Kein Geld für Haustiere

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„Keine Arbeit, kein Geld, kein Futter“, diese Worte hören die Mitarbeiter des Salzburger Tierheims in den letzten Monaten besonders häufig: „Es ist rundherum eine Katastrophe“, erzählt Ulrike Weinberger: „Pro Woche rufen sicher zehn Leute an, die sich ihr Haustier nicht mehr leisten können.“ „Langsam platzen die Auswirkungen der Krise überall auf“, kennt Robert Buggler von der Armutskonferenz die Entwicklung. Zwölf Prozent der Salzburger sind armutsgefährdet, Tendenz steigend.

SALZBURG (drs). Erst kürzlich holten Tierschützer zwei Meerschweinchen aus einem Keller einer Familie: Beide Elternteile waren arbeitslos geworden. Das Geld reichte vorne und hinten nicht mehr. Weil sie sich um die Vierbeiner finanziell nicht mehr kümmern konnten, wurden die zwei Nager – nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ – kurzerhand in den Keller übersiedelt. „Irgendwann rief dann die Mutter doch an: ‚Keine Arbeit, kein Geld‘, sagte sie“, erinnert sich Ulrike Weinberger. Dass die Tiere darunter leiden, das muss nicht sein, appellieren die Tierschützer an die Besitzer. „Die Tierschutzvereine helfen, wo es möglich ist“, sagt Tierschutz-Ombudsmann Alexander Geyrhofer.

Zehn Abgabetiere pro Woche
Der Fall ist kein Einzelschicksal. Im Tierheim werden im Durchschnitt zehn Tiere pro Woche aus finanziellen Gründen abgegeben, auch der Österreichische Tierschutzverein berichtet von regelmäßigen Fällen, aber nicht immer kommt bei der Abgabe sofort der wahre Grund ans Tageslicht – aus Scham. Für Robert Buggler eine bekannte Verhaltensweise: „Die Menschen nutzen vorher sämtliche privaten Ressourcen aus, bevor sie öffentliche Hilfe annehmen.“ Dass es sogar bis zur Abgabe des eigenen Haustieres geht, das verwundert den Experten aber doch. Immerhin ist der Vierbeiner gerade in schlechten Situationen und bei alleinstehenden Leuten eine wichtige emotionale Stütze.

Die Tierschützer nehmen vermehrt nicht nur Hunde und Katzen auf, sondern auch viele Kleintiere. „Die Leute unterschätzen die Kosten oft: Ein Meerschweinchen kostet in der Haltung sicher genausoviel wie eine Katze“, weiß Weinberger. „Die Leute machen es sich oft aber auch zu einfach“, kritisiert Geyrhofer.

Futterspenden gesucht
Die Vereine unterstützen in Not geratene Herrl und Frauerl – „soweit es geht“, sagt Isabell Steiner vom Salzburg-Büro des Österreichischen Tierschutzvereines. Erst kürzlich gingen Futtermittelspenden an eine alleinstehende Pensionistin, die am Existenzminimum lebt. Sie hätte ihren Hund sonst abgeben müssen. Allerdings: „Auch wir leben nur von Spenden“, sagen die Tierschützer: „Natürlich müssen auch wir haushalten.“

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