Verliebt ins Mühlviertel und ins Textilhandwerk

Gottfried und Katharina Reuter (83) haben ihre Leidenschaft fürs Textilhandwerk zum Beruf gemacht.

PUTZLEINSDORF (hed). Treffpunkt „Baumhauswohnung“ im Huber-Hof: Gottfried und Katharina Reuter genießen vom Küchentisch den herrlichen Ausblick auf die Obstgärten.
In der 70 Quadratmeter großen Wohnung befinden sich rundum Teppiche, Wandbehänge, Tischdecken und Vorhänge – Textilkunst handgewebt. Auch die Kleidungsstücke der beiden sind allesamt Unikate, selbst kreiert und angefertigt von Katharina Reuter.

Schneider-Sehnsucht

„In unserer 'Baumhauswohnung' fühlen wir uns wohl. Ein herrlicher Ausblick und die Sonne im Haus“, schwärmt Gottfried Reuter. Wo nun ihr Arbeitsplatz sei? Katharina öffnet die Tür zur „kleinen Werkstätte“ nebenan: Zwei Handwebstühle in der bescheidenen Nähwerkstatt. Rundum kostbare Jacken und Oberteile und eine Menge bunter Accessoires für Damen und Herren. „Ich habe während des Krieges sogar im Luftschutzkeller in Köln genäht. Schneiderei war seit der Kindheit meine Sehnsucht“, erzählt die Textil-Kunsthandwerkerin und gelernte Buchhalterin. Sie habe ihr Handwerk durch Zuschauen gelernt „Mit Farben kann ich gut umgehen“. „Die Stücke von Katharina sind Unikate und handgefertigt“, mischt sich Gottfried ein. Der gelernte Kunsthandweber, ein gebürtiger Niedersachse, war 17 Jahre Techniker bei einer Firma in Köln. „Mit 46 Jahren bei einer Umschulung machte ich die zweijährige Handweberausbildung in nur zwei Monaten." In den 70ern haben sich die „Reuters“ kennengelernt und mit Vierzig ihren weiteren Lebensweg gemeinsam begonnen – beide waren verwitwet und hatten Kinder groß zu ziehen.

Späte Selbstständigkeit

Ende der 80er Jahre verwirklichten sie sich den Traum einer eigenen Werkstätte mit drei Webstühlen in der Eiffel. „Mit 55 Jahren haben wir uns selbständig gemacht – ein Lebenswunsch ging in Erfüllung“, berichten die zwei. Gottfried Reuter webt Vorhänge, Tischwäsche, Teppiche und auch Bilder. "Dabei kann ich alle meine technischen und künstlerischen Fähigkeiten einbringen." Was sie nun ins Mühlviertel verschlagen hat? In den 90ern machten sie Urlaub im Hotel Falkner und 1995 war das Paar das erste Mal am Webermarkt. "Wir haben uns in Land und Leute verliebt. Ich will hier alt werden sagte ich damals zu meiner Frau." 1997 bauten sie sich in Putzleinsdorf ein „Miniaturaltersheim“ mit Garten. „Die letzten Jahre wurde es mit dem Garten zu mühsam. Da kam uns unser ,Baumhaus' im Huber-Hof gerade richtig“, berichtet der Handweber. Das Lebensmotto der beiden: „Es kommt alles zur rechten Zeit. Man muss es nur erspüren und zulassen.“

Markt in Putzleinsdorf

Katharina erfüllt sich nun einen weiteren Lebenswunsch: Gemeinsam mit Alexandra Wöss organisiert sie den ersten Kunsthandwerksmarkt im Ort (siehe zur Sache). Eine neue Herausforderung für die 83-Jährige. “Bisher habe ich mich da auf meinen Mann verlassen, der möchte aber nur mehr am Rande mitwirken, als Märchenerzähler.“

Zur Sache

1. Kunsthandwerksmarkt in Putzleinsdorf
Samstag, 1. September, 10 bis 17 Uhr im Huber-Hof, Markt 21
Ausgestellt und verkauft wird: Gewebtes, Getöpfertes, Gemaltes, Gefilztes, Genähtes und Gestecktes.
Dazu gibt es Musik und Kulinarik. Auch Workshops für Kinder sind angedacht.