Arbeiterkammer Ried
"Beschäftigte im Bezirk Ried gehören mehr wertgeschätzt"

Andreas Stangl, Vize-Präsident der Arbeiterkammer OÖ | Foto: AKOÖ
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Die Arbeiterkammer Ried holt die "unbedankten Helden der Corona-Krise" vor den Vorhang – die vielen Beschäftigten im Bezirk Ried.

BEZIRK RIED. Die Beschäftigten im Bezirk Ried verbringen nicht nur viel Zeit in der Arbeit, sie sind dort auch höchst innovativ und produktiv. Ihre in den Finanzkennzahlen messbare Leistung kann sich sehen lassen: Die Pro-Kopf-Wertschöpfung lag im Bilanzjahr 2018 bei rund 68.900 Euro. Zieht man davon die durchschnittlichen Personalkosten ab, bleiben den Unternehmen jährlich immer noch 15.800 Euro pro Mitarbeiter. Aus den für 2019 bereits vorliegenden Jahresabschlüssen lässt sich ablesen, dass die Betriebe auch im vergangenen Jahr gut an ihren Mitarbeitern verdient haben. 2019 leisteten die Rieder Arbeitnehmer nach AK-Berechnungen rund 45 Millionen Arbeitsstunden, davon waren rund 1,8 Million Überstunden – diese entsprechen umgerechnet rund mehr als 1.000 Vollzeitarbeitsplätzen.  

Krankenhaus ist im Krisenmodus

Das Gesundheitssystem war (und ist) in der Corona-Krise einer der vielzitierten systemrelevanten Bereiche. Das Rieder Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern wurde im März rasch auf den Notfallbetrieb umgestellt bzw. auf ein worst case Szenario vorbereitet. Für die eigens eingerichtete Pandemiestation wurde extra Personal abgestellt. Beschäftigte von Stationen, die vorübergehend geschlossen wurden, halfen bei der Maskenausgabe oder bei der Durchführung der PCR-Tests. Während des ersten Lockdown blieb die Lage überschaubar, jetzt befindet sich das Krankenhaus tatsächlich im Krisenmodus. Auf der Intensivstation liegen Corona-Patienten und auch auf den Normalstationen sind Infizierte untergebracht. Die Pflege und Betreuung dieser Menschen ist deutlich aufwendiger als bei anderen Erkrankungen, weil das Personal Schutzausrüstung und FFP2-Masken tragen muss. Das erschwert die Atmung und die Arbeit insgesamt.

"Die Beschäftigten in der Pathologie schieben wie schon im Frühjahr Überstunden ohne Ende, weil sie die PCR-Tests für das gesamte Innviertel analysieren und auswerten müssen", sagt Betriebsrätin des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried Martina Reischenböck. Psychisch belastend ist die Corona-Krise für alle Beschäftigten im Krankenhaus: „Viele haben Kinder, die nicht wissen, wie es in den Schulen weitergeht, oder Eltern, die zu einer Risikogruppe zählen. Die haben Sorgen wegen der Betreuung oder Angst, sich anzustecken und das Virus mit nach Hause zu nehmen. Aber wir haben einen starken Zusammenhalt und werden die Krise gemeinsam meistern.“

Mangelnde Wertschätzung

"Die vergangenen Monate haben mehr denn je gezeigt, dass auf die Beschäftigten Verlass ist. Sie halten seit Ausbruch der Pandemie unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft am Laufen. Ohne die mobilen, flexiblen, produktiven, innovativen Beschäftigten würden die Unternehmen die Corona-Krise nicht überstehen. Mit Geduld, Improvisationsfähigkeit und Fleiß waren und sind sie trotz der vielen, massiven und ständig wechselnden Belastungen und Einschränkungen im Einsatz. Für diese Loyalität und ihr Engagement haben sich die Beschäftigten mehr Wertschätzung verdient", sagt AK-Vizepräsident Andreas Stangl. Aber die Realität sieht vielfach anders aus: Viele Unternehmen haben sich bei Ausbruch der Krise sofort von ihren Mitarbeitern getrennt, haben sie bestenfalls mit Wiedereinstellungszusagen auf eine bessere Zukunft vertröstet.
"Viele als Helden der Krise gelobte Beschäftigte warten immer noch darauf, dass ihr Einsatz honoriert wird. Die Beschäftigten in Kurzarbeit tragen mit ihrem Einkommensverzicht ganz wesentlich dazu bei, dass die Betriebe die Auftragslöcher überstehen und anschließend mit einem eingearbeiteten Team die Produktion rasch wieder hochfahren können", so Stangl.

Forderungen der AK Oberösterreich

  • Anhebung der Nettoersatzrate in der Arbeitslosenversicherung auf mindestens 70 Prozent des letzten Einkommens. Die Einmalzahlung von 450 Euro ist kein Ersatz dafür. 

  • Anerkennung der hohen Produktivität und Leistungsbereitschaft der Beschäftigten durch faire, deutliche Lohn- und Gehaltserhöhungen. Insbesondere für viele der als Corona-Heldinnen und Helden bezeichneten Beschäftigten ist die Anhebung der KV-Löhne und Gehälter auf mindestens 1.700 Euro wichtig.

  • Darüber hinaus muss die Regierung den geschätzt eine Million Arbeitnehmer/-innen, die seit Ausbruch der Krise das Land am Laufen halten, endlich den zugesagten „Corona-Tausender“ auszahlen und die Lohnsteuer-Reform vollständig rasch umsetzen.

  • Ankurbelung der Wirtschaft durch Konjunkturprogramme von Bund und Land – insbesondere Ausbau der sozialen Infrastruktur und des öffentlichen Verkehrs sowie Ankurbelung des Wohnbaus bzw. der thermischen Sanierung. Durch diese Investitionen wird die Beschäftigung in vielen Branchen gesichert und es entstehen auch zahlreiche neue, dauerhafte Arbeitsplätze.

  • Arbeitsmarktpolitische Schwerpunkte müssen die Sicherung der Ausbildung der Jugendlichen und die Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit bei benachteiligten Gruppen durch geförderte Beschäftigung sein.

AK-Bezirksstelle Ried regulär geöffnet

AK-Mitglieder können sich auch in den nächsten Wochen wie gewohnt an die AK Oberösterreich wenden. „Wir haben sichergestellt, dass unser Beratungsservice in vollem Umfang aufrecht erhalten bleibt. Vor allem in der telefonischen Rechtsberatung haben wir die Kapazitäten verstärkt. Denn wir rechnen wieder mit einem erhöhten Beratungsbedarf unserer Mitglieder, die vom neuerlichen Lockdown betroffen sind und etwa arbeitsrechtliche Fragen haben“, so AK-Präsident Johann Kalliauer. Die AK bietet auch weiterhin persönliche Beratung in der Zentrale in Linz und in allen 14 Bezirksstellen an – nach vorheriger Terminvereinbarung am Telefon oder per Mail.
Kontakt AK-Bezirksstelle Ried: 050/6906-4813, ried@akooe.at

Andreas Stangl, Vize-Präsident der Arbeiterkammer OÖ | Foto: AKOÖ
Martina Reischenböck, Betriebsrätin des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried. | Foto: AKOÖ
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