Pflegeeltern
Wirbelwind Selvi ist eines von 43 Pflegekindern im Bezirk
Von Thaiboxen bis zum Ministrieren reicht die Bandbreite von Selvis Freizeitbeschäftigungen.
ROHRBACH-BERG (alho). Selvi Kobler lebt seit ihrer Geburt in Österreich. Das Besondere? Die 15-Jährige ist eines von 43 Pflegekindern im Bezirk. Ihre Pflegeeltern Marianne und Martin Kobler hatten bereits zwei eigene, inzwischen erwachsene Söhne, als sie sich vor knapp zwei Jahrzehnten bei der Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschaft um ein Pflegekind bewarben. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass bei Elternteile eine Ausbildung für diesen Bereich absolvieren. Diese machten die beiden beim damaligen Verein "Pflege- und Adoptiveltern", heute "Verein Plan B". „Wir wollen solchen Kindern eine Chance geben, in einem geordneten Umfeld aufzuwachsen“, so die Pflegemutter über ihre Beweggründe. Sie wussten, dass viele Buben und Mädchen in einem Heim aufwachsen. Ihre Pflegetochter Selvi aus der Türkei wirkt zufrieden und blickt auf eine glückliche Kindheit zurück. „Ich kam in Wels zur Welt und im Alter von drei Wochen direkt vom Krankenhaus zu meinen Pflegeeltern", erzählt sie. Das Mädchen wird als kontaktfreudig, höflich, ehrlich und sehr aktiv beschrieben. So hat sich die 15-Jährige vor einigen Monaten ein neues Hobby gefunden: Thaiboxen im Verein "Muay Thai Academy" in Rohrbach-Berg. Drei Mal wöchentlich wird trainiert. Beständigkeit zeigte sie auch bereits beim Paartanzen. Seit sechs Jahren übt sie dieses beim örtlichen Tanzsportclub aus. Seit ihrem sechsten Jahr ist sie auch Ballett-Tänzerin an der Landesmusikschule. Daneben engagiert sich das Mädchen auch in der Pfarre und ministriert seit der zweiten Klasse Volksschule. Musik hat für sie generell einen hohen Stellenwert. So lernte sie etwa bis zum Vorjahr Klavier. Derzeit besucht sie die Polytechnische Schule und auf die Frage nach ihren Zukunftsplänen kommt prompt: "Fitnesstrainerin".
Schwerer Rucksack
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Pflege- und Adoptiveltern liege laut den Koblers darin, dass bei Pflegeeltern die leiblichen Eltern ein Kontaktrecht haben. Dies bedeutet, dass auch die Möglichkeit besteht, dass es zu Rückführungen kommen könnte. Im Falle von Selvi bestand eine Zeit lang auch Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter, der jedoch später abgebrochen ist. Die Koblers bringen übrigens sehr viel Erfahrung mit, schließlich ist Selvi eines von mehreren Pflegekindern. Daneben gibt es da noch die 23-jährige Lisa und die jeweils neunjährigen Mädchen Sabrina und Sandra. Sie hätten es nie bereut, Kinder aufzunehmen, betonen jedoch: „Viele Pflegekinder haben einen ‚Rucksack‘, der ihnen zu schaffen macht. Dieser kommt in der Pubertät wieder verstärkt zum Vorschein." Selvi scheint hierfür jedoch gewappnet zu sein.
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