Fachärztliche Versrogung

Standortdiskussion für Ärztehaus im Talkessel Reutte entbrannt

HÖFEN/PFLACH (rei). Vor kurzem eröffnete in der Gemeinde Höfen ein Hautarzt eine neue Ordination. Dieser Umstand bewog Bürgermeister Vinzenz Knapp, über das in der Region geplante Facharztzentrum nachzudenken.

In Pflach ist alles "auf Schiene"

Das angesprochene Fachärztezentrum soll in einem Neubau neben dem Innovationszentrum Pflach eingerichtet werden. Im Grunde ist alles "auf Schiene".
Im IC, das der Gemeinde Pflach gehört, sind bereits mehrere Fachärzte untergebracht. In unmittelbarer Nachbarschaft wird ein neues Objekt errichtet. Anfang 2021 erfolgt der Spatenstich.
In diesem Neubau sollen sich weitere Ärzte ansiedeln, ebenso wären andere Dienstleister, wie  Masseure, Heilpraktiker usw., gerne gesehen. Auch der Sozial- und Gesundheitssprengel wird in dieses Haus einziehen.

Aus Höfen kommt Kritik

Die Sinnhaftigkeit eines weiteren Bauvorhabens, das Raum für Ärzte und medizinnahe Dienstleister bietet, zweifelt Vinzenz Knapp aber an, gäbe es doch in Höfen ausreichend Räumlichkeiten, nämlich in jenem Gebäude, in dem auch der neue Hautarzt jetzt ordiniert. Und nicht nur der habe im Gebäude im Höfener Gewerbegebiet seine Ordination, sondern auch ein Zahnarzt ist hier eingemietet, ebenso ein Physiotherapeut dazu noch eine Ergo- und Klangherapie. Ein gutes Umfeld also für weitere Arztpraxen, findet Knapp.
"Mir leuchtet nicht ein, warum man im Talkessel ein neues Gebäude für die Unterbringung von Ärzten errichten will, wenn es ausreichend freie Räumlichkeiten gibt", erklärt Knapp. Höfens Bürgermeister rügt in diesem Zusammenhang den zuständigen Planungsverband, der gemeinsam mit der Gemeinde Pflach den Ärztehaus-Neubau in Pflach forciert.

Unverständnis im Verband

Die Kritik aus Höfen versteht man weder beim Planungsverband, noch in Pflach. Wolfgang Winkler ist Obmann des Planungsverbandes. Er erinnert daran, dass sich nie jemand des Themas "Fachärztemangel" angenommen habe, bis er als Ehenbichler Bürgermeister und Planungsverbandsobmann gemeinsam mit seinem Pflacher Amtskollegen Helmut Schönherr sich für die Ansiedelung von Fachärzten eingesetzt hätten. "Mit Erfolg", wie Winkler anmerkt.
Auch Bgm. Vinzenz Knapp habe sich bislang nie für eine Verbesserung der Facharztsituation stark gemacht. "Pflach hat einfach schneller reagiert", begründet Winkler, weshalb heute im Innovationszentrum Fachärzte angesiedelt sind, und weitere wohl im geplanten Neubau einziehen werden. "Das ist freie Marktwirtschaft". Außerdem gehe es doch darum, die fachärztliche Versorgung der Bevölkerung zu verbessern, sagt Winkler in seiner Funktion als Planungsverbands-obmann und erinnert daran, dass in seiner Gemeinde, Ehenbichl, das Bezirkskrankenhaus steht, und auch hier Ärzte ihre Ordinationen haben. "Aus der Sicht des Planungsverbandes ist es egal, wo sich die Ärzte ansiedeln. Wichtig ist, dass welche kommen."

Pflach hat fertiges Projekt

Schauplatzwechsel nach Pflach. Dort hat Bürgermeister Helmut Schönherr das fertige Konzept für den Neubau in Händen. "Fachärztezentrum Pflach" steht auf der Titelseite des Konzeptes, das mit 15. April 2020 datiert ist. Auf der ersten Innenseite liest man dann von der "Gesundheitsresidenz Pflach" und findet eine sehr detaillierte Aufschlüsselung der geplanten Räumlichkeiten vor. Insgesamt sollen 23 Wohnungen und sechs bis acht Ordinationen entstehen.
Ursprünglich wollte man im Neubau in Pflach auch die Möglichkeit von "betreutem Wohnen" schaffen, das dürfte sich aber nicht umsetzen lassen.
Dass Vinzenz Knapp jetzt das Projekt in Pflach anzweifelt, versteht Bgm. Schönherr nicht. Nur er, Schönherr, und Wolfgang Winkler hätten sich bis dato um die Ansiedelung neuer Fachärzte gekümmert. Und dass jetzt in Höfen ein neuer Hautarzt eröffnet hat, hänge einfach damit zusammen, dass in Pflach derzeit keine freien Räume zur Verfügung stehen, die man jetzt aber schaffen wird.

Die Zentrierung von Fachärzten in Pflach erachtet Schönherr für sinnvoll. Der Standort sei gut gelegen, und die Häuser gehören der Gemeinde. Beim Objekt in Höfen sei Letzteres anders, dieses gehört der Koch-Immobilien-Gesellschaft, und befinde sich damit in privatem Eigentum.

Eine Frage des Standortes

Und Vinzenz Knapp? Der hält daran fest, dass es sinnvoller wäre, geeignete Leerstände zu befüllen, ehe man für teures Geld Neubauten errichtet. Vor allem dann, wenn auch die Lage vielleicht sogar die bessere wäre. "Das Koch-Gebäude liegt direkt neben der Hauptstraße, die ins Lechtal bzw. Tannheimer Tal führt. Ein idealer Standort, der für viele Menschen leichter erreichbar ist, als jener in Pflach."

Zur Sache

Helmut Schönherr erachtet den Umstand, dass es innerhalb des Planungsverbandes keine Zusammenarbeit im wichtigen Themenbereich der ärztlichen Versorgung gibt, für schade: "Querschüsse sind völlig unnotwendig", sagt Schönherr. Er sei froh, dass man kurz vor der Projektumsetzung stehe.
Die notwendigen Verfahren sind jedenfalls abgeschlossen. Im Frühjahr 2021 sollen die Baumaschinen auffahren. Dann wird hinter dem IC in Pflach ein Neubau in die Höhe gezogen. Bauen wird die TIGEWOSI. Ihr wurde das Baurecht auf 55 Jahre eingeräumt. Das bedeutet, die Wohnbaugesellschaft baut auf eigene Rechnung und kann die Mieten kassieren. Nach 55 Jahren geht das Gebäude in den Besitz der Gemeinde Pflach über. "Eine gute Sache für uns", sagt Schönerr. "Der Gemeinde entstehen so keine Kosten, und sie hat kein Risiko." Und die Region profitiere, indem moderne Räume für Ärzte und andere Praxen entstehen.