Getrauert wird im Bezirk (noch) nicht digital

Claudia Kneidinger ist Bestatterin in Hofkirchen, Neustift, Oberkappel, Pfarrkirchen, Putzleinsdorf, Lembach und Altenfelden.
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  • Claudia Kneidinger ist Bestatterin in Hofkirchen, Neustift, Oberkappel, Pfarrkirchen, Putzleinsdorf, Lembach und Altenfelden.
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BEZIRK. Im Laufe der Jahre hat sich rund ums "Sterben" vieles verändert. Das bloße Eingraben reicht nicht mehr. "Die Feuerbestattung löst die klassische Erdbestattung immer mehr ab", weiß Landesinnungsmeister Heinrich Walter aus Wels. "Gerade die Urnenbestattung eröffnet eine Vielfalt an Möglichkeiten: Die Verabschiedung am Sarg, danach folgt die Überstellung ins Krematorium und im Anschluss die Beisetzung im engsten Familienkreis", erklärt Claudia Kneidinger von Bestatter Thaller in Hofkirchen. "Die Trauermesse kann aber auch mit der Urne stattfinden – es gibt viele Möglichkeiten", sagt sie. Auffallend findet sie, dass Menschen, die schon lange weggezogen sind, immer häufiger nach dem Tod in ihren Geburtsort zurückgeholt werden. "Viele werden in ihrem Heimatort begraben", berichtet Kneidinger.

Friedhof als letzte Stätte

Der beste Platz der letzten Ruhestätte ist und bleibt der Friedhof. Kneidinger rät ihren Kunden aber davon ab, die Urne im eigenen Garten zu bestatten. Das wäre mit Erlaubnis der Gemeinde nämlich möglich. "Der Besuch des Verstorbenen auf einem Friedhof hilft den Hinterbliebenen gegen Vereinsamung. Sie gedenken dort der Toten, sie treffen dort andere Menschen und können in Ritualen die Trauer besser aufarbeiten", ist Kneidinger überzeugt. Sie sieht Friedhöfe als Orte der Familienzusammenführungen, wo unabhängig vom Glauben, Menschen ihre letzte Ruhe finden. So werden auf Pfarrfriedhöfen im Bezirk auch Buddhisten oder Zeugen Jehovas begraben. "Ich beobachte, dass Trauerfälle den Glauben der Menschen festigen und jene, die davon abgedriftet sind, wieder zurückholen."

Begräbnis planen

Immer wieder sieht sie in ihrer täglichen Arbeit, wie viel einfacher es die Situation der Hinterbliebenen macht, wenn sich die Verstorbenen schon Zeit ihres Lebens Gedanken über ihren letzten Weg gemacht haben. "Immer öfter kommen jetzt Ehepaare, Singles oder Alleinstehende zu uns, um das bald genug zu regeln und für ihre Nachlassregler zu hinterlegen. Sie suchen den Sarg aus, den Spruch für das Totenbild oder planen den Ablauf der Totenmesse", sagt Kneidinger. Dafür hat Bestatter Thaller in Altenfelden einen eigenen Schauraum eingerichtet. Kneidinger nennt auch den Fall einer Dame, die vor 13 Jahren ihr Begräbnis detailliert geplant hat – zu einem Zeitpunkt, wo sie fest im Leben stand und sich offen mit dem Tod beschäftigen konnte.

Online-Trauerportale

Während man in anderen Bezirken immer wieder sieht, dass es Online-Trauerportale gibt, hat sich dieser Trend in Rohrbach noch nicht durchgesetzt. "Wir halten davon noch Abstand, weil ich finde, dass man derart Persönliches – wie das Kondolieren – nicht über das Internet machen soll", sagt die Bestatterin. Stattdessen stellt sie Kondolenzboxen auf, wo die Menschen den Angehörigen Briefe hinterlassen können. "Ein Brief an die Hinterbliebenen zeige oft viel mehr Nähe oder Verbundenheit als ein Online-Klick", meint Kneidinger.

Der digitale Nachlass

Was vielen Hinterbliebenen Sorgen macht, ist der digitale Nachlass. Sie wissen in der Regel nicht, wo der Verstorbene im Internet aktiv war oder welche Zugangsdaten und Passwörter für die Online-Aktivitäten benutzt wurden. "Allgemein gilt, Facebook und Twitter können die Profile nicht so einfach auf Knopfdruck löschen", erklärt Daniel Grinninger, IT-Experte bei Eworx. Eworx selbst, kümmert sich nicht um digitale Nachlasse. Grinninger weiß aber bescheid: "Wenn jemand stirbt, der Inhaber eines Facebook-Accounts ist, kann man das Konto entweder löschen lassen, oder es in den ,Gedenkzustand' versetzen lassen. Für beides benötigt man einen Nachweis, dass man ein Familienmitglied oder ein Nachlassverwalter des Accounts ist", sagt er.
Auf die Frage, ob jeder Facebook-Nutzer vorsorgen soll und ein Passwort im engsten Familienkreis deponieren soll, meint Grinninger: "Nein, das würde ich im Sinne de Kennwortschutzes nicht empfehlen. Kennwörter sollten nur bei derjenigen Person bleiben, die sie benutzt und nicht weitergegeben werden."

Zur Sache:

Der Wiener Verein bietet in Zusammenarbeit mit Bestattern die Möglichkeit, den Angehörigen bei der Suche von Spuren im Internet zu helfen. Mehr dazu wienerverein.at/digitaler-nachlass

• Was vielen Hinterbliebenen Sorgen macht, ist der digitale Nachlass. Dartuner werden jene Daten bezeichnet, die nach dem Tod eines Users im Internet weiter bestehen. Dazu zählen Profile in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter aber auch E-Mailkonten, Partnervermittlungsbörsen, Mitgliedschaften bei kostenpflichtigen Multimediadiensten wie Netflix und nicht zuletzt Online-Banking oder Konten bei Online-Bezahldiensten. Hier kann man eine Löschung des Accounts im Todesfall auf Facebook beantragen. Der Account kann aber auch im Gedenkzustand öffentlich bleiben, Personen können weiter in die Chronik schreiben. Der Account blibt eine Erinnerung an den Verstorbenen.
Wird Facebook der Todesfall nicht gemeldet, bleibt der Account weiter bestehen.

Claudia Kneidinger ist Bestatterin in Hofkirchen, Neustift, Oberkappel, Pfarrkirchen, Putzleinsdorf, Lembach und Altenfelden.
"Die Hinterbliebenen müssen Kontakt mit Facebook oder anderen Anbietern herstellen", sagt IT-Techniker Daniel Grinninger von Eworx. | Foto: Foto: Grinninger/Eworx
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