"Bald wird es sich nicht mehr rentieren": Einige Wirte im Bezirk hören auf
Zu hohe Auflagen der Regierung und oft kein Nachfolger bringen Wirte zum Zusperren der Lokale.
BEZIRK (anh). Österreichweit greift das Wirtesterben um sich. Für viele Gastronomen sind Vorschriften wie die Allergenverordnung, die Registrierkassenpflicht oder das Nichtraucher-Gesetz nicht tragbar. Sie finden auch oft keinen Nachfolger. Die Folge: Sie sperren zu. Auch im Bezirk hängen laut Julia Falkner, Obfrau des Wirteforums, bald sieben bis zehn Gastwirte das Geschäft an den Nagel. "Obwohl wir ein Tourismusland sind, werden die Bedingungen immer schlechter. Die Gastronomie trifft es am härtesten, es gibt wenig Wertschätzung. Das ist demotivierend", bedauert sie. Eine Wirtin die aufgibt, ist Renate Laschitz vom Gasthof Grenzland in Rohrbach-Berg. Aufgrund eines Pflegefalls in der Familie schaukelt sie das urige Wirtshaus seit zehn Jahren allein und steht oft 80 Stunden in der Woche in der Gaststube. Mit Ende März soll damit Schluss sein. Neben der alleine nicht mehr zu bewältigenden Arbeit sind das Registrierkassen- und das Nichtraucher-Gesetz die Hauptgründe. "Ich brauche keine Registrierkasse. Wenn sie der Staat braucht, dann soll er mir eine herstellen. Außerdem sind 80 Prozent der Gäste Raucher, wie soll das 2018 dann gehen?", fragt sich die Besitzerin.
Aus nach 100 Jahren
Auch der Zeigerwirt in St. Peter – seit 100 Jahren im Besitz der Familie Hartl – hört mit Juni auf. Auf ihrer Facebook-Seite nannten die Betreiber ebenfalls die "massive Belastungswelle der Regierung" als Motiv. Momentan wird das Wirtshaus noch von Bernhard Hartl, dessen Mutter, der Großmutter und drei Angestellten geführt und laufe noch gut.
"Auf lange Sicht wird es sich aber nicht mehr rentieren", prophezeit der Gastronom und erklärt: "Es wäre bald mehr Fremdpersonal nötig, was viel mehr kostet." Außerdem würden 85 Prozent ihres jungen Publikums rauchen, die 2018 dann wahrscheinlich in Vereinshäuser ausweichen oder nur noch privat feiern würden. Auch die Gästestruktur hätte sich verändert. "Das traditionelle Stammtischgeschäft gibt es nicht mehr. Die Jungen arbeiten und kommen nur abends oder am Wochenende. Im Sommer bleibt das Wirtshaus durch die Festln meist leer, wir haben dann um 40 bis 50 Prozent weniger Umsatz", klagt der Wirt.
Bürokratie nimmt überhand
Zwei Gastwirte, die trotz schwieriger Bedingungen nach wie vor mit Spaß bei der Sache sind, sind die Geschwister Daniela und Alexander Froschauer. Daniela betreibt die Burnsbar in Rohrbach-Berg. Alexander führt in vierter Generation den Gasthof Froschauer in Hofkirchen. Zufriedene Gäste sind ihre größte Motivation. Alexander betont jedoch: "Wäre unser Gasthaus kein Familienbetrieb, wüsste ich nicht, ob ich's noch machen würde." Denn auch für ihn habe die Bürokratie – etwa mit Belegpflicht und Dienstplan-Regelungen – längst überhand genommen.
Zu wenig Spielraum
Wirteforum-Obfrau Julia Falkner kritisiert den zu geringen Spielraum: "Man muss flexibler sein können, etwa bei den Arbeitszeiten. Im Vorhinein weiß man oft noch nicht, wie das Wetter wird, wie das Geschäft läuft und wie viele Aushilfen man braucht und anmelden soll." Alexander Froschauer geht einen Schritt weiter und meint: "Es scheint, als ob Klein- und Mittelbetriebe die Steuerreform ausbaden müssten." Zum Nichtraucher-Gesetz sagt er: "Bei manchen Lokalen lässt es sich ja arrangieren, dass die Gäste draußen rauchen, bei anderen wird es Probleme mit den Nachbarn geben." Geht es nach den Geschwistern Froschauer, so sollen aber weder Rohrbach noch Hofkirchen trotz der vielen Gesetze Orte ohne Wirtshäuser werden, wie es in Kollerschlag der Fall ist. "Ich bin froh, dass wir eine gute Vereinsstruktur haben und unser Gasthaus nach wie vor ein wichtiger Treffpunkt ist", schildert er die Situation in Hofkirchen. "Positiv ist auch, dass die Gäste unsere Arbeit mehr schätzen. Sie wissen, dass das kein leichter Job ist", ergänzt Daniela.
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