Gedenktafel für Widerstand in Haslach
„Es geht um das Umdenken“

Bürgermeister Dominik Reisinger, Anna Bräuer, Schriftsteller Peter Paul Wiplinger, Pfarrer Gerhard Kobler, Ludmilla Leitner und Peter Gstettner vom Mauthausenkomitee Kärnten/Koroška bei der Gedenktafelenthüllung für den Haslacher Deserteur Josef Steffelbauer. | Foto: Helmut Eder
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  • Bürgermeister Dominik Reisinger, Anna Bräuer, Schriftsteller Peter Paul Wiplinger, Pfarrer Gerhard Kobler, Ludmilla Leitner und Peter Gstettner vom Mauthausenkomitee Kärnten/Koroška bei der Gedenktafelenthüllung für den Haslacher Deserteur Josef Steffelbauer.
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Am Sonntag, 15. Mai, erfolgte beim Kriegerdenkmal in Haslach die Gedenktafel-Enthüllung für den Haslacher Deserteur Josef Steffelbauer, der am 12. Februar 1943 bei seinem Fluchtversuch aus der Deutschen Armee erschossen wurde.

HASLACH, WIEN. Der Haslacher Josef Steffelbauer wurde als Deserteur auf der Flucht in Augsburg im Jahr 1943 erschossen: „Fahnenflüchtig. Bei Aufgreifen vom Polizisten beim Fluchtversuch angeschossen“ und ist nach Verblutung am 12. Februar 1943 um 12.30 Uhr gestorben – so heißt es im Leichenschau -Schein, ausgestellt vom Lazarett Augsburg. Das Fahnenflüchtige es bisher kaum in die Geschichtsbücher geschafft haben, will der aus Haslach stammende Schriftsteller und künstlerischer Fotograf Peter Paul Wiplinger ändern: „Ein wahrer Held ist der, der sich weigert zu töten.“ Mit diesem Gedenkprojekt, das auf seine Initiative und engagiertes Betreiben hin zustande kam, will er ein Zeichen setzen.

Umdenken bewirken

„Es geht ja nicht um die Gedenktafel, es geht um das Umdenken, um den Prozess für die nächste Generation“, so Wiplinger. Er sprach beim Festakt, der von Bürgermeister Dominik Reisinger, Peter Gstettner vom Mauthausenkomitee Kärnten/Koroška und Wiplinger in der Pfarrkirche Haslach eröffnet wurde, die Hoffnung aus, dass die Gedenktafel ein Umdenken bei der Bewertung historischer Ereignisse bewirke. Dies möge auch mit der Entmythisierung des Kriegers als Held und Kämpfer für das Vaterland einhergehen. Gerade in der heutigen Zeit gäbe es Anlass genug, sich nicht in die Gedankenlosigkeit zu flüchten (Anmerkung: Ukraine), sondern sich der Wahrheit zu stellen. Wiplinger präzisiert: „Helden sind maximal jene, die das befohlene Töten verweigern; dies im Bewusstsein ihres damit eingegangenen Lebensrisikos und des in vielen Fällen auch verlorenen eigenen Lebens.

"Krieg kennt nur Opfer"

Auch Bürgermeister Reisinger betont: „Der Krieg kennt keine Helden, der Krieg kennt nur Opfer“. Peter Gstettner verwies indes auf das auch in der Nachkriegszeit verankerte Bild von der Unehrenhaftigkeit der Deserteure und auf das gewollte Vergessen dieser NS-Opfer. Wiplinger wies überdies auf die Tatsache hin, dass die Wahrheit einer Zeit und ihrer Ereignisse sowie der damit verbundenen Menschen nie zur Gänze in einer faktenorientierten Orts-Chronik, auch nicht in jener von Haslach, zu finden sei, sondern oft nur oder eher in den oft bewusst verschwiegenen, nie erzählten, sondern verdrängten und vergessenen Lebensgeschichten der Menschen.

Gedenktafel beim Kriegerdenkmal enthüllt

Die Gedenktafel wurde dann nach einer Rede der Haslacher Historikerin Ludmilla Leitner, bei der sie einen weiten Bogen über Opfer aller Kriege zu allen Zeiten spannte, und nach der Segnung durch den Haslacher Pfarrer Gerhard Kobler beim Kriegerdenkmal feierlich enthüllt. Leitner dazu: „Spät aber doch bekommt Josef Steffelbauer hier und heute seine ‚andere Tafel‘. An würdiger Stelle neben den Kriegerdenkmälern und dem Euthanasie-Gedenkstein“.

Ehre und Andenken für Steffelbauer 

Die Tafel möge dabei einer wichtigen Erkenntnis dienen: So wie die zehn Haslacher Euthanasieopfer nicht „lebensunwertes Leben“, sondern Menschen mit Anspruch auf Würde und Anerkennung waren, so waren die am Haslacher Kriegerdenkmal eingravierten Gefallenen keine Helden, sondern arme Opfer sinnloser Angriffskriege. Und schließlich ist ein Mann, der sich geweigert hat, auf seine Mitmenschen zu schießen, kein Feigling und Vaterlandsverräter, sondern ein Mensch, dem Ehre und Andenken gebühren.“ Für den 83-jährigen Peter Paul Wiplinger hat sich mit der Gedenktafellegung auch in familiärer Hinsicht ein Kreis geschlossen, denn Josef Steffelbauer ist ein Cousin von ihm.

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