Außerfern
Schneeräumung ist ein harter Job

Der Gesetzgeber schreibt es so zwar nicht vor, auf der B179 wird aber rund um die Uhr geräumt und gestreut.
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  • Der Gesetzgeber schreibt es so zwar nicht vor, auf der B179 wird aber rund um die Uhr geräumt und gestreut.
  • hochgeladen von Günther Reichel

AUSSERFERN (rei). Die Winter sind im Außerfern streng und schneereich. "Dank" der Nordstaulage fällt bei uns deutlich mehr Schnee, als in anderen Regionen. Gut für alle Wintersportler, schlecht für Autofahrer.
Aber die Straßen im Bezirk sind gut geräumt, weit über das gesetzliche Maß hinaus, wie Wolfgang Haas erläutert. Er ist der Chef im Baubezirksamt Reutte. Bei der Straßenerhaltung hat er mit Hannes Simon und Robert Barbist zwei Spezialisten zur Seite. Sie kümmern sich als Straßenmeister gemeinsam mit einem erfahrenen Team darum, dass die Straßen auch im Winter sicher sind.
Kein leichtes Unterfangen, wie Haas und Simon gegenüber den Bezirksblättern erläuterten. Denn trotz guter Wettervorhersagen weiß man nie, wie sich die Situation entwickelt. Blitzeis, überraschend einsetzender Schneefall. Alles ist dabei!

Der Gesetzgeber unterteilt das Straßennetz in vier Kategorien. Die "A"-Klasse hat oberste Priorität. Autobahnen und Schnellstraßen gehören hier hinein. Hier wird rund um die Uhr gestreut und geräumt, wenn es die Witterung verlangt. Unter "B" sind hochrangige Landesstraßen von überörtlicher Bedeutung zu finden. Die Fernpassstraße fällt hier hinein, ebenso die Strecke Ehrwald-Schanz bis Lermoos (B187), die L69 Reutte-Pflach und die Lechtalstraße B98 von Reutte bis Weißenbach.
Dem Buchstaben des Gesetzes wäre Genüge getan, wenn auf diesen "B"-Strecken Nachts bis 22 Uhr und dann wieder ab vier Uhr geräumt wird. "Wir behandeln diese Straßen aber wie eine Autbahn", erklärt Haas.

Ein Lokalaugenschein bot die Gelegenheit, dies miterleben. Kurz nach 1 Uhr in der Nacht erfolgte der Anruf von Straßenmeister Hannes Simon: "Es geht los. Du kannst kommen!" Also raus aus dem Bett und hin zum Baubezirksamt und umsteigen ins Auto des Straßenmeisters.

Lokalaugenschein

In Reutte sind die Straßen an diesem Tag und zu dieser Uhrzeit naß, bestenfalls matschig. "Kommt schon noch", erklärt Hannes Simon. Und tasächlich bereits bei der Auffahrt zum Katzenberg ist alles anders: Schneefahrbahn und - der Schreck für viele Autofahrer - Kettenzwang.
All das um - inzwischen - ca. 1.30 Uhr. Also zu einer Zeit, wo laut Gesetz auf der B179 eigentlich gar keine Räumung erforderlich wäre. "Das geht aber nicht. Unmöglich! Wir müssen fahren", sagt Simon mit Bestimmtheit. Zwei Räumfahrzeuge sind zu dieser Zeit auf der B179 unterwegs. Eines fährt von der Fernpasshöhe bis Heiterwang, dreht hier um und fährt wieder zurück. Das zweite betreut den Abschnitt vom Grenztunnel Füssen bis Heiterwang.
Lange dauert es nicht, da "meldet" sich das Funkgerät. Ein drittes Räumfahrzeug wurde inzwischen in den Dienst gesetzt. Nun teilen sich zwei Räumfahrzeuge den Abschnitt Zwischentoren. Ein Unimog fährt jetzt den Pass sozusagen rauf und runter, ein LKW betreut die Strecke vom Lermooser Tunnel bis Heiterwang. Der dritte Pflug ist weiterhin zw. Vils und dem Katzenberg unterwegs.
"Wenn sich alle Autofahrer an die Vorgaben halten, wäre vieles leichter", sagt Hannes Simon. Mit den Vorgaben meint er Fahrverbote einhalten, so es welche gibt, und natürlich Ketten auflegen, wenn dies gefordert wird. Aber das tun viele nicht und so kommt es immer wieder vor, dass Autos, Laster oder Busse hängen bleiben. Das passiert zumeist im Steigungsbereich und da ist es oft eng. "Und wenn alles steht, kommen auch wir nicht vorwärts", ärgert sich Simon.
Dafür haben viele im Stau stehende Autofahrer aber so gar kein Verständnis. Beschimpfungen bleiben nicht aus. "Manchmal erzählt man mir, was auf Facebook so alles abgeht. Selber schau mir das gar nicht mehr an", hat Wolfgang Haas persönliche Konsequenzen gezogen. Hannes Simon macht es ihm gleich: "Facbook anschauen? Besser nicht!". Was in den sozialen Medien mitunter gepostet wird, ist beleidigend und untergriffig. Besonders ärgert Hannes Simon, dass mit Unwissen gearbeitet wird. "Wir würden nicht oder zu wenig fahren. Dabei sind wir, wenn es notwendig ist, rund um die Uhr Einsatz!" Und Nachsatz "deutlich mehr, als es gesetzlich vorgeschrieben ist."

Die Fahrer in ihren hochmodernen Räumgeräten brauchen an solchen Tagen mitunter "ein dickes Fell". "Wenn alles steht, und mitten drinnen auch der Schneepflug, kommt schon vor, dass Autofahrer aussteigen, zum Pflug kommen und die Fahrer beschimpfen!" Die Fahrerkabinen sind in solchen Situationen zumeist von innen versperrt. Sicher ist sicher.

Vorwürfe gibt es auch immer wieder dahingehend, dass zu wenig gestreut wird. Ob ie Vorwürfe begründet sind, lässt sich übrigens belegen, sollte es einmal einen Unfall geben und jemand glaubt, die Streuung hätte nicht funktioniert. Alle Räumgeräte sind mit moderner Technik ausgestattet. Mittels GPS wird genau aufgezeichnet, wann ein LKW des Winterdienstes wo war. Auch das, was hinten von der Ladefläche in Fom von Streusalz abgelegt wird, dokumentieren die Geräte ganz penibel.
Viel Aufwand also, um die Straßen bestmöglich schneefrei zu halten. Auf den anderen Landesstraßen im Bezirk  Reutte ist die Betreuung nicht so intensiv, wie auf den eingangs genannten. Doch auch hier wird das Bestmögliche für die Sicherheit getan. "Man darf bei all den vielen Diskussionen nicht übersehen, dass alles ja auch finanziert werden muss", erinnert Wolfgang Haas noch an eine "Nebensächlichkeit", die viele vergessen.
"Wir leben hier in den Alpen. Bei uns gibt es noch richtig viel Schnee. Das sollte man einfach nicht vergessen und sich entsprechend verhalten", ruft Wolfgang Haas am Schluss zur Selbstverantwortung auf.

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