte des Hotelbaus klar. | Foto: Reichel
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EHRWALD (rei). Die Errichtung eines neuen Hotels am Ortseingang sorgt für Diskussionen in der Gemeinde.

In Ehrwald wird über einen Hotelbau diskutiert. Vielmehr über das Hotel, und speziell über das benötigte Grundstück, das von der Gemeindeguts-Agrargemeinschaft Ehrwald-Oberdorf zu günstigen Konditionen an die "Explorer Hotel Ehrwald GmbH & Co KG" verkauft wurde.
Eine Nein-Stimme, eine Stimmenthaltung und 13 Ja-Stimmen. Das Votum im Gemeindeparlament zum Vertrag zwischen Agrargemeinschaft und der Explorer GmbH brachte eine klare Mehrheit für das Rechtsgeschäft, aber keine einstimmige Entscheidung.
Im Gemeinderat hatte es zuvor eine rege Diskussion über den Sinn des Objektes gegeben. Dieses wird am Ortsrand von Ehrwald, in Richtung Biberwier gesehen, neben dem Parkplatz des Fußballplatzes entstehen. Eine Fläche, die sonst nur schwer nutzbar wäre, wie Bürgermeister Martin Hohenegg erklärt.

Doch das wird am Fuße der Zugspitze nicht grundsätzlich so gesehen. Es gibt kritische Stimmen, die von einem "Ausverkauf der Grundflächen" sprechen. Viel zu billig sei das Grundstück verkauft worden. 150 Euro beträgt der Kaufpreis pro Quadratmeter. Einheimische, so der Vorwurf im Ort, würden unter 180 Euro je Quadratmeter kaum mehr Grund bekommen.


Hotel für aktive Gäste


Angezweifelt wird auch, ob ein Hotel dieser Form generell Sinn für eine Tourimusgemeinde wie Ehrwald macht. Hier ist kein Nobelhotel geplant, sondern vielmehr ein Hotel für aktive Gäste, das die Nutzbarkeit in den Vordergrund rückt, erklärt Hohenegg. Das Bike dabei haben, die Skier, Wanderschuhe. All das stehe im Fokus. Häuser dieser Art sind mehr denn je gefragt, gerade beim jungen Klientel.
Von Seiten der Kritiker wird dazu jedoch angemerkt, dass die Wertschöpfung gering sein wird.
Diesbezüglich wagt Bgm. Hohenegg keine Aussagen zu machen. Ihm ist wichtig, dass mit dem Hotelprojekt Arbeitsplätze im Ort entstehen, und der Hotelbau selbst werde der Bauwirtschaft zugute kommen.
Außerdem, so ein weiteres Argument des Gemeindechefs, wird nun der Platz neben der Landesstraße bestmöglich genützt. Dass sich für die Fläche am Ortsrand eventuell andere Interessenten gefunden hätten, glaubt Hohenegg nicht. Schon die derzeitige Nutzung als Holzlagerplatz ließe darauf schließen, dass es sich nicht um eine der Top-Flächen im Ort handle. "Der Hotelgesellschaft passt er aber sehr gut, gerade weil die Fläche am Ortseingang neben der Straße liegt, und so sehr gut erreichbar und sichtbar ist", sagt Martin Hohenegg.


Vertrag vor Rechtskraft


Von Seiten des Gemeinderates wurden die Weichen zur Projekt-umsetzung mit dem Gemeindeeratsbeschluss gestellt. Jetzt brauche es noch diverse Gutachten, etwa für die Geologie des Grundstückes, und weitere behördliche Genehmigungen. "Wenn das alles passt, ist der Verkauf rechtskräftig", so der Gemeindechef.
Dann müsse es Schlag auf Schlag gehen. Vertraglich ist vereinbart, dass die Explorer-Gruppe 18 Monate ab Vorliegen der Genehmigungen Zeit hat, das Hotel zu bauen und zu eröffnen.
Sicherheitshalber ist aber auch der Rückkauf der Fläche zu denselben Bedingungen wie beim Verkauf geregelt. "Sollte die Gesellschaft wider Erwarten das Hotel nicht errichten, sind sogar Strafen und Pönalen möglich", gibt Hohenegg Details des Vertragswerks bekannt. Dass es so weit kommt, glaubt er aber nicht. Das Interesse am Bau sei auf beiden Seiten - Gesellschaft und Gemeinde - groß.
Als reine Bauzeit sind acht bis zwölf Monate kalkuliert. Mit der Inbetriebnahme wird am Ortseingang von Ehrwald ein neues Hotel mit knapp 200 Betten stehen und eine Diskussion, die seit 2014 im Ort geführt wird, enden.


Freizeitwohnsitze verboten


Oder auch nicht, bleibt doch der Vorwurf bestehen, dass der Grund zu billig verkauft wurde. "Ob es diesbezüglich Unmut im Ort gibt, weiß ich nicht. Es wird aber nie möglich sein, dass etwas zu 100 Prozent entspricht. Das kennen wir auch von sozialen Projekten im Ort, auch da gab es immer wieder einmal Kritik", erinnert sich Hohenegg. Er ist überzeugt, dass die positiven Argumente für den Hotelbau überwiegen, zumal im Vertrag auch enthalten ist, dass keine Freizeitwohnsitze entstehen dürfen, und durch das klar geregelte Rückkaufsrecht allfällige Grundstücksspekulationen unterbunden wurden.

Zur Sache

Das Hotelprojekt in Ehrwald wird von der deutschen "Explorer-Gruppe" betriebten. Bei dieser hat ein Außerferner das Sagen: der gebürtige Reuttener Jürnjakob Reisigl steht an der Spitze der Hotelgruppe.
Von den Bezirksblättern zum Bauvorhaben befragt, versicherte er, dass er als Außerferner besonderes Interesse am Projekt hat. Und umgehend sprach er eine Einladung aus, ein anderes Hotel der Gruppe in Nesselwang zu besichtigen und über sich, die Explorer-Gruppe und speziell das Projekt in Ehrwald zu erzählen. Der Termin steht, wir werden demnächst berichten.

Für Bürgermeister Martin Hohenegg überwiegen die positiven Aspekte des Hotelbaus klar. | Foto: Reichel
<f>Auf den Flächen nahe des</f> Sportplatzes in Ehrwald soll das Hotel in naher Zukunft errichtet werden. | Foto: Reichel
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