Ein Unfall als Karriereturbo

Gut trainiert und hart im Nehmen sollte sein, wer sich dem  Ötztaler Radmarathon stellen will. Er gilt als extrem schwierig.
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  • Gut trainiert und hart im Nehmen sollte sein, wer sich dem Ötztaler Radmarathon stellen will. Er gilt als extrem schwierig.
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ATZESBERG (gawe). 16.000 Kilometer am Rad, 21 Rennen, davon viele Stockerlplätze – so sieht die Bilanz der Rennsaison von Christian Oberngruber heuer aus. Highlights dabei: Die Siege beim Dreisesselbergrennen, beim Race Around Austria, beim Mühlviertel 8000 (Team) beim Wachau Radmarathon und beim Saisoneröffnungsrennen in Leonding. Zum Drüberstreuen darf sich der 27-Jährige seit heuer auch Österreichischer Bergstaatsmeister nennen. Bei der Marathon Staatsmeisterschaft in St. Pölten reichte es nach 160 Kilometern schließlich mit 20 Zentimetern Rückstand „nur“ für Platz zwei.

Härtetest als Saisonhöhepunkt

Das brutalste Rennen heuer war aber zweifellos der Ötztaler Radmarathon, ein Fall nur für die härtesten unter der Sonne. Das Höhenprofil der Strecke alleine hat es in sich: Es schaut aus wie die Fieberkurve eines Schwerkranken. 238 Kilometer Strecke, 5.500 Höhenmeter, bis zu 18 Prozent Steigung. Mit Oberngruber war nur ein Mühlviertler war bei einem der sportlichen Höhepunkte für die besten Hobbyradsportler der Welt dabei.

Höllische Kletterpartie

4.000 Teilnehmer aus vielen Ländern fanden sich am Start ein. Wochen danach schildert „Chris“ seine Eindrücke: „Nach Sölden (auf 1.377 Meter) war ich in mit 50 Fahrern unterwegs. Nach dem ersten Anstieg auf das Kühtai (2.020 Meter) denkst du dir: War das heute so gescheit, dass ich in der Spitzengruppe mitfahre? Mein Kopf sagt mir: Ich würde gerne langsamer fahren, aber die Gegner motivieren mich aber zu höherem Tempo. Wenn du vorne dabei sein willst, musst du dieses Tempo mitgehen.“ Mit 109,4 Kilometer Spitze geht’s dann vom Kühtai herunter.

Bester Österreicher

„Nach 183 Rennkilometern – du bist schon total an der Grenze. Dann warten aber noch die 1.759 Höhenmeter hinauf aufs Timmelsjoch auf dich. Endlich im Ziel, bist du mausetot. Ich spüre heute noch alle Muskeln nach sieben Stunden Quälerei.“ Auf der Anzeigetafel leuchtet groß auf: Vierter: Christian Oberngruber, Racing Team Paintballfritz, 7:06.28,5. Ein siebter Platz gesamt und ein vierter Platz in seiner Klasse sind der Lohn dieser Schinderei.

In der Wiese gelandet

Seinen fatalen Radunfall als Beginn seiner Rennfahrerkarriere schildert der Softwareentwickler so: „Anfang August 2009 ist mir auf der Straße nach Pfarrkirchen ein Auto entgegengekommen. Es bog plötzlich links ab. Ich flog mit 30 km/h über die Motorhaube in Richtung Steinmauer“. Der Landeplatz war dann schließlich eine Wiese. Unfallfolgen: Oberschenkelknochen gesplittert. Das Knie ist seitdem nicht mehr ganz belastbar. Nach einer nochmaligen Operation 2012 war klar: Schmerzfrei laufen geht nicht mehr. Das ist das Ende der Läuferkarriere.

"Dank" Unfall aufs Rennrad

„Ich habe mir nach dem Unfall ein Rennrad gekauft. Nachbar Mathias Brunner hat mich zu den Rennen mitgenommen“, sagt er. Stockerlplätze stellten sich bald ein: Ein Sieg beim Kindberger Bergrennen und ein Podestplatz beim Rennen auf die Eidenberger Alm machten dann klar: Mit seinen 59 Kilogramm ist er Bergspezialist. „Jedes Kilo ist fünf Watt mehr Leistung", sagt Oberngruber. Zweifel plagten „Chris“ vorm Start in Kindberg (sechs Kilometer, 500 Höhenmeter) Anfang Mai: „Ich sterbe da hinauf. Warum tue ich mir diesen Sch.... überhaupt an?“ Eingezwickt in das Feld kam er beim Start nicht in die Clips der Pedale hinein. Laut Freundin Lisa ist das ein altes Leiden vom ihm. Sofort von 20 Konkurrenten überholt, reichte es für ihn schließlich doch noch zum überlegenen Sieg mit 1:27 Minuten Vorsprung.

„Du musst konsequent trainieren und streng zu dir sein“

Einen Karriereknick gab es auch heuer im Juni: Nach einem Schlüsselbeinbruch saß der Key Account Manager vier Tage nach der OP wieder auf dem Hometrainer, neun Tage danach wieder auf dem Rennrad und siegte 14 Tage nach der OP schließlich beim Hansberg Rennen. Mit einer anderen Sportart würde es finanziell wahrscheinlich besser ausschauen, aber : „Ich fahre nicht für Geld.“ Stolzes Preisgeld nach dem Ötztaler Marathon: 20 Euro.

Fotos: gawe

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