Flüchtlingslager Moria
VIDEO - Forderung nach mehr Solidarität
Ärzte ohne Grenzen sprachen in der Robert-Jungk-Bibliothek über Moria.
SALZBURG. In der Robert-Jungk-Bibliothek fand vergangene Woche die Auftaktveranstaltung der "Corona Lecture" statt – das ist eine Veranstaltungsreihe, die den gesellschaftlichen Diskurs fördern soll. Beim Vortrag "Die Grenzen unserer Solidarität" wollte man jene Menschen in den Vordergrund rücken, die aus der öffentlichen Wahrnehmung beinahe verschwanden: die Geflüchteten in Moria. Dazu sprachen zwei Ärztinnen von Ärzte ohne Grenzen und der Friedens- und Konfliktforscher Werner Wintersteiner, der mittels Live-Schaltung dabei war.
"Die moralische Entrüstung ist wichtig und richtig"
, betonte Wintersteiner und erklärte, dass die europäische Flüchtlingspolitik eigentlich eine Flüchtlingsabwehrpolitik sei und einer der Gründe für den "Sprengstoff" des Themas in einer Umlenkung des eigenen Unmuts über die soziale Situation liegt. So wird z. B. anhand unzureichender Kinderbeihilfe geschimpft, wenn "die anderen" scheinbar bessere Sozialleistung bekommen.
Grenzen der Solidarität
Gerade in der Corona-Zeit haben sich viele Salzburger solidarisch mit Risikogruppen-Zugehörigen vor Ort gezeigt, dabei verschwand die Flüchtlingssituation aus dem Blickwinkel. Das für 2.800 Menschen angedachte Lager in Moria beherbergte rund 12.600 Menschen und wird als das offizielle Aufnahmezentrum der EU angesehen. "Mit einem Stacheldraht sah es mehr wie ein Hochsicherheitsgefängnis aus", erzählt Monika Gattinger, die für Ärzte ohne Grenzen ein halbes Jahr vor Ort war und über die unmenschlichen Zustände berichtete.
"Die Menschen haben kaum Wasser und kaum Essen. Und das mitten in Europa. Die normalen Hygieneregeln waren dort unmöglich einzuhalten."
Für Gattingers Kollegin Kateřina Šrahůlková stand fest, dass sie jenen helfen wollte, die Hilfe brauchten. Als Kinderpsychologin versuchte sie Kinder mit Suizidgedanken zu stabilisieren und ihnen Hoffnung zu schenken. Dabei sagt sie: "Moria war für manche Kinder auch ein Ort, an dem sie traumatisiert wurden."
Den Vortrag kann man hier im Video ansehen:
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