Bäuerliche Betriebe kämpfen mit Abwanderung
BSCHLABS. Die kürzliche Betriebsexkursion der Landwirtschaftskammer Tirol führte die Spitzenfunktionäre in den Bezirk Reutte auf den Betrieb von Andreas Krabacher in Bschlabs.
Nur mehr 90 Einwohner verzeichnet Bschlabs und Boden zusammen. Die enorme Abwanderung in den letzten Jahren hat auch dazu beigetragen, dass immer mehr bäuerliche Betriebe ihre Hoftüren schlossen. Für die übrig gebliebenen vier Bauern wird die Situation zunehmend zur Herausforderung. Sie allein müssen rund 50 ha Steilflächen bewirtschaften. „Zwölf Bauern waren wir noch vor dem EU-Beitritt. Jetzt sind noch zwei Rinder-, ein Schaf- und ein reiner Heubetrieb hier. Zum Glück haben zwei Schafbauern aus Reutte seit heuer hier Felder gepachtet“, erläutert Bauer Andreas Krabacher beim Besuch der LK-Funktionäre. Ein allgemeines Problem der Lechtaler Seitentäler, wie LK-Regionsleiter Andrä Neururer schildert, denn rund 20 Prozent hat die Bevölkerungsanzahl in den letzten Jahren abgenommen. „Schuld daran ist teilweise die Struktur und je weniger Infrastruktur umso mehr wird die Abwanderung geschürt“, zeigte Bezirkskammerobmann Richard Wörle auf.
Leader-Projekte einsetzen
Um der Abwanderung entgegenwirken zu können benötigt es nachhaltige, attraktive und nutzbringende Maßnahmen. „Eine wirksame Strategie die sich über alle Bereiche, wie dem Tourismus, der Regionalentwicklung und der Landwirtschaft, spannt ist hier dringend notwendig. Schließlich ist die Pflege der Kulturlandschaft auch für den Tourismus von entscheidender Bedeutung“, weiß LK-Präsident Josef Hechenberger. Werden die Weiden und Felder nicht mehr bewirtschaftet ist die Verbuschung die klare Folge und gibt somit kein werbewirksames Urlaubsplakat mehr her. Vizepräsidentin Helga Brunschmid sieht die flächendeckende Berglandwirtschaft in Tirol in Gefahr, wenn dieser Trend nicht stoppt. „Um dies zu verhindern wurden die Leader-Regionen geschaffen und Projekte werden auch weiterhin stark gefördert. Innovative Ansätze und Ideen sind hier gefragt und können mit der Regionalentwicklung umgesetzt werden. Wir haben als einzige Landwirtschaftskammer Österreichs mit der Einstellung eines Innovationsberaters bereits einen wichtigen Schritt gesetzt“, erklärt Brunschmid.
Andreas Krabacher sieht in der Hühnereiproduktion, vermarktet unter einer gemeinsamen Regionalmarke, für ihn eine mögliche Chance. „Der Wissensaustausch bei Gesprächen und gemeinsame Kooperationen mit der REA können uns wichtiges Know-how bringen und uns vielversprechende Möglichkeiten aufzeigen, unter anderem in der Direktvermarktung“, stellte Bezirksbäuerin Lisbeth Fritz fest.
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