Erlebnisbad droht vor der Planung unterzugehen
Bezirk schafft kein gemeinsames Ja aller Gemeinden für Bau und Finanzierung eines Erlebnisbades.
AIGEN-SCHLÄGL. Der Gemeinderat hat sich mit großer Mehrheit gegen den Grundsatzbeschluss, eine "organisatorische und bauliche Detaillierung eines regionalen Erlebnisbades" weiter zu verfolgen, ausgesprochen. Als zweitgrößter Zahler (nach Rohrbach-Berg) wären ein Erlebnisbad und dessen Erhaltung "keine Peanuts" wie Bürgermeisterin Elisabeth Höfler bereits vorher sagte. "Wir müssen genau überlegen und gut nachdenken, ob wir uns diesen Rucksack als Dauerauftrag umhängen wollen", sagte sie.
LGS etwas anderes
Sie wehrte sich auch vehement gegen aufgekeimte Vorwürfe, sie lasse jene Solidarität vermissen, die die Gemeinden des Bezirks gezeigt hätten, als es darum ging, die Landesgartenschau 2019 nach Aigen-Schlägl zu holen. "Die Landesgartenschau hat damit nichts zu tun. Hier darf man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Sollte die Schau einen Verlust einfahren, muss die Gemeinde diesen alleine finanzieren", sagt Höfler und zeigt gegenteilig auf: "Unsere Solidarität geht sogar soweit, dass wir alle Gemeinden eingeladen haben, sich bei der Gartenschau zu präsentieren."
Ulrichsberg stimmt nicht ab
Zurück zum Erlebnisbad: Der Gemeinderat von Aigen-Schlägl hat nach langer und aufgeregter Diskussion gegen den Grundsatzbeschluss gestimmt, ebenso die Gemeinde Klaffer. Während viele Aigen-Schlägl als Zünglein an der Waage sahen, hat sich mit Ulrichsberg eine weitere Gemeinde nicht zum Grundsatzbeschluss bekannt. Und das, obwohl die Gemeinde im Finanzierungsplan ohnehin eine Sonderstellung bekommen hätte, weil sie selbst ein kleines Hallenbad betreibt (siehe Zur Sache unten). Im Gemeinderat wurde diskutiert. Zum Großteil kamen Ängste zum Vorschein, ein großes Erlebnisbad wäre über kurz oder lang der Todesstoß für das örtliche Hallenbad. "Wir müssen uns auf unser Bad schauen und aufpassen, dass wir auch weiterhin Unterstützung vom Land OÖ bekommen, wenn es saniert werden muss", sagte Bürgermeister Wilfried Kellermann. Vizebürgermeister Josef Thaller hält die Finanzierung eines neuen Erlebnisbades für unrealistisch. "Das wird ein Millonengrab", sagte er. Der Bürgermeister zweifelte auch an der Machbarkeitsstudie. Er glaubt, sie zeige "falsche Zahlen." Vor allem kritisierte er die darin erwarteten Besucherzahlen. Kritik gab es auch an der Höhe der geplanten Eintrittspreise. Herbert Krenn (SPÖ) sagte zum Thema: "Wenn man sich die Kosten für dieses Bad jetzt anschaut, wäre eine Sanierung des Bezirkshallenbades damals in Haslach viel günstiger gewesen."
Keiner stellte Antrag
Am Ende fand sich kein Gemeinderat, der den Antrag zur Abstimmung eingebracht hätte. Damit glaubte man, sich mehr oder weniger diplomatisch aus der Affäre zu ziehen. Diplomatischer wohl als zwei SP-Gemeinden im Bezirk. In Haslach und Julbach wurde die Hallenbad-Entscheidung gar nicht erst auf die Tagesordnung gesetzt. In Haslach wurde ein VP-Dringlichkeitsantrag, die Entscheidung noch im Dezember zu treffen, mehrheitlich abgelehnt – aber erst nach längerer Debatte. In einigen Gemeinden wurden positive Beschlüsse gefasst: Zum Beispiel in Oepping, Nebelberg, Hofkirchen, Sarleinsbach und Rohrbach-Berg.
Die Vorgeschichte und die Machbarkeitsstudie zum Erlebnisbad können Sie hier nachlesen.
Zur Sache:
Die Uneinigkeit im Bezirk ist keine gute Voraussetzung für Verhandlungen mit dem Land Oberösterreich. Wie man dort jetzt Zusagen für eine noch bessere Förderung bekommen soll, steht in den Sternen. Der Tenor des Arbeitskreisleiters und Bürgermeisters Andreas Lindorfer aus Rohrbach-Berg war aber stets: "Es geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen." Nachdem es kein OK für das Projekt gibt, muss sich der Arbeitskreis Hallenbad noch einmal intensiv mit dem Thema befassen. Die Chancen auf ein Erlebnisbad sind aber stark gesunken. Der Tourismusverband hat ebenfalls erklärt, sich nicht an der Finanzierung des Erlebnisbades beteiligen zu können bzw. zu wollen.
Zur Sache II: Ulrichsbergs Ausnahmeregelung bei der Errichtung und Finanzierung eines Erlebnisbades in Rohrbach-Berg:
Der Gemeinde Ulrichsberg wird in der Machbarkeitsstudie ein Sonderstatus eingeräumt. Als Standortgemeinde eines bestehenden Lehrhallenbades müsste sie einen Mindestgesellschafteranteil von einem Prozent übernehmen. Dieser Sonderstatus bliebe bis zu einer allfälligen Schließung des Hallenbades aufrecht.
• Die Gemeinde Rohrbach-Berg erklärte sich zudem bereit, die Gastschulbeiträge der Gemeinden Klaffer, Schwarzenberg und Julbach für die Nutzung des Lehrhallenbades an die Gemeinde Ulrichsberg zu übernehmen.
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