Eröffnung
"Boden für Alle" Architekturausstellung in Salzburg

v.l.n.r Franz Seidl, Vizepräsident der Ziviltechnikerkammer OÖ/Sbg und Karoline mayer, Kuratorin am Architekturzentrum Wien.  | Foto: Johanna Janisch
4Bilder
  • v.l.n.r Franz Seidl, Vizepräsident der Ziviltechnikerkammer OÖ/Sbg und Karoline mayer, Kuratorin am Architekturzentrum Wien.
  • Foto: Johanna Janisch
  • hochgeladen von Johanna Janisch

Boden steht uns nicht unendlich zur Verfügung und ist keine Ware, deren Preis man durch Vermehrung beeinflussen kann. Die Wanderausstellung "Boden für Alle" des Architekturzentrums Wien macht nun Halt in Salzburg und greift die Problematik der fehlenden Bodenpolitik in Salzburg auf.

SALZBURG. Der Tourismus ist in Salzburg ein ständiger wachsender Wirtschaftszweig und schafft viele Arbeitsplätze. Er sorgt aber auch dafür das eine bestimmte Konzentration an einem Ort stattfinden und andere Orte im Regen stehen bleiben. Der Tourismus führt zu einem vermehrten Flächenverbrauch, greift in die Umwelt ein und verdrängt die Bevölkerung durch steigende Wohnpreise in Randgebiete. 

Würdest du es befürworten wenn der Bau von freistehenden Häusern eingeschränkt wird?

Der Grund touristische Unterkünfte in Salzburg sind nicht nur regional sondern auch international gefragt und werden als lohnenswerte Anlageobjekte betrachtet. Die Gemeinden profitieren zwar von mehr Budget merken aber zunehmend das diese Entwicklung Einfluss auf die Salzburger Bevölkerung hat. Nachhaltiger Tourismus, der nicht auf Kosten der Bevölkerung und Umwelt geht wäre möglich, das zeigt die gegründete Initiative der "Bergersteigerdörfer", die sich in den Alpenländern wie Schweiz, Österreich, Italien, Slowenien und Deutschland selbst Beschränkungen auflegen, um einen sanfteren Tourismus möglich zu machen.

Rund 60 Prozent der leerstehenden Wohnungen in Salzburg sind Zweitwohnsitze.  | Foto: Symbolbild Pixabay
  • Rund 60 Prozent der leerstehenden Wohnungen in Salzburg sind Zweitwohnsitze.
  • Foto: Symbolbild Pixabay
  • hochgeladen von Johanna Janisch

Wo bleibt die mutige Bodenpolitik?

Seit Jahren wird darüber diskutiert das die Zersiedelung des Landes immer weiter fortschreitet und trotzdem wird weiter Bauland zur Verfügung gestellt, der Bau von Chaletdörfern in den Alpen stattgegeben und immer mehr grüne Wiesen für den Bau von noch größeren Einkaufszentren geopfert. Zurecht stellt sich hier die Frage - wo bleibt das Einschreiten der Politik? Was sind die wirtschaftlichen Hintergründe dieser Entwicklung und welchen Einfluss hat das auf uns?

Die Ausstellung "Boden für Alle" möchte zeigen, das die Instrumente um die Ressource Boden zu schützen vorhanden wie beispielsweise in der Schweiz, die den Planwertausgleich eingeführt hat um einen teil der Wertsteigerung einer Immobilie für öffentliche Investitionen und Umwidmungen von überschüssigen Bauland in Grünland nutzt.

In Österreich scheitert ein solches Gesetz an unserem Eigentumsrecht. Experten befürchten den Konflikt mit der Unantastbarkeit des Eigentums. Vielleicht braucht es aber zum Allgemeinwohl eine Überarbeitung des Eigentumsschutzes, damit Gewinne nicht gänzlich dem Grundeigentümer, sondern auch der Stadt oder Landentwicklung dienen. 

Ansätze um die Bodenpolitik  effektiver zu gestalten

In anderen Ländern gibt es bereits erfolgreiche Ansätze die verhindern das Ortschaften aussterben, Flächen in zu großer Zahl verbaut werden und wichtige Natur- und Lebensräume erhalten bleiben. 

Zersiedelung durch Mindestdichten vermeiden

Das einzige Bundesland in Österreich das sich auf eine vorgeschriebene Mindestdichte beim Bau geeinigt hat ist die Steiermark. Das Bundesland verfügt über eine landesweit geltende Bebauungsdichteverordnung. Die Verantwortung sich daran zu halten liegt jedoch bei den einzelnen Gemeinden und erlaubt prinzipiell jede Bebauung. 

Perfektioniert hat die Mindestdichte der Nachbar Südtirol. Bei neuen Mischgebieten besteht eine bauliche Dichte von 1,5 Kubikmetern pro Quadratmeter. Dadurch wird verhindert das viele freistehende Häuser entstehen. 

Den Bau von freistehenden Einfamilienhäusern zu regulieren könnte dazu beitragen die zur Verfügung stehende Fläche besser zu nutzen. | Foto: Symbolbild Unsplash
  • Den Bau von freistehenden Einfamilienhäusern zu regulieren könnte dazu beitragen die zur Verfügung stehende Fläche besser zu nutzen.
  • Foto: Symbolbild Unsplash
  • hochgeladen von Johanna Janisch

Karoline Mayer,  Kuratorin des Architekturzentrums Wien gibt zu bedenken, dass in der österreichischen Bevölkerung noch nicht das Bewusstsein vorhanden ist das es flexiblere Wohnmodelle geben muss. Das extrem sollte nicht sein Wohnung oder Einfamilienhaus, sondern Doppelhaushälften oder Reihenhäuser, die Privatsphäre bieten aber auch den Zusammenhalt der Nachbarn und das Grün vor der Haustür. 

Ortszentren stärken

Das Orts- und Stadtzentrum zu beleben trägt dazu bei das nachhaltige städtebauliche Strukturen entstehen und sich damit auch soziale Missstände beheben lassen. Vorreiter ist hier der Nachbar Deutschland, der in Form der Städtebauförderung finanzielle Mittel an die Bundesländer verteilt um den Stadtumbau zu unterstützen. 

Städte und Gemeinden können einen Förderantrag an die Regierung stellen und erhalten zusätzlich zu ihren eigenen finanziellen Mitteln Finanzhilfen, die an ein im Vorfeld festgelegtes integriertes städtebauliches Konzept gebunden sind. 

Auch in Österreich könnte die Umsetzung eines solchen Konzepts zu mehr Lebensqualität und dichteren Strukturen führen.  Im  Jahr 2019 wurde  deshalb im Rahmen von Fachempfehlungen der Wunsch nach einer von Bund getragene Städtebauförderung an die Regierung herangetragen. Vonseiten der Landeshauptleute wurde mit dem Entschluss die Fachempfehlung zu unterstützen der erste Schritt in Richtung einer nachhaltigen Ortsentwicklung gesetzt.

Flächensparen belohnen

Beim Grundsteuereinkommen pro Kopf liegt Österreich im Vergleich mit  den restlichen EU-Staaten auf Platz 18. Eine Neuregelung der Grundsteuer sei fällig.  Alternative Modelle stellen die Bodenwertssteuer oder die ökologische Flächennutzungssteuer vor. Hierbei wird nur der Verkehrswert der Grundfläche besteuert.  Damit sollen Baulandreserven mobilisiert und eine dichtere Bebauung bewirkt werden. 

Acker und Grünflächen stehen uns nicht in unbegrenzter Anzahl zur Verfügung. Der Umgang mit ihnen sollte verantwortungsvoll passieren. | Foto: Symbolbild Pixabay
  • Acker und Grünflächen stehen uns nicht in unbegrenzter Anzahl zur Verfügung. Der Umgang mit ihnen sollte verantwortungsvoll passieren.
  • Foto: Symbolbild Pixabay
  • hochgeladen von Johanna Janisch

Die ökologische Flächennutzungssteuer sieht eine Verhaltenslenkung mit acht Steuerklassen vor. Während naturbelassene Flächen gar nicht besteuert würden, fallen Verkehrsflächen oder Grundstücke mit Hochhäusern in die höchste Steuerklasse. Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile und  es ist vor allem eine politische Entscheidung, welche Rolle die Grundsteuer in Zukunft einnehmen soll.

Das könnte euch auch interessieren
Dachbodenausbau unkomplizierter und günstiger möglich
Kundgebung für mehr Naturschutz und weniger Verbauung

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.