Zu wenige Angebote zum "Nachreifen"

BezirksRundschau: Was genau ist Ihre Aufgabe?
Harald Hehenberger: Jugendcoaching bietet Jugendlichen mit Bedarf im letzten Pflichtschuljahr eine individuelle Beratung und längerfristige Begleitung am Übergang Schule – Beruf an. Ziel ist es, anhand von Stärken und Fähigkeiten der Jugendlichen – gemeinsam mit deren Eltern – eine passgenaue berufliche Perspektive zu erarbeiten und die nächsten beruflichen Schritte zu planen.

Wer wird "gecoacht"?
Pflichtschüler ab dem 9. Schuljahr, die Unterstützung bei der Umsetzung ihrer individuellen beruflichen Perspektiven benötigen. Gründe dafür können Beeinträchtigungen, ein Sonderpädagogischer Förderbedarf, Migrationshintergrund oder schwierige soziale oder familiäre Lebenslagen sein.

Was ist die größte Hürde für Junge, einen Job zu finden?
Die Probleme sind unterschiedlich: fehlende familiäre Unterstützung, schlechte schulische Leistungen, zu hoher Leistungsdruck, mangelndes Selbstvertrauen, gering ausgeprägte Selbstorganisation und Eigeninitiative, unrealistische Selbsteinschätzung und falsche Vorstellungen von Lehrberufen.

In welchen Berufen bestehen die besten Chancen für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf Fuß zu fassen?
Die besten Chancen haben Jugendliche in jenen Firmen, wo soziales Engagement groß geschrieben wird und beispielsweise beim Schnuppern der Jugendliche schon ins Herz geschlossen wurde. Das kann in jedem Beruf und Betrieb der Fall sein. Wichtig ist, dass die Anforderungen der Berufe den Fähigkeiten der Jugendlichen gut entsprechen.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrer Arbeit?
Herauszufinden, ob der Jugendliche fit für den ersten Arbeitsmarkt ist und dort bestehen kann, oder ob der Jugendliche noch Zeit braucht für eine Nachreife in einer geeigneten Einrichtung. Oft ist es sehr schwierig, dass die Jugendlichen und ihre Erziehungsberechtigten die Empfehlungen annehmen können. Leider gibt es im Bezirk Rohrbach derzeit noch viel zu wenige Angebote von Nachreifeeinrichtungen für lernschwache Jugendliche, die noch Zeit brauchen.

Was ist die Schwierigkeit am Übergang Schule zum Berufsleben/Lehre?
Jugendliche mit schlechten schulischen Leistungen und häufig negativen Rückmeldungen in der Schule fehlt oft das notwendige Selbstvertrauen, um sich am Arbeitsmarkt aktiv zu bewerben. Es ist wichtig, ihnen ihre Stärken bewusst zu machen, ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen und sie zu unterstützen. Sie brauchen jemanden, der sie motiviert, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und ein Vertrauen in die berufliche Zukunft zu haben.

Wie ist die Bereitschaft der Unternehmer im Bezirk, beeinträchtige Jugendliche zu beschäftigen?
Viele Firmen haben bereits erkannt, dass Jugendliche mit schlechteren Schulnoten trotzdem in der Praxis exzellente Leistungen erbringen können. Jugendliche mit körperlichen Beeinträchtigungen oder anderen Handicaps haben oftmals einen positiven Einfluss auf andere Mitarbeiter und die Stimmung in den Teams.

Zur Person:
Harald Hehenberger, 37, Dipl. Lebens- u. Sozialberater, Dipl. Coach, wohnhaft in St. Martin, verheiratet, 2 Kinder im Volksschulalter.
Die Beratungsstelle ist in der ehemaligen BH Rohrbach, Bahnhofstraße 7-9, 4150 Rohrbach. Das Projekt wird von der Jugend am Werk GmbH durchgeführt und vom Bundessozialamt Landesstelle OÖ finanziert.
Kontakt: harald.hehenberger@jugendamwerk-linz.at