Bloggen für gelungene Integration
Der Rudolfsheimer Oday Aubaidy erklärt mit Videos arabischen Migranten wie die Wiener ticken.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Einer der strapaziertesten Begriffe der vergangenen Jahre ist Integration. Ständig wird diskutiert, wo bei ausbleibendem Erfolg das Versagen von Politik, Zuwanderern und Österreichern liegt. Einer, der tatsächlich weiß, was erfolgreiche Integration bedeutet, ist Oday Aubaidy. 2012 aus seiner Heimatstadt Bagdad geflüchtet, lebt der Videoproduzent seit drei Jahren im 15. Bezirk – und findet klare Worte für seine Landsleute: "Die deutsche Sprache zu beherrschen und Frauenrechte zu beachten sind wichtig, aber nicht genug!" Um der arabischen Community im wahrsten Sinn des Wortes vor die Augen zu führen, wie der Alltag der österreichischen Kultur aussieht, hat Aubaidy den YouTube-Blog "Free Smart Stylish" gegründet.
"Ich gebe Zuwanderern Tipps, wie Integration gelingen kann. Mir hat damals niemand Tipps gegeben, ich musste es auf die harte Tour lernen", scherzt der gelernte IT-Fachmann, der als Videoproduzent bei einer Mariahilfer Firma angestellt ist. "Die meisten Migranten aus dem arabischen Raum möchten sich integrieren, aber es gelingt aus verschiedenen Gründen nicht. Diese Gründe sind die Sprache, die Kultur und viele Missverständnisse." Diese Irrtümer reichen von den strengen gesetzlichen Regelungen in Österreich über das Begrüßungsbussi bis hin zu alltäglichen Konversationen. "Im arabischen Raum gilt es als sehr höflich, wenn der Mann einer Frau bei einer Unterhaltung nicht in die Augen blickt. Das ist ein Zeichen des Respekts. Hier hat es allerdings genau den gegenteiligen Effekt, nämlich wird durch den fehlenden Augenkontakt ein Desinteresse interpretiert." Auch das berühmte Bussi zur Begrüßung ist in arabischen Ländern nur unter gleichgeschlechtlichen Freunden üblich.
Der perfekte, äußerliche Eindruck
In insgesamt 25 hochgeladenen Videos erklärt Aubaidy nicht nur die Wiener Seele sondern nimmt sein Publikum mit auf Partys, Konzerte oder Wochenendtrips. "Die meisten Reaktionen bekam ich auf ein Video von einer Kostümparty. Verkleidungen kennt man im arabischen Raum nicht." Aber auch an juristischen Dinge wie Arbeitsgenehmigungen oder Steuernummern verzweifeln viele Zuwanderer. "Wenn ich im Irak ein Fahrradgeschäft eröffne, brauche ich weder ein passendes Zertifikat noch eine Steuernummer. In Österreich gibt es nun einmal diese Vorgaben, das hat nichts mit Schikane zu tun, sondern ist hier einfach so. Das muss aber erst in den Köpfen der Leute ankommen."
Auch dass ein gutes Auftreten wichtig ist, vermittelt Aubaidy in seinen Videos, die sich hauptsächlich an Leute zwischen 18 und 25 Jahren richten. "Die meisten jungen Leute tragen T-Shirts, Jeans und Turnschuhe. Wenn jemand beruflich in der Wirtschaft Fuß fassen möchte, sind Turnschuhe wirklich keine gute Wahl. Das mag zwar oberflächlich klingen, aber: Um meine inneren Werte zu vermitteln, muss erst einmal jemand mit mir reden. Und das geht nun einmal durch das Auftreten." Um sein eigenes Auftreten muss sich Aubaidy, der auch als Videofilmer für Wiener Musiker wie Simon Fanta tätig ist, keine Sorgen machen. Adrett und klassisch gekleidet fällt er im Wiener Stadtbild eher positiv auf. "Ich liebe Wien, es ist die beste Stadt, in der ich je war. Die Architektur, die Offenheit der Wiener, mit denen leicht ins Gespräch zu kommen ist und die Vielfalt der Einwohner machen Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt. Das soll auch die arabische Community erkennen und sich mehr anstrengen, sich hier zu integrieren."
Und der beste Ort in Wien? "Der 15. Bezirk! ich wohne im Bereich der Schweglerstraße und liebe es. Es gibt Märkte, die öffentliche Anbindung ist perfekt und das Grätzel ist immer belebt. Amazing!"
Die Videos von Oday Aubaidy finden Sie auf YouTube unter Free Smart Stylish
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.