Episoden aus meinem Leben - Latein

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Episoden aus meinem Leben
15. Splitter - Ich bitte um einen passenden aussagekräftigen Titel

Es ist möglich, mit diesem Link die früheren Splitter nachzulesen.

Chorgebet

Als morgen zum heute wird, begeben wir uns schweigsam - wie von der Regel vorgesehen - in den Chor, wo wir die lateinischen Chorgebete wie in Innsbruck absolvieren. Anders sind nur der Ort, das antike Gestühl und diejenigen, die mit mir beten. Bei der viertelstündigen Meditation kann ich wieder in Deutsch über Sinn und Zweck meiner Berufung zum Ordenspriester nachdenken.

Das Frühstück bietet nicht viel Gelegenheit zur Unterhaltung untereinander und die Vorlesung, die zu meinem Glück ohnehin in Latein gehalten wird, läßt nicht viel Möglichkeit. mit meinen Mitbrüdern direkten Kontakt aufzunehmen.

Auch das Mittagessen im Refektorium beginnt mit einer Lesung in italienischer Sprache, bei der wir alle zum Silentium, zum Schweigen verpflichtet sind. Anschließend wechsle ich unbeholfen ein paar Worte, wohl eher Blicke und Gesten, mit meinen Sitznachbarn.

Danach wird es kritisch: wir dürfen und sollen uns unterhalten. Ich höre dem italienischen Geplauder zu und fühle mich irgendwie - trotz aller Freundlichkeit - ausgeschlossen, nachdem auch die Spanier außer ihrer Muttersprache untereinander nur ein etwas verformtes Italienisch sprechen. Auch hinter dem Kanadier kann ich mich nicht ewig verstecken und Deutsch kann niemand.

Demgemäß stellt die Unterhaltung mit meinen Studienkollegen nicht nur mich, sondern auch sie vor eine Herausforderung, denn Latein hören und Latein sprechen ist doch grundverschieden.

Also presche ich vor und spreche einen meiner italienischen Mitstudenten an und frage ihn bescheiden: "Linguam Latinam adhibere possumus?" ("Können wir die lateinische Sprache verwenden?"). Ziemlich unerwartet steigen alle auf diese Möglichkeit der gegenseitigen Kommunikation ein und alles wird so ganz spielerisch viel leichter. Ich bin richtiggehend froh.

Abgesehen von diesem Problem, das damit gelöst zu sein scheint, gibt es unweigerlich das Thema, wie ich rasch genug Italienisch lernen kann. Ich lerne zwar fleißig aus meinem Deutsch-Italienisch-Lehrbuch italienische Vokabeln samt deren Aussprache. Bei den Deklinationen und Konjugationen hingegen und vor allem bei den typischen italienischen Redewendungen verlasse ich mich voll auf meine "Confratres" oder Mitbrüder, die mich auch bereitwillig - wir sind ja eine große Familie - unterstützen.

Was zwar kein Problem darstellt, aber ein Phänomen, das mit meiner Umsiedlung aus Österreich nach Italien zu tun hat, ist die Änderung meines Namens: "Frater Clemens Maria" auf "Fra Clemente Maria". Das "Maria" ist dabei - wenn auch ungewohnt für Außenseiter - keine Überraschung, denn wir alle tragen als "Diener Mariens" oder "Servi di Maria" den Beinamen "Maria". Aber Frater Clemens und Fra Clemente klingen zumindest in meinen Ohren doch etwas anders. Der Name "Fra Clemente" weist mich ja als Italiener aus, der ich nicht bin. Wie lange wird es dauern, bis ich als solcher durchgehen kann, wenn ich meinen Mund aufmache?

Wie schon erwähnt gibt es beim gemeinsamen Mittagessen im Refektorium die Gepflogenheit, dass einer von uns jungen Fratres eine Tischlesung in Italienisch hält, was alle übrigen zum Schweigen, zum Silentium verpflichtet. Ich, Ausländer, bin, wie die bereits geweihten Geistlichen, von dieser Pflicht entbunden. Ich will aber nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen sein. Also biete ich mch sehr bald, angespornt durch die Animation des Pater Prior, an, eine solche Lesung zu halten, es zumindest zu versuchen. Im Großen und Ganzen funktioniert es, nur ab und zu verursache ich mit meiner falschen Aussprache von italienischen Wörtern ein Schmunzeln und Kichern bei meinen Zuhörern. Einmal kann sich einer der Lauschenden nicht zurückhalten, sogar in lautes Gelächter auszubrechen, was viele andere dazu animiert, es ihm nachzutun. Da das mitten im angeordneten Silentium passiert, amüsiert das unweigerlich auch mich den Verursacher und bestärkt mich, mit der Lesung in Italienisch weiterzumachen, solange es der Pater Prior nicht als gewollte Verletzung der Schweigepflicht ansieht. Auch so kann ich erkennen, wo ich Fehler bei der Aussprache mache.

Als ich - meiner Meinung nach - schon ausreichend Italienisch gelernt habe, wage ich, ganz alleine in die Stadt zu gehen, um einen Film für meinen Fotoapparat einzukaufen. Da erwartet mich ein besonderes Erlebnis: in dem Geschäft gibt es eine nette junge Verkäuferin und ich bin etwas überrascht und gehemmt, nach so langer Zeit wieder ganz alleine einem weiblichen Wesen zu begegnen. Aber das gibt mir jetzt die Gelegenheit, das dritte italienische Wort, welches ich aus Österreich mitgebracht habe, zu verwenden: "Buon giorno Signorina!" Es ist mir dann zwar peinlich, als ich im Nachhinein bemerke, dass ich mich mit diesem attraktiven Mädchen aus Unwissen per Du unterhalte und nicht per Sie, wofür ich das italienische "Lei" verwenden hätte müssen. Peinlich hin oder her, ich finde es aufregend, weil ich als Kleriker in voller Ordenstracht eine junge Frau geduzt habe.

Ein Jahr später macht mir eine ganz andere sprachliche Barriere zu schaffen, die mich aber veranlasst, insgeheim in mich hineinzulächeln. Professor Pater Piras ist 87 und unterrichtet das Fach Ethik. Er tut es als einziger in Italienisch. Schon seinem Unterricht kann ich kaum folgen, weil meine Kenntnisse noch nicht ausreichen, sein genuscheltes Italienisch zu verstehen. Bei der Prüfung, die ich in diesem Fach bei ihm ablegen muss, stellt er die Fragen so stark nuschelnd, dass ich im Endeffekt nichts, aber schon gar nichts verstehe. Ich weiß aus den Begegnungen mit ihm, dass er auch schon schlecht hört. Ihm hingegen ist bewusst, dass ich fremdsprachig bin. Also macht er es mir und sich selber leichter, indem er seine Fragen so stellt, dass sie mit "si" oder "no" beantwortet werden können. Ja oder nein kann ich in Italienisch sagen, seine Fragen verstehe ich trotzdem nicht. Also sage ich ganz einfach auf gut Glück einmal "si" und einmal "no". Offensichtlich bin ich dabei nicht allzu oft daneben gelegen, sodass ich die Prüfung bestehe. Am Aushang sehe ich anderntags, dass meine Note in Ethik gerade noch vor "nicht bestanden" rangiert. - Und?

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