Neue Ära bei den Gemeindefinanzen
Neues Finanzierungsmodell soll Kommunen mehr Autonomie und Gestaltungsspielraum bringen.
BEZIRK (anh). Fast fünfeinhalb Jahre hat man daran gearbeitet, jetzt ist es soweit: Das Konzept für die Gemeindefinanzierung neu steht. Derzeit laufen Informationsveranstaltungen für die Bürgermeister. Die Umsetzung des Modells folgt im Jänner 2018. Dafür wird das bisherige System der Vergabe von Bedarfszuweisungsmitteln durch ein zeitgemäßes Fondsmodell (siehe Zur-Sache-Kasten rechts) ersetzt. Dieses sichere laut den beiden federführenden Entwicklern, Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) und Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) Transparenz, Objektivität und Fairness. Damit sollen Bittgänge der Bürgermeister der Vergangenheit angehören. Stattdessen werden die Ortschefs zu professionellen Gestaltern und genießen mehr Autonomie.
Mehr Verantwortung
"Die Gemeindefinanzierung neu steigert den Handlungsspielraum der Gemeinden. Bürgermeister können in Zukunft mehr Entscheidungen selbst treffen und bekommen dadurch auch mehr direkte Verantwortung in der Projektfinanzierung", sagt Hiegelsberger bei einer Infoveranstaltung in St. Martin. "Diese Eigenverantwortung müssen sie aber auch aufgreifen. Das heißt, dass in Zukunft noch mehr Augenmerk auf eine sinnvolle Projektfinanzierung und -planung gelegt werden muss", ergänzt Gemeindebund-Präsident Landtagsabgeordneter Johann Hingsamer. Geplant werden sollen künftig auch mehr gemeindeübergreifende Projekte. Ob Kinderbetreuungseinrichtungen, Pflichtschulen, Bauhöfe, Veranstaltungsräume oder Sportanlagen – für derartige regionale Kooperationen gibt es in Zukunft Geld aus dem Regionalisierungsfonds.
Weniger Bürokratie
Hingsamer erwartet sich durch das neue Modell eine Stärkung des ländlichen Raumes, eine höhere Rechtssicherheit für Gemeinden und weniger Abgangsgemeinden. "Wir stehen dem Ganzen etwas skeptisch gegenüber, gerade was die Stärkung des ländlichen Raumes betrifft", sagen hingegen Franz Wagner, Bürgermeister von Klaffer und Bernhard Fenk, Bürgermeister von Putzleinsdorf. Sie lassen sich aber gerne eines Besseren belehren. Einig ist man sich in puncto Verantwortung. "Die Eigenverantwortung der kleinen Gemeinden wird sicher gestärkt", meint Lembachs Bürgermeister Herbert Kumpfmüller. Die Planungsintensität würde sich laut Andreas Lindorfer, Bürgermeister von Rohrbach-Berg, ebenso erhöhen, schließlich müssten sich Gemeinden genauer überlegen, wie sie mit dem Geld umgehen. Schwarzenbergs Bürgermeister Michael Leitner arbeitete als einer von vier Ortschefs von Anfang an am Projekt mit. So wurden laut Leitner auch kleine Gemeinden bei der Konzeptausarbeitung nicht aus den Augen gelassen. Zum Modell sagt er: "Neue Zeiten bringen neue Herausforderungen mit sich. Da braucht es auch neue finanztechnische Überlegungen. Herausgekommen ist ein zukunftsweisendes Projekt, das Bürokratie abbaut und die Mittel besser verteilt." Überprüft soll das neue Gemeindefinanzierungssystem dann spätestens im Jahr 2020 werden.
Zur Sache
Im Zentrum der Gemeindefinanzierung neu in Oberösterreich steht ein Fondsmodell:
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