Schwimmen
"Angstfreies und sicheres Verhalten im Wasser vermitteln"

Michael Brandtner, Thomas Sailer, Anika Patrasso und Michael Hofer von den AquaSharks (von links).
  | Foto: AquaSharks
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Experten der AquaSharks Rohrbach-Berg erklären im Interview mit der BezirksRundschau, warum es wichtig ist, schon kleine Kinder an das Element Wasser zu gewöhnen, und warum auch Erwachsene die richtige Schwimmtechnik beherrschen sollten.

ROHRBACH-BERG. Jeder fünfte Badeunfall endet tödlich. Für Kinder und ungeübte Schwimmer ist das Risiko heuer besonders hoch. Weil coronabedingt ein Großteil der Schwimmkurse ausfiel und auch die Hallenbäder mehrere Monate nicht zugänglich waren, fehlen notwendige Trainingseinheiten. „Viele Menschen sind ungeübt, weil die Schwimmbäder lange zusperren mussten und viele Schwimmkurse ausfielen. Gleichzeitig aber boomt der Traum vom Pool im eigenen Garten“, warnen Michael Heilbrunner und Robert Schlader, Landesschwimmreferenten im OÖ. Roten Kreuz.

Kinder besonders gefährdet

Besonders gefährdet sind Kinder. „Sie ertrinken oft lautlos, da sie in Gefahrensituationen im Wasser in einen reflexartigen Schockzustand geraten und so weder auf sich aufmerksam machen, noch sich selbst aus ihrer Lage befreien können. Für Kleinkinder kann schon ein Wasserstand von fünf bis zehn Zentimetern lebensgefährlich sein. Um die Kleinsten zu schützen, muss das Thema Sicherheit daher an oberster Stelle stehen. Aber: Vorkehrungen wie spezielle Abdeckungen, Schwimmbad-Überdachungen, Rollschutz befreien Eltern und Erziehungsberechtigte nicht von ihrer Aufsichtspflicht. „Kinder dürfen sich nie alleine und unbeaufsichtigt in unmittelbarer Nähe eines Gewässers aufhalten“, wissen die Schwimm-Experten.

Interview mit Experten

Am besten ist es, schon Kleinkinder frühzeitig an das Element Wasser zu gewöhnen. Wir haben uns darüber mit zwei Experten der AquaSharks, der Schwimmsektion der Sportunion Rohrbach-Berg, unterhalten. Anika Patrasso ist Baby und Kinderschwimminstruktorin und Michael Hofer ist Schwimminstruktur bei den AquaSharks.

Wie wichtig ist es, dass Kinder frühzeitig ans Wasser und das Schwimmen herangeführt werden und warum?
Anika Patrasso: Je früher – desto besser. Der regelmäßige Kontakt mit dem Element Wasser ermöglicht dem Kind bereits ab Baby- und Kleinkindalter vertraut damit umzugehen. Durch diese frühzeitige Wassergewöhnung kann angstfreies und sicheres Verhalten im Wasser vermittelt werden. Das Kind lernt so auch eine minimale „Selbstrettungskompetenz“, bzw. „lebensrettende Verhaltensweisen“, um sich selbst aus einer Gefahrensituation instinktiv retten zu können. Sobald sich Kinder etwa im Wasser auf den Rücken drehen können, sind sie in der Lage, sich über Wasser zu halten. Wasser bedeutet für Kinder Spaß und Spiel, der Respekt vor Wasser darf trotzdem nicht vergessen werden!
Michael Hofer: Stimmt! Zudem lernt man, wenn man jung ist, vieles spielerisch, ohne zu viel über Techniken nachzudenken. Vor allem der Beinschlag ist motorisch sehr fordernd und sollte idealerweise vor dem Laufen oder Radfahren gelehrt werden. Genau das ist etwa ein wesentlicher Grund, warum sich viele Triathleten beim Schwimmen sehr schwer tun. Das heißt: Je älter man wird, desto mehr macht einem der Kopf und falsch eingelernte Bewegungsmuster einen Strich durch die Rechnung.

Ab wann machen Schwimmkurse Sinn?
Hofer: Frühestens mit vier, ideal mit fünf Jahren.
Patrasso: Mit etwa fünf oder auch sechs Jahren haben Kinder die körperlichen und geistigen Voraussetzungen schwimmen zu lernen. Körperbeherrschung und Motorik sind dahingehend ausgereift, und das Gehirn ist in der Lage, komplexe Bewegungen umzusetzen. Erste Grundfertigkeiten wie Tauchen, Gleiten und Beinschlag sind ab vier Jahren optimal zu üben.

Was zeichnet einen guten Schwimmkurs aus?
Patrasso: Dazu gehören ein gut ausgebildeter Schwimmtrainer oder eine gut ausgebildete Schwimmtrainerin und eine nicht zu große Teilnehmeranzahl. Natürlich sollten die Übungen entsprechend dem Können der Kinder angepasst sein. Heißt: Es geht um adäquates Fordern und Fördern.
Hofer: Das ist ganz wichtig. Die Teilnehmer sollen gefordert werden aber nicht permanent überfordert werden. Entscheidend ist auch das Erlernen der angepeilten Schwimmtechnik je nach Alter. Bei Kindern darf zudem der Spaß nicht zu kurz kommen. Entscheidend ist auch, dass der Trainer die Inhalte einerseits gut erklären kann, aber andererseits auch gut an Land und im Wasser vorzeigen kann.

Welche Fähigkeiten erlernen die Teilnehmer in Ihren Kursen?
Hofer: Natürlich einmal die Grundschwimmarten. Rücken, Kraul, Brust, Delphin in dieser Reihenfolge. Ganz entscheidend ist aber auch das Erlernen von Koordination und Motorik, da das Schwimmen sehr technikorientiert ist. Diese Fähigkeiten können dann in andere Sportarten transferiert werden.
Patrasso: Bei Babyschwimmkursen steht Spaß und Wohlfühlen im Wasser im Vordergrund und fördert die Eltern-Kind Beziehung, sowie die körperliche und geistige Entwicklung des Säuglings. Das Wasser stimuliert Gleichgewichtsorgane, stärkt die Atmung und Muskulatur, und hat positive Auswirkungen am Stütz-und Bewegungsapparat. Neben Wahrnehmungsangeboten und Lernmöglichkeiten im Wasser wird das Selbstvertrauen gestärkt.

Was wird in den Erwachsenen-Schwimmkursen gelehrt und wer kann oder soll diese in Anspruch nehmen?
Hofer: Vorwiegend Kaul, da hier die größte Nachfrage besteht, bei Bedarf auch die anderen Disziplinen, also Brust, Rücken und Delphin. Für Erwachsene ist das Kraulen schon oft eine große Herausforderung, weil man zum Beispiel falsche Bewegungsmuster eingelernt hat und auch weil das Grundvertrauen fehlt, dass einem das Wasser trägt. Aber mit kleinen Hilfestellungen geht es dann oft ganz leicht. Deshalb bieten wir im Herbst auch immer einen Anfänger- und einen Fortgeschrittenen-Kraulkurs an. Die nächsten beiden Kurse starten am 1. Oktober. Der Anfängerkurs ist grundsätzlich für jeden Erwachsenen gedacht, der schon Brust schwimmen kann. Das Alter ist dabei nebensächlich. Beim Kurs der Fortgeschrittenen sollte man schon mehrere Längen Kraul ohne Probleme schwimmen können. Hier geht es dann um Verfeinerung der Technik, um schnelleres Schwimmen oder auch um problemlos größere Distanzen zurückzulegen.

Wie können Eltern ihre Kinder im Wasser und beim Schwimmen lernen unterstützen?
Patrasso: Viel üben und immer wieder motivieren zu üben. Es ist besser öfter mal mehr kurze Schwimmeinheiten zu machen, als ganze lange Badetage einzulegen. Ganz wesentlich ist aber, dass Schwimmen ab Babyalter gesund ist: es stärkt das Immunsystem, fördert Gleichgewicht und Körperspannung und ist gelenksschonend. So gesehen sollten die Eltern ihren Kindern auch Vorbild sein.
Hofer: Das im Schwimmkurs gezeigte, sollte wiederholt werden. Zudem sollten Kinder auch im Wasser immer wieder Neues ausprobieren. Ganz wichtig: Wenn Kindern das Schwimmen Spaß macht, sollten dies die Eltern auch fördern, und die Kinder auch in aufbauende Schwimmkurse schicken. Abschließend noch ein wichtiger Punkt: Viele Kinder und deren Eltern glauben aufgrund des eigenen Pools zuhause, dass die Kinder oft schon schwimmen können. Nur wer eine Länge in einem Pool schafft, ist trotzdem oft nicht in der Lage, sich in einem Freibad oder gar in einem See oder im Meer über Wasser zu halten.

Zur Sache

AquaSharks, die Schwimmsektion der Sport Union Rohrbach-Berg, wurde Ende 2018 von Thomas Sailer, Michael Hofer und Michael Brandtner gegründet. Heute umfasst das Kernteam zudem auch Anika Patrasso. Die Sektion richtet sich gleichermaßen an Erwachsene, Jugendliche und Kinder, die am Schwimmsport Interesse haben. Dazu bietet die Sektion neben der regulären Mitgliedschaft auch Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene, wobei das Programm sukzessive in den nächsten Jahren und dann vor allem auch mit dem neuen Hallenbad in Rohrbach-Berg ausgebaut werden wird. Zurzeit liegt der Kursschwerpunkt im Herbst/Winter und im Frühjahr.
Infos: union-rohrbach-berg.at/schwimmen

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