Klaviere aus dem 15. Bezirk: Musik als Lebenselixier
Klavierbauer Bernhard Balas ist einer der letzten Meister seines Fachs. Jetzt baut er auch andere Instrumente.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Vom Klavier zur Bassgambe: Seit 1995 haucht Bernhard Balas in seiner Werkstatt in der Märzstraße 103 alten Tasteninstrumenten wie Clavichord, Spinett oder großen Konzertflügeln neues Leben ein.
Er stimmt, repariert und restauriert die komplexen Musikinstrumente und baut als einer der letzten Handwerksbetriebe in Europa noch selbst mit viel Zeit, Muße und liebevoller Hingabe diese schönen Tasteninstrumente. Das ist unter anderem auch der Grund, warum jedes Instrument, das seine Werkstätte verlässt, auch wirklich einzigartig klingt – was Meister Balas seinen Kunden gleich vor Ort demonstrieren kann: Er ist nämlich auch ein großartiger Pianist.
Kampf zurück ins Leben
Vor seiner schweren Lungenerkrankung vor drei Jahren werkten hier sieben Leute. Heute arbeitet Balas alleine mit einem Lehrling. Er nimmt sich Zeit für seine Arbeit, das Leben, das Kochen, seine Freunde und die Musik. "Es war ein Wunder, dass ich diese Legionelleninfektion überhaupt überlebt habe. Als ich aus dem Spital kam, musste ich alles neu lernen, jeden Handgriff", erinnert er sich. Seine größte Sorge war aber, dass er das Klavierspielen verlernt haben könnte. "Ich wusste, ich musste mich auf das Wesentliche konzentrieren. Was für ein Geschenk, dass mich die Musik und meine Fähigkeiten nicht verlassen haben! Sie sind ja mein Lebenselixier." Balas arbeitet viel und öffnet seine Werkstatt erst um 16 Uhr für seine Kunden. Und er baut jetzt erstmals auch andere Instrumente, als Hobby und nur für sich. Demnächst will er sich an den Bau einer Geige wagen.
Mein Leben: ein Film
Als Regisseur Walter Größbauer Bernhard Balas vor einigen Jahren fragte, ob er mit und über ihn einen Film drehen könne, wusste Balas noch nicht, was da alles auf ihn zukam. "Er hat zweieinhalb Jahre meines Lebens begleitet. Die Kamera war immer mit dabei, ob wir vor der Werkstatt mit Freunden plauderten, gemeinsam wandern und fischen gingen oder gekocht haben", erzählt Balas. Das Ende der Dreharbeiten fiel mit seiner schweren Erkrankung zusammen. Doch zur Premiere 2015 im Votivkino war Balas wieder auf den Beinen – noch schwach, aber er wollte unbedingt dabei sein. "Es ist ein berührender Film über beeindruckende Menschen, die mich mein Leben lang begleitet haben, über mein Handwerk und eine Stadt voller Musik", sagt der heute 52-Jährige. "Und ja: Ich habe damals geheult wie ein Schlosshund."
Übrigens: Der Film heißt "Sommer in Wien" und wurde im In- und Ausland vielfach ausgezeichnet. Infos zum Film gibt es auf www.fortuna-media.com. Über den Klavierbauer selbst erfährt man Genaueres auf www.klavierbau-balas.at
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