Kommentar
Erforderlich ja, aber sicher nicht "normal"
Schrittweise zurück zu einer "neuen Normalität" – eine Phrase, die unsere Bundesregierung nur allzu gerne benützt. Die Vorfreude, dass wir hoffentlich bald wieder unsere Familie und Freunde zum Kaffee treffen können, die Kinder wieder in die Schule dürfen und wir in unserer Freizeit ein Tennismatch absolvieren können – freilich alles unter besonderen Bedingungen – ist entsprechend groß. Das ist auch gut so und für die Gesellschaft enorm wichtig.
Aber wir sollten uns davor hüten, dies unter dem Begriff "Normalität", ob alte oder neue sei dahingestellt, laufen zu lassen. Denn es ist nicht normal, dass die Zahl an Arbeitslosen in schwindelerregende Höhen steigt und die Sozialberatung der Caritas mit deutlich mehr Anfragen konfrontiert ist wie vor Corona.
Es ist nicht normal, dass Menschen ihre Angehörigen in Seniorenwohnhäusern nur durch eine Plexiglasscheibe getrennt ohne direkten Kontakt sehen können. Es ist nicht normal, dass Kellner uns unseren Espresso mit Mundschutzmaske servieren. Es ist auch nicht normal, dass Freunde in Italien oder Deutschland nicht einfach besucht werden können und unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. All das ist erforderlich und notwendig, aber eines sicher nicht: normal. Und das sollte uns stets bewusst sein.
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