ARCHITEKTUR AUSSTELLUNG - KONTINUITÄT UND WANDEL

Bürgermeister Alois Oberer
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Stadt- und Ortsbildschutz in Tirol 1976-2016

Seit 1976 gibt es in Tirol ein Stadt- und Ortsbildschutzgesetz, kurz SOG genannt. Vierzig Jahre später existieren in Tirol zwanzig solcher Schutzzonen.
Dort werden für das Ortsbild wichtige Gebäude betreut, um die Umwelt pfleglich weiterzuentwickeln und für nachfolgende Generationen zu bewahren.

Eine Gruppe aufmerksamer Menschen folgte dem Aufruf der Gemeinde zur Eröffnung dieser informativen Ausstellung der ganz besonderen Art.
Der 1982 in Hall in Tirol geborene Architekturfotograf David Schreyer wurde mit der Dokumentation zahlreicher Gebäude beauftragt.
Das hat er jenseits der üblichen Sehgewohnheiten getan und sagt dazu:
„Als fotografierender Architekt interpretiere ich die von Architekturschaffenden erdachten Räume. Wissen über Raum und Licht sind die Grundlagen meiner Arbeit. Vor Ort forsche ich am Objekt, versuche tagtägliche Abläufe, äußere Umstände und die Haltung des Architekturschaffenden zu verstehen, um all dies mit Hilfe von fotografischen Werkzeugen zu verdichten. So wird das Architekturbild zu einem Ausrufezeichen für mehr Baukultur."
Das Ergebnis sind zahlreiche Schautafeln, die in den Gängen über zwei Stockwerke der Gemeinde verteilt, die Informationen und Bildeindrücke der großen Schutzzonen in Tirols Gemeinden vermitteln.
Eigens für die Ausstellung wurden sämtliche Schutzzonen in Tirol mit Helikopter und Drohnen beflogen. Die Vogelperspektive verschafft einen Überblick, der die gesamte Umgebung mit einbezieht. Im Zusammenspiel von Landschaft, Natur und Siedlungsstrukturen kommt die Einzigartigkeit der architektonischen Kulturgüter in Tirol zum Ausdruck.

In den neu gestalteten Fluren der Gemeinde spricht Bürgermeister Oberer bei der Eröffnung von seiner eher gespaltenen Haltung zum SOG. Oberer betont jedoch stets hinter den Entscheidungen des Beirates gestanden zu haben.
Historische Bausubstanzen brauchen Richtlinien um Wildwuchs und Stilsünden zu vermeiden.
Die Entscheidungen der Beiräte, so Oberer, war in der Vergangenheit manchmal nicht ganz nachvollziehbar.
Seit dem Jahre 1985 existiert also auch in Reutte eine Schutzzone und war auch hier nie ganz unumstritten, sie hat oft zu teils heftigen Diskussionen geführt.
Im Großen und Ganzen hat sich jedoch der Gemeinderat stets positiv zur Schutzzone geäußert und die Ergebnisse aus dem SOG-Beirat kann man heute sehr deutlich im Ortsbild ablesen.

In Reutte ist seit 1998 Ernst Hornstein als SOG-Mitglied für die Marktgemeinde tätig. Über diesen langen Zeitraum haben sich nicht nur die Rahmenbedingungen mehrfach verändert, sondern auch die Ansichten der Mehrzahl der Beiratsmitglieder.
Die größte Schwierigkeit, so Hornstein, war in all den Jahren die Kontinuität in den Entscheidungen. Durch die immer wieder wechselnden Zusammensetzungen des Beirates, manchmal sogar von Sitzung zu Sitzung, war es für ihn schwierig, manche Entscheidungen in der Gemeinde oder gegenüber der Bauherren zu vertreten.
Prinzipiell sieht Hornstein doch große Vorteile in dem System SOG.
Den Bauherren werden kostenlos Experten beiseite gestellt, um eine bestmögliche Lösung anstehender Gestaltungsfragen im Kontext schützenswerter Bereiche zu finden.
Auch wenn der Weg von manchen Bauherren und deren Architekten als umständlich und nicht zielführend gesehen wird.
Für einen Ort mit historischen Bausubstanzen ist es nach Hornsteins Meinung nur mit dem Instrument „Schutzzone" möglich, eine langfristige positive Entwicklung des Ortsbildes zu erreichen. Die Ausstellung ist noch bis 20. Dezember 2016, zu den Amtsstunden Montag bis Freitag von 07:30 - 12:30 Uhr Montag von 13:30 - 16:30 Uhr zu sehen.

Zur Ausstellung erscheint im Verlag Ablinger.Garber das gleichnamige Buch mit Beiträgen von Friedrich Bouvier, Thomas Gunzelmann, Walter Hauser, Christoph Hölz, Peter Hollmann, Nikolaus Juen, Georg Pendl, Wilfried Schaber, Thomas Unterkircher, Benno Weber und zahlreichen weiteren Autoren aus dem SVB, der Tiroler Landesregierung und dem Bundesdenkmalamt.
Sie geben, wie die Ausstellung selbst auch, Einblick in die Entstehung des Stadt- und Ortsbildschutzes in Tirol und ziehen Bilanz aus der in vier Jahrzehnten geleisteten Arbeit. Mehr als 150 Objekte werden vorgestellt und in Text und Bild erläutert. Vergleiche mit dem Ensembleschutz in Salzburg und Graz, Bayern und Südtirol stellen den Tiroler Stadt- und Ortsbildschutz in den Kontext überregionaler Betrachtung.

Zeitgleich erscheint unter der Regie und Produktion von Stefan Huber ein ca. 20 minütiger Dokumentarfilm mit Luftaufnahmen ausgewählter Schutzzonen Tirols.

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