Landsleute im Ausland
Bianca Berer: "Ich würde es immer wieder tun"

Bianca Berer (24) aus St. Veit lebt und arbeitet seit September 2019 in Chicago, USA. | Foto: Bianca Berer
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CHICAGO, TUMELTSHAM, ST. VEIT (kw). "Gehe dorthin, wo du dich am lebendigsten fühlst" - das ist das Motto von Bianca Berer aus St. Veit. Die 24-Jährige lebt und arbeitet nun seit knapp einem Jahr in Chicago, einer der größten Städte in den USA. Was sie dorthin verschlagen hat, wie ihr Alltag aussieht und was sie am meisten an ihrer Heimat Österreich vermisst erzählt sie im Interview.

Im April 2016 hast du beim Luftbefeuchtungsspezialist Merlin Technology in Tumeltsham gestartet.

Ja genau. 2017, also ein Jahr später, wurde die Tochterfirma in Chicago gegründet. Mein damaliger Kollege und Vorgesetzter Dominik Reisinger ging noch im Gründungsjahr in die Staaten. Eine meiner Aufgaben war es dann, ihn von Österreich aus zu unterstützen. Schon damals habe ich mir das Ziel gesetzt, alles zu geben, um ebenfalls die Möglichkeit zu bekommen, in den USA zu arbeiten.

Was dann schlussendlich auch geklappt hat.
Stimmt. (lacht) Durch meine Weltoffenheit, ganz klar auch die hohe Reisebereitschaft, mein Engagement und Ehrgeiz mich ständig weiterzuentwickeln, kam ich bei meinen Vorgesetzten für diese Position in Frage. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als ich von der Geschäftsleitung kurzfristig in eine Besprechung gerufen wurde, wo es darum ging, ob ich die neu geplante Stelle in Chicago antreten möchte.

Also war für dich schnell klar, dass du dieses Angebot annimmst?
Natürlich bekam ich Zeit darüber nachzudenken. Aber ein "Nein" kam für mich gar nicht in Frage. Eigentlich stand meine Entscheidung schon fest, als ich damals das Besprechungszimmer verließ.

Wie hat deine Familie darauf reagiert?
Die Reaktion meiner Familie war super positiv. Meine Liebsten standen damals und auch heute hundert Prozent hinter mir. Aber das habe ich auch erwartet, denn auch mein Bruder Franz ist beruflich international unterwegs. Meine Mama sagt immer, sie hat nur Reisende im Haus, nur sie sitzt dann alleine und wartet auf uns. (lacht)

Und wie lange ist geplant, dass du in Amerika bleibst?
Mein Visa ist bis 2024 gültig. Einen genauen Plan haben wir allerdings noch nicht definiert. Aber es ist natürlich klar, dass der Aufbau einer Firma nicht in einem Jahr erledigt ist. Solange ich hier in Chicago glücklich bin und mich wohlfühle mit dem was ich mache, sehe ich keinen Grund zurückzukommen.

Was sind deine Aufgaben in der Niederlassung?
Ich bin als Administration Manager angestellt. Meine Aufgaben sind sehr abwechslungsreich: Ich bin zuständig für die Budgeterstellung und das Controlling, Marktanalysen, Marketing, Auftragssachbearbeitung, fürs Organisieren und Überwachen anderer Büroaktivitäten. Und ich muss bei allen organisatorischen Veränderungen und geschäftlichen Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben.

Das klingt sehr spannend. Wie sieht dein Alltag in Chicago aus?
Meist weckt mich der Stadtverkehr in aller Früh. Nach einer kalten Dusche gibt's dann immer erst mal einen Kaffee, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit mache. Mein täglicher Spaziergang im Park und zum Lake Michigan sind fixer Bestandteil in meinem Alltag. Die Wochenenden, Feiertage und Geburtstage verbringe ich gerne mit Freunden, jedoch nehme ich mir auch Zeit für mich.

Was vermisst du am meisten von zu Hause?
Mir fehlt es morgens aufzustehen und dann mit einer Tasse Kaffee in der Hand und barfuß ums Haus zu gehen und die Natur und Tiere zu beobachten. Natürlich auch meine Freunde, die Berge und Seen und auch das Garteln. (lacht)

Trotz der Entfernung, ein bisschen Heimat hast du auch in Amerika.
Das stimmt. Wir haben in Chicago einen Österreicher-Stammtisch. Wir sind rund 25 Mitglieder aus ganz Österreich, die sich einmal im Monat treffen. Mein Kollege Dominik und seine Freundin sind ebenfalls Teil der Gruppe. Deutsch sprechen wir aber nur selten, da wir auch Amerikaner bei unseren Treffen mit aufgenommen haben.

Wie oft bist du in Österreich auf Heimaturlaub?
Normalerweise bin ich zu Weihnachten und im Sommer daheim. Dieses Jahr ist leider alles anders und man muss besonders flexibel sein. Eigentlich war geplant, dass mich meine Familie im Mai besucht. Durch Corona mussten wir dies leider auf 2021 verschieben.

Apropos Corona, wie siehst du die aktuelle Lage in den USA?

Da die Ausbreitung des Virus nicht auf alle Bundesstaaten gleichermaßen verteilt ist, reagieren die regionalen Regierungen mit unterschiedlicher Intensität. Längst ist auch klar, dass der Ansteckungsverlauf eine ganz andere Entwicklung nimmt - im Vergleich zu Europa. Es kommt weniger zu einer landesweiten Entspannung, sondern vielmehr zu einer Verlagerung der Hotspots von der Ostküste in den mittleren Westen - also auch nach Chicago. Die Warnungen sind meiner Meinung berechtigt, da auch vermutet wird, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist als die offiziellen Zahlen offenbaren. Ich selbst schütze mit mit Maske und Desinfektionsmittel und meide Menschenansammlungen. Auch unser Österreicher-Stammtisch liegt derzeit auf Eis.

Nach Hause zu kommen kommt für dich aber dennoch nicht in Frage?
Die Überlegung war da. Meine Familie und Freunde haben mir auch dazu geraten, da es auf dem Land einfach sicherer sei. Schlussendlich habe ich mich aber dafür entschieden zu bleiben, da man derzeit keine Garantie hat, trotz gültigem Visum wieder einreisen zu können.

Mit deiner Arbeit im Ausland hast du dir einen großen Wunsch erfüllt. Was rätst du anderen, die ähnliche Träume verfolgen?
Da kann ich nur sagen: Unbedingt umsetzen. Im Ausland zu leben und zu arbeiten bringt viele Vorteile mit sich. Das ist eine einmalige Erfahrung und legt wichtige Grundsteine für die weitere Karriere. Und auch auf persönlicher Ebene bringt es dich sehr viel weiter - es prägt dein ganzes Leben und zeigt, dass du in der Lage bist, dich großen Herausforderungen zu stellen. Also weg mit der Angst und ab ins kalte Wasser. Glaube an dich selbst und auch wenn du glaubst, dass du etwas verlierst, an Erfahrungen gewinnt man immer dazu.

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