Energieversorgung
Müssen sich Erdgaskunden um die Zukunft sorgen?
Die Zahl jener Haushalte, die an das heimische Erdgasnetz angeschlossen sind, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Aber hat Gas überhaupt Zukunft? Die Bezirksblätter haben nachgefragt.
AUSSERFERN. Fossile Brennstoffe sollen verschwinden. Konkrete Pläne dazu gibt es in vielen Ländern, auch in Österreich. Öl im Speziellen, aber auch Gas, sollen aus Umweltschutzgründen nicht länger dazu verwendet werden, um unsere Häuser zu heizen.
Auf das "falsche Pferd" gesetzt?
Aber wie verträgt sich das mit dem Ausbau des heimischen Gasnetzes? Haben all jene, die ihre Häuser in den vergangenen Jahren an das örtliche Gasnetz angeschlossen haben, auf das "falsche Pferd gesetzt"?
EWR-Fachmann klärt auf
Martin Müller ist bei den Elektrizitätswerken Reutte für die Gasversorgung zuständig. Er sieht Gas auch weiterhin als wichtigen Energieträger im Bereich der Wärmegewinnung. "Wer an das Gasnetz angeschlossen ist, braucht keine Sorge zu haben, dass er 'abgedreht' wird", versichert Müller. Das sei heute so, und werde sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern.
Allerdings wird in Zukunft wohl seltener Erdgas durch die Leitungen strömen, sondern zunehmend Co2-neutrales Biogas, gerne als "grünes Gas" bezeichnet.
Neue Technologien kommen
Während Erdgas aus dem Boden gefördert und über hunderte Kilometer von den Bohrstellen bis hin zu den Abnehmern strömt, wird Biogas im nahen Umfeld erzeugt. Im Moment noch nicht im benötigten Ausmaß, aber die Mengen nehmen zu.
Im Bezirk Reutte werde "grünes Gas" derzeit von der ARA (Abwasserreinigungsanlage) in Vils produziert, dient allerdings rein dem Eigenverbrauch. Mittel- bis langfristig werden die in der Region erzeugten Mengen aber steigen, ist sich Müller sicher.
"Grünes Gas" ist zukunftsfähig
Hier sieht der Fachmann der Elektrizitätswerke Reutte ein enges Zusammenspiel mit anderen, zeitgemäßen Energietechnologien, welche Gas, präzise gesagt "grünes Gas", zukunftsfähig machen.
Immer öfter kommen Photovoltaikanlagen zum Einsatz. Der auf diese Weise erzeugte Strom dient dem Eigenbedarf, der "Überschuss" wird ins Stromnetz eingespeist oder in Batterien gespeichert. Oder aber, eine weitere Möglichkeit, man verwendet ihn, um "grünes Gas" zu erzeugen.
Die nötige Technologie gibt es bereits
Das gelingt, indem mit dem "sauberen" Ökostrom aus lokalen Photovoltaikanlagen Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Der Wasserstoff wird in der Folge in einem weiteren Verfahrensschritt in synthetisches Gas umgewandelt und in das Erdgasnetz eingespeist.
Die Gasrohre werden somit einerseits zum Transportsystem, andererseits aber auch zur kilometerlangen Lagerstätte.
Für Laien klingt das alles sehr kompliziert, aber es handle sich durchaus um den aktuellen Stand der Technik. Vieles sei hier derzeit im Fluss, erklärt Müller.
Bedeutung von Gas bleibt groß
Klar sei, dass es Änderungen geben wird. So wird Gas in Neubauten künftig nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen, vermutlich sogar ganz verschwinden. Im Bereich von Altbausanierungen sieht Müller für "grünes Gas" aber weiterhin eine wichtige Rolle.
Gerade auch deshalb, weil andere Technologien, etwa Pellets, durchaus Schwachstellen haben: "Da geht es etwa um das Problem "Feinstaub', und natürlich um die umweltgerechte Anlieferung", nennt Müller konkrete Punkte.
Derzeit können die kleinen "Holzkügelchen" in ausreichender Menge aus dem Holz der Region hergestellt werden. Ob das immer so bleibt, könne heute aber ebenso niemand sagen, wie die langfristige Zukunft anderer Energieträger.
In einem Punkt beruhigt Müller dann aber alle Erdgaspartner: Gas, künftig in Form von "Grünem Gas", wird ziemlich sicher noch sehr viele Jahre als Energiequelle zur Verfügung stehen.
Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter
www.meinbezirk.at
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